Preisanstieg bei Solarmodulen schwächt sich ab

Eine Totale von SolarmodulenFoto: Martin Vonka / stock.adobe.com
Die Preise für Solarmodule steigen nicht mehr so stark wie in den letzten Wochen. Der Auftrieb wird bald ganz aufhören, geht aus dem neusten PV-Preismonitor hervor.

Der Preisanstieg von Solarmodulen der letzten Zeit wird sich in den kommenden Monaten abschwächen und zum Erliegen kommen. Das schreibt Martin Schachinger, Geschäftsführer von pvXchange, in seinem Marktbericht für Juni 2022. Die Modulpreissteigerung habe sich bereits in den vergangenen Wochen verlangsamt. Das liege hauptsächlich daran, dass sich wohl etliche Installationen verzögerten und geplante Projekte verschoben werden. Könne der Kleinanlagen-Installateur seinem Hausbesitzer noch zumuten, aufgrund fehlender Wechselrichter und Energiespeicher monatelang auf die Fertigstellung seiner Dachanlage zu warten, funktioniert das bei Großprojekten in den seltensten Fällen. Auch lasse sich die Finanzierung in der Regel nicht über Monate strecken oder aufgeschieben.

Ohne die restlichen Komponenten sicher zur Verfügung zu haben, komme es derzeit auch nicht zu umfangreichen Modulkäufen. „Auf diese Weise landen momentan verstärkt Sonderposten und Überproduktion auf dem freien Markt, wodurch die hohen Modulpreise unter Druck geraten. Ob dieser Trend längere Zeit anhält, lässt sich – wie so vieles – aktuell nicht prognostizieren“, so Schachinger.

Preise für hocheffiziente Module unverändert

Konkret haben sich Mainstream-Module laut dem vom Solarserver veröffentlichten Preisbarometer seit Mai um 3,1 Prozent auf 0,33 Euro je Watt Spitzenleistung (Wp) verteuert. Das entspricht einer Steigerung von 13,8 Prozent seit Januar. LowCost-Module stiegen ferner seit Mai um 5,3 Prozent und seit Januar um 17,3 Prozent auf 0,20 Euro je Wp. Die Preise für hocheffiziente Module waren hingegen im Juni mit 0,43 Euro/Wp konstant. Im Jahresverlauf sind sie damit um 7,5 Prozent teurer geworden.

Lesen Sie im folgenden den weiteren Wortlaut. „Wir in der Solarbranche sind ja manche Verrücktheiten gewöhnt. Bei uns ist nicht das kalkulierbare Business die Regel, sondern eher die Ausnahme. Üblicherweise müssen wir uns mit allerlei Unwägbarkeiten abfinden und arrangieren – chaos as usual. Wer das durch jahrelanges Training gut beherrscht, der wird sein Unternehmen vermutlich auch durch diese unruhigen Zeiten manövrieren. Dennoch muss ich feststellen: so verrückt wie im Moment war der Photovoltaikmarkt schon lange nicht mehr. Alle Preise steigen stetig, nur die von Solarmodulen nicht mehr.“

Gestörte Lieferketten

„Mangelwirtschaft und gestörte Lieferketten prallen auf rasant steigende Nachfrage. Diese kommt nicht nur von der Seite der großen Player wie Energieversorgungsunternehmen und Großprojektierer, bei denen eine Multimegawattanlage nach der anderen gebaut oder zumindest angekündigt wird. Auch im Kleinanlagensektor boomt es nach wie vor. Man muss in der eigenen Nachbarschaft nur beiläufig erwähnen, dass man mit Solaranlagen zu tun hat, schon bestürmen einen ein Dutzend Interessenten, die alle eine eigene Erzeugungsanlage errichten möchten oder einen guten Installateur suchen. Und genau da beginnt schon das Problem.

Wer wie ich schon lange Zeit in der Solarbranche unterwegs ist, der kennt die Zeiten des Verteilermarktes noch allzu gut. Auch in den 2010er-Jahren gab es oft ein Hauen-und-Stechen um kurzfristig verfügbare Wechselrichter- und Modulkontingente. Allerdings konnte man damals noch einigermaßen sicher sein, dass bestellte und vom Hersteller bestätigte Ware in absehbarer Zeit eintrifft. Auch ließen sich Installationstermine einigermaßen zuverlässig vorhersagen, da Material und Personal in der Regel dann auch rechtzeitig zur Verfügung standen. Aktuell kommt es einem aber so vor, als ob wir uns nicht in einem Verteiler, sondern in einem „Verhinderermarkt“ bewegen – es passt einfach gar nichts mehr zusammen.“

Webshop lieber dichtmachen?

„Als Großhändler muss man sich ernsthaft überlegen, ob die Entgegennahme von Anfragen und Bestellungen überhaupt noch sinnvoll ist oder ob man seinen Webshop, seine Kundenhotline, sowie sein E-Mailpostfach nicht lieber dichtmachen soll. Zu aufreibend ist die schiere Menge der Anliegen, die mittlerweile kaum noch im Sinne und zur Zufriedenheit der Kunden bearbeitet werden können. Durch das hohe Aufkommen verlängern sich die Antwort- und Bearbeitungszeiten signifikant. Wenn dann jeder Kunde auch noch innerhalb kürzester Zeit nervös nachfragt und zusätzliche Mitarbeiterzeit bindet, dauert es für alle noch viel länger.

Auf der anderen Seite gibt es seitens der meisten Hersteller kaum noch zeitnahe und verlässliche Infos zu Verfügbarkeit und Lieferzeit, so dass auch den eigenen Kunden keine sinnvollen Auskünfte gegeben werden können. Diese ziehen daraufhin weiter zum nächsten potenziellen Lieferanten und das Spiel beginnt von neuem. Die Lieferanten haben dann unter Umständen noch Überbestellungen zu verwalten und die Wahrscheinlichkeit belastbarer Lieferaussagen sinkt – ein Teufelskreis.

Je mehr Großhändler die Bestellannahme verweigern, desto schlimmer wird es automatisch bei den restlichen Anbietern. Das geht so lange weiter, bis auch der letzte Lieferant seine Kanäle dichtgemacht hat, um bei seinen Mitarbeitern ein Burnout zu verhindern. Dies soll jetzt kein Fingerpointing in Richtung Installateur sein, denn die bekommen den gleichen Druck ja von ihren Endkunden. Für diese ist es schwer genug, überhaupt ein zumindest unverbindliches Angebot zu bekommen. Sollten sie dann bis zu einer Beauftragung durchkommen, wollen sie verständlicherweise auch wissen, wann mit der Installation der Photovoltaikanlage begonnen werden kann.“

Fehlende Komponenten

„Hier gerät der Prozess dann wieder ins Stocken, da es mittlerweile beinahe unmöglich ist, eine Montage in einem Rutsch und ohne Unterbrechungen durchzuführen. Mögen die Module noch verfügbar sein, so fehlt es vielleicht an Teilen der Unterkonstruktion. Sind nicht zumindest diese Komponenten vorhanden, kann mit der Installation auf dem Dach natürlich nicht begonnen werden. Selbst wenn dachseitig alles erledigt ist, kann noch lange nicht einfach weitergearbeitet werden. Zuerst einmal müssten der Wechselrichter und gegebenenfalls auch Speicher und Sensorik verfügbar sein. Diese Komponenten sind aber oft auf unbestimmte Zeit vergriffen, so dass die Fertigstellung der Anlage auf sich warten lässt. Zu guter Letzt beginnt noch das Glücksspiel darum, wann der Netzbetreiber sich die Zeit für den Netzanschluss nimmt beziehungsweise den neuen Zähler setzt.

Zügige, reibungslose Installationen waren gestern – die funktioniert selbst bei Kleinanlagen nur noch selten. Heutzutage haben wir es mit einem Stop-And-Go-Verfahren zu tun, welches die Nerven aller beteiligten auf das Äußerste strapaziert. Dadurch können die zur Verfügung stehenden, ohnehin schon zu knappen Montagekapazitäten auch nicht effizient genutzt werden. Ein Installationsbetrieb müsste sich schon frühzeitig und auf Verdacht große Mengen aller benötigten Einzelkomponenten liefern lassen und einlagern, um sukzessive und termingerecht alle Kleinanlagen aufbauen zu können. Nur wenige große Player könnten das, denn es bindet Liquidität und Lagerkapazität. Es schwingt auch immer das Risiko mit, dass es zwischenzeitlich eine Regeländerung (politisch oder technisch) gibt und sich dann die falschen Komponenten im Lager befinden.“

20.6.2022 | Quelle: pvXchange | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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