Wie der Photovoltaik-Großhandel derzeit Engpässe managed

Eine großräumige Lagerhalle, wie sie auch beim Photovoltaik-Großhandel zum Einsatz kommen.Foto: hor / stock.adobe.com
Der Photovoltaik-Großhandel hat mit Knappheiten zu kämpfen.
Die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen ist bereits im vergangenen Jahr und jetzt noch deutlicher gestiegen. Dies bedeutet für Installateure und Hersteller eine große Herausforderung. Aber auch der Großhandel als Bindeglied muss sich darauf einstellen. Er reagiert teils mit weiterer Expansion.

Udo Möhrstedt hat schon viele Aufs und Abs in der Solarbranche gesehen, seitdem er 1982 die heutige IBC Solar AG gründete. Jetzt sei es mal wieder an der Zeit, die Knappheiten zu managen, sagt Möhrstedt, und die Kunden beim Photovoltaik-Großhandel im Blick zu haben. Möhrstedts Sohn Julius ist ebenfalls involviert, um das Unternehmen durch diese Phase zu führen. Ohne eigene Investitionen gehe es nicht, so Julius Möhrstedt. IBC nehme weitere Produkte ins Sortiment auf, um Alternativen bieten zu können. Damit verbunden ist Personalaufbau. Denn bei einem guten Großhändler müsse Beratungs-Know-how zu den einzelnen Produkten vorhanden sein. Und außerdem erfordere die angespannte Liefersituation eine intensivere Kommunikation mit den Kunden.

Viele Photovoltaik-Produkte sind knapp

Die meisten Produkte sind knapp, so ist von Großhändlern für Photovoltaik wie IBC, Baywa r.e., Krannich und Memodo zu erfahren. Dies gilt etwas weniger für Solarmodule und mehr für Wechselrichter und Speicher, deren Hersteller auf mehr Vorprodukte angewiesen sind.

Doch nicht nur die Großhändler müssen sich derzeit flexibler aufstellen. Das treffe auch auf die Installateure zu, sagt Alexander Schütt, Geschäftsführer bei Baywa r.e.. So rät er ihnen, den Endkunden keine speziellen Produkte anzubieten, sondern eher einen Typus dieser Produkte. Wichtig sei es auch, die Aufträge nicht nach einem festen Zeitplan, sondern nach Verfügbarkeit abzuwickeln. Denn Engpässe könne es derzeit überall geben, auch bei Kleinigkeiten wie Dachhaken und Klemmen. Daher stärke auch Baywa die Vielfalt an Produktalternativen. Zudem baue das Unternehmen weitere Lagerkapazitäten auf, berichtet Schütt Dabei gebe es bereits 50 Lager weltweit mit einem Warenbestand im dreistelligen Millionenbereich auf insgesamt rund 200.000 Quadratmetern Lagerfläche. „Wir wollen noch mehr einkaufen und aufstocken“, sagt Schütt. Aber auch Lagerplatz werde derzeit knapp. Denn alle würden einen höheren Lagerbestand aufbauen wollen.

Lücken im PV-Lager

Es sei natürlich im Interesse der Großhändler für einen schnellen Warendurchlauf zu sorgen, erklärt Schütt, aber momentan stocke die Lieferkette. Einige Aufträge von Kunden müsse man mehrfach anfassen, weil nicht alle Komponenten immer verfügbar seien. Das sorge für Mehrarbeit. „Wir stellen massiv ein“, sagt Schütt. Das gelte für den Vertrieb, den Einkauf und das Produktmanagement.

Auch Krannich arbeite an der Ausweitung des Produktportefolios, sagt Anita Hartmayer, die Marketingchefin von Krannich Solar. Und für die Kunden wolle der Händler das außerdem im Onlineshop für Installateure besser abbilden. Dort sei es nun leichter mög­lich, sich Produktalternativen anzeigen zu lassen.

Photovoltaik-Großhandel: Digitalisierung wichtig

Direkt mit einem Online-Großhandel für Photovoltaik-Installateure war Memodo im Jahr 2013 gestartet – zunächst mit einem Lager in einer halben Scheune. 2020 lag der Umsatz bei rund 170 Millionen Euro mit modernen Lagern. Daniel Schmitt, einer der drei Gründer und Geschäftsführer von Memodo, berichtet ebenfalls von längeren Lieferzeiten einzelner Komponenten. Dies führe auch bei Installateuren dazu, dass sie die Anlagen gestückelt installieren müssten. Bei diesem Prozess betrachtet er die Planung als Aufgabe des Großhändlers. Dabei helfe Memodo eine weitgehende Digitalisierung: „Jede Seriennummer, jede einzelne Schraube können wir nachverfolgen.“

Als weitere Herausforderung für den Photovoltaik-Großhandel sieht Schmitt ­– ebenso wie andere – das wachsende Interesse von Installateuren. Es gebe viele neue Kunden, die sich ganz neu oder nach einigen Jahren wieder der Photovoltaik zuwendeten. Diesen bieten einige Großhändler Schulungen an. Schmitt hält dies für wichtig: „Wir brauchen mehr Handwerker.“ Denn auch die sind jetzt knapp.

19.5.2022 | Autor: Andreas Witt
© Solarthemen Media GmbH

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