Knapp zwei Prozent weniger Energieverbrauch im ersten Quartal 2022
Laut den vorläufigen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen lag der Primärenergieverbrauch im ersten Quartal 2022 bei 935 TWh. Das entspricht einem Rückgang um 1,9 Prozent gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres. Für den niedrigeren Energieverbrauch zum Jahresstart 2022 gibt die AG Energiebilanz mehrere Gründe an. Zum Einen sorgten sowohl die hohen Preise als auch die politische Situation dafür, dass die Menschen sparsamer mit Energie umgingen. Doch auch die wärmere Witterung im Vergleich zum Vorjahr spielte eine Rolle.
Hinzu kommen statistische Effekte, die sich aus der Umstellung in der Energieversorgung ergeben. Die jüngst abgeschalteten Kernkraftwerke wurden gemäß internationalen Regeln für die Bewertung des Primärenergieeinsatzes mit niedrigen Wirkungsgraden eingerechnet. Sie wurden nun durch erneuerbare Energien, aber auch durch Kohle- und Erdgaskraftwerke ersetzt. Letztere haben im Vergleich eine höhere Effizienz, was bei gleicher Endenergienutzung zu geringerem Einsatz an Primärenergie führt.
Das Wetter machte den Unterschied beim Energieverbrauch
Zugleich trieben mehrere Effekte den Energieverbrauch im ersten Quartal 2022 nach oben. Diese waren das um vier Prozent höhere Bruttoinlandsprodukt und eine leichte Bevölkerungszunahme.
Laut Einschätzung der AG Energiebilanzen war es die warme Witterung, die unterm Strich dafür sorgte, dass der Energieverbrauch fiel. Ohne den Temperatureffekt hätte der Energieverbrauch im ersten Quartal etwa stagniert. Würde man auch die Lagerbestände einbeziehen, wäre der Energieverbrauch in den ersten drei Monaten sogar leicht gestiegen, so die AG Energiebilanzen.
Erneuerbare Energien lieferten 8,6 Prozent mehr Energie
Der Beitrag der erneuerbaren Energien stieg im ersten Quartal 2022 um 8,6 Prozent. Die Windstromernte fiel im Januar und Februar gut aus, im März weniger. In Summe steigerte die Windenergie ihren Beitrag aber um 29 Prozent. Wasserkraftwerke lieferten knapp 6 Prozent mehr Strom als im Vorjahreszeitraum. Die Solarenergie legte um 35 Prozent zu. Der Beitrag der Biomasse, die mehr als die Hälfte des erneuerbaren Energieverbrauchs liefert, ging um ein 1 Prozent zurück.
Der Einsatz von Erdgas sank um knapp 9 Prozent. Neben den hohen Preisen und der milden Witterung trugen dazu auch die erneuerbaren Energien bei, sodass weniger Erdgas zur Stromerzeugung nötig war.
Der Verbrauch der übrigen fossilen Energieträger stieg allerdings. An erster Stelle steht dabei der Flugkraftstoff mit einem Plus um 60 Prozent. Mineralöl insgesamt legte um knapp zehn Prozent zu. Dazu trugen Otto- und Dieselkraftstoff ebenso bei wie Lieferungen an die Industrie. Der Absatz von Heizöl stieg um ein Fünftel. Das liegt laut AG Energiebilanzen aber vor allem daran, dass er im Vorjahr um rund 50 Prozent eingebrochen war.
Der Steinkohleeinsatz stieg um 5,4 Prozent, in Kraftwerken sogar um 28 Prozent. Hier machen sich der zugunsten der Kohle verschobene Preiswettbewerb und der Atomausstieg bemerkbar. Dem wirkte die höhere Ökostromerzeugung ein Stück entgegen. Auch die Eisen- und Stahlindustrie verbrauchte knapp 4 Prozent weniger Steinkohle.
Der Braunkohleverbrauch stiegt zwar um 1,5 Prozent, lag aber um 11 Prozent unter dem Vergleichswert von 2019. Somit bleibt der langfristige Trend nach unten erhalten. Kurzfristig reagiert der Braunkohleverbrauch in den Kraftwerken merklich auf den Windstrom. In den windstarken Monaten Januar und Februar war der Verbrauch gering, im windschwachen März stieg er deutlich an.
Der Beitrag der Kernenergie hat sich planmäßig mit dem Atomausstieg etwa halbiert. Aktuell ist noch eine Leistung von gut 4.000 MW aus Kernenergie am Netz.
Im Jahr 2021 war der Energieverbrauch in Deutschland merklich gestiegen. Konjunktur und kühe Witterung waren dabei die Haupttreiber. Erschwerend kam hinzu, dass die Windenergie-Erträge 2021 schlecht ausfielen.
02.06.2022 | Quelle: AG Energiebilanzen | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH