Biomethan aus Küchenabfällen statt Erdgas aus Russland

Eine Schale mit Obst- und GemüserestenFoto: Canva
Biomüll aus der Küche hat ein hohes Potenzial für die Biomethangewinnung.
Das Potenzial von Biomüll aus Deutschlands Küchen für die Biomethangewinnung ist hoch. Eine Untersuchung der Technischen Universität Hamburg zeigt, dass damit der Gasbedarf von knapp drei Millionen Menschen hierzulande zu decken wäre.

Mit Biomethan aus Küchenabfällen ließe sich ein erheblicher Teil von russischem Erdgas substituieren. Das legt eine Untersuchung des Bioabfall-Potenzials der Technischen Universität Hamburg (TUHH) nahe. Wie die TUHH mitteilte, bietet die Erzeugung von Biomethan aus Küchenabfällen ein bislang nicht ausgeschöpftes Potenzial. Von 85 Kilogramm in privaten Haushalten generierten Küchenabfällen pro Person und Jahr werden bislang nur etwa 21 Kilogramm über die Biotonne eingesammelt und für eine weitere Verwertung zu Biogas und Kompost genutzt.

„Ein Großteil der Küchenabfälle landet fälschlicherweise im Restmüll, wird damit verbrannt und geht so für eine hochwertige energetische und stoffliche Verwertung verloren“, sagt Wissenschaftlerin Ina Körner. Sie leitet die Forschergruppe Bioressourcenmanagement des Instituts für Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz an der Technischen Universität Hamburg . Aus dem Anteil, der in die Biotonne kommt, gewinnen Kommunen zudem vielerorts kein Biogas sondern Kompost.

„Biogas enthält hauptsächlich Methan und Kohlendioxid“, so die Wissenschaftlerin weiter. „Durch die Entfernung des Kohlendioxids kann man Biomethan erzeugen, das einen ähnlichen Brennwert wie fossiles Erdgas hat. Nur etwa 15 Prozent der 115 kommunalen Biogasanlagen Deutschlands arbeiten nach diesem Prinzip und speisen Biomethan in das Erdgasnetz ein. Da ist also noch Luft nach oben.“

Gasbedarf für 2,8 Millionen Menschen

Würde man hingegen das Küchenabfallpotenzial aller 83 Millionen Einwohner Deutschlands zur Biomethanerzeugung nutzen, ließe sich der Gasverbrauch von 2,8 Millionen Menschen für ein Jahr gedeckt werden. Auch wenn der Gasverbrauch beim Wohnen in Zukunft vermutlich sinken werde. Ein vollständiger Verzicht durch Energieeinsparung und Substitution durch andere Energieträger sei dabei nicht denkbar. „Biomethan bietet also eine Möglichkeit, einen Beitrag zum Erdgasersatz durch einen regenerativen Energieträger zu leisten“, sagt Körner.

Ansatzpunkte das Potenzial zu heben, seien zum einen höhere Sammelquoten in den Kommunen. Zum anderen sollten Haushalte konsequenter trennen. „Je mehr gesammelt wird, desto höher ist der Anreiz zum Neubau und zur Aufrüstung von Kompost- und Biogasanlagen zur Biomethangewinnung. Die Politik könnte außerdem die Küchenabfalltrennung konsequenter einfordern.“ Körner empfiehlt eine Rate von 65 Prozent. In Städten wie Hamburg seien erst 60 Prozent der Haushalte an die Biotonne angeschlossen. Zudem ließen sich weitere kommunale Reststoffe zur Biomethanerzeugung einsetzen. Dazu zählen bestimmte Grünabfälle und Klärschlämme sowie Gülle und Mist aus der Landwirtschaft.

22.6.2022 | Quelle: TUHH | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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