Verbände fordern bessere Bedingungen für Tiefe Geothermie

Eine Geothermie-Anlage von oben bei Sonnenaufgang.Foto: Stephan Kelle, Geovol
Tiefe Geothermie braucht wenig Platz - das macht sie auch für Städte zu einer interessanten Wärmequelle.
In einem gemeinsamen Positionspapier drängen die Branchenverbände AGFW, BEE, VKU und der Bundesverband Geothermie gemeinsam darauf, die Tiefe Geothermie stärker zu forcieren.

Der im Koalitionsvertrag vereinbarte Anteil von 50 Prozent erneuerbarer Wärme bis 2030 mache es nötig, massiv erneuerbare und klimaneutrale Wärmequellen zu erschließen. In Deutschland sind aktuell 42 Anlagen für Tiefe Geothermie in Betrieb, die ca. 1,3 TWh Wärme pro Jahr liefern.

Für das Erreichen des Klimaziels hat die Bundesregierung 10 TWh aus Tiefer Geothermie einkalkuliert. Vor allem für Wärmenetze in Großstädten soll sie eine zunehmende Rolle spielen. Der RED II-Bericht der Bundesrepublik Deutschland an die EU-Kommission beziffert das technische Potenzial der hydrothermalen Geothermie für Wärmenetze hingegen mit mehr als 100 TWh/a. Dies beinhaltet die Nutzung von heißem Wasser aus tiefen Gesteinsschichten, wie sie heute üblich ist. Hinzu kommt rechnerisch noch das petrothermale Potenzial, für das erst Wasser durch heißes Gestein gepumpt werden muss. Dieser Anlagentyp ist in Deutschland bisher aber nicht kommerziell im Einsatz. Ebenfalls hinzurechnen lässt sich die mögliche Nutzung von Wärme aus Grubenwasser.

Das Missverhältnis zwischen Potenzialen und realisierten Projekten zeige, dass die ökonomischen Rahmenbedingungen dringend verbessert werden müsste, erklären die Verbände. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU), der Bundesverbandes Geothermie (BVG), der Energieeffizienzverbandes für Wärme, Kälte und KWK (AGFW) und der Bundesverbandes Erneuerbare Energien (BEE) schlagen daher eine Reihe von Maßnahmen vor.

BEW ist entscheidendes Programm für Wärme aus Tiefer Geothermie

Die Bundesförderung Effiziente Wärmenetz sei das entscheidende Instrument für die klimaneutrale Wärmeversorgung. Mit ihr sollten alle Investitionsschritte für Tiefe Geothermie gefördert werden – von der Machbarkeitsstudie über die Erschließung bis zur Ausgleichsmaßnahme und den Betriebskosten mit und ohne Wärmepumpe. Weil das teuer ist und das Geld nicht an anderer Stelle im Programm fehlen darf, solle das Budget der BEW bis 2030 auf mindestens 2,5 Milliarden Euro jährlich angehoben werden.

Wärmenetze müssten ausgebaut werden – Hemmnisse seien dafür abzubauen und Anreize zu verstärken. Für Quartiere und Nahwärmenetze sollten Informations- und Beratungsangebote gestärkt werden. Die Geothermie müsse auch in der Förderung auf dieser Ebene stärker berücksichtigt werden, zum Beispiel in der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG)

Zudem solle es flächendecken eine Kommunale Wärmeplanung geben. Diese sei bei der Geothermie besonders wichtig, um eine umfassende Datenbasis zu erhalten. Die Finanzierung der Wärmeplanung müsse hingegen über Bund und Länder erfolgen.

Noch immer zu wenig Daten über den Untergrund in der Tiefe

Die Kenntnisse über den Untergrund in mehr als 1.000 Metern Tiefe müssten systematisch verbesssert werden. Hier sehen die Verbände ebenfalls Bund und Länder in der Pflicht. Sie schlagen zudem eine zentrale Datenbank vor, um die bisher verfügbaren Informationen von öffentlichen und privaten Stellen zu sammeln. Da trotz aller Kenntnisse die Geothermie-Projekte vor allem in der frühen Phase ein hohes Risiko darstellen, sollen öffentliche Stellen dieses abfangen. Dafür schlagen die Verbände eine Art Versicherung vor.

Auch die Aus- und Weiterbildung soll mehr Priorität bekommen, damit die Geothermie nicht an den fehlenden Fachkräften scheitert. Ein Fokus könne dabei auf einer Aus- und Weiterbildung für Einwanderern und Geflüchteten liegen.

Damit die Projekte zügig in die Umsetzung gehen können, müssten zudem die Genehmigungsverfahren schneller laufen. Das wäre mit mehr Personal oder einer stärkeren Digitalisierung möglich. Auch eine Bündelung der verschiedenen Genehmigungen wäre eine Option. Bisher gebe es teilweise sogar Zielkonflikte, wenn zum Beispiel Wasser- und Bergrecht aufeinandertreffen, beklagen die Verbände. Um die Akzeptanz der Menschen vor Ort zu steigern, raten die Verbände zum Einreichten von Schiedsstellen für Schadensfälle, eine Bundesbürgschaft und gegebenenfalls einer kommunalen Beteiligung an den Anlagen. Photovoltaik und Windenergie könnten dabei als Vorbild dienen.

Tiefe Geothermie wird vor allem für die Gewinnung von regenerativer Wärme genutzt. Bei guten Bedingungen sind die Kosten mittlerweile konkurrenzfähig. Rund um München ist die Nutzung der Erdwärme bereits stark verbreitet. Mittlerweile ziehen aber auch Nordrhein-Westfalen und Norddeutschland nach.

02.06.2022 | Quelle: Bundesverband Geothermie | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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