Lastmanagement fürs Verteilnetz: Flair2 geht in nächste Phase

Die Grafik zeigt das Prinzip des Lastmanagement mit E-Auto, Wärmepumpe und Photovoltaik-AnlageGrafik: LVN
Ähnlich wie ein häusliches Energiemanagementsystem steuert Flair2 die Lasten. Allerdings berücksichtigt es dabei tatsächlich den Zustand des Verteilnetzes.
Seit Ende 2021 analysieren die Forschungspartner im Projekt Flair2 die Lasten von 100 Haushalten und die lokale Netzsituation. Im nächsten Schritt sollen die Module die Lasten aktiv steuern.

Mit dem Ausbau der Photovoltaik einerseits und flexiblen Verbrauchern wie Wärmepupen und Elektroautos anderseits wird netzdienliches Lastmanagement in Verteilnetz immer wichtiger. Das Forschungsprojekt Flair2 soll genau diese Möglichkeit schaffen. Die Partner LEW Verteilnetz, Stromnetz Berlin, Hochschule München (Institut für Nachhaltige Energiesysteme ISES) und e*Message untersuchen gemeinsam 100 Pilothaushalte. Dort kommt eine autarke Steuerung zum Einsatz, das Flair2-Modul. Dieses analysiert die Netzsituation allein auf Basis der Spannung. Diese steigt und fällt im Verteilnetz in einem gewissen Rahmen. So kommt das Steuermodul ohne zusätzliche Kommunikation mit dem Netzbetreiber aus.

Nächste Projektphase: von der Simulation zum echten Lastmanagement

In der Feldphase haben die Forschungspartner seit Dezember Daten aus 100 Haushalten gesammelt. Davon befinden sich jeweils 50 Haushalte im städtischen Netz der Stromnetz Berlin und im ländlichen Netz der LEW Verteilnetz in Oberbayern. Dabei zeigte sich bereits, dass die Lastgänge in den Haushalten sehr individuell sind.

Es lassen sich so typische Szenarien ableiten, beispielsweise für Haushalte mit Wärmepumpe oder Elektrospeicherheizung. Mit Hilfe des Flair2-Moduls könnten diese Geräte schon heute netzdienlich gesteuert werden. Eine Anwendungen wäre zum Beispiel, das Laden von Elektroautos soweit wie möglich der abendlichen Lastspitze herauszunehmen. Es könnte stattdessen verstärkt dann geschehen, wenn PV-Anlagen gerade viel Strom liefern.

Viele häusliche Energiemanagement-System regeln das Laden bereits nach dem selben Prinzip, wie zum Beispiel dieses von IBC Solar. Sie berücksichtigen dabei aber nur den eigenen Haushalt. Die PV-Anlage der Nachbarn bleibt also beim Laden des eigenen E-Autos außen vor. Eine weitere Anwendung wäre, vertragliche Sperrzeiten für Wärmepumpen oder Speicherheizungen leicht zu versetzen. Wenn diese Geräte in einem Straßenzug alle gleichzeitig an- oder abschalten, sorgt dies für Spannungssprünge im Netz. Diese wären leicht vermeidbar.

Die Flair2-Module sammeln zunächst Daten zur Netzspannung und zu den Lasten im Haus. Dann erstellen sie individuelle Fahrpläne für die jeweiligen Haushalte. Diese berücksichtigen auch vertragliche Freigabezeiten oder Mindestladezeiten. Bisher haben die Module diese Steuerung nur simuliert. In der nächsten Projektphase soll sie Realität werden.

Rechtlicher Rahmen für Lastmanagement im Verteilnetz schon vorhanden

Besonders charmant ist, dass das Flair2-Modul laut den Forschungspartnern bereits mit dem heutigen rechtlichen Rahmen eingesetzt werden kann. Das dezentrale Lastmanagement sei im § 14 a des Energiewirtschaftsgesetzes geregelt. Wer im Verteilnetz regelbare Lasten bereitstellt, kann demnach im Gegenzug ermäßigte Netzentgelte erhalten. Das ist schon heute die Grundlage für besondere Wärmepumpentarife. Der Algorithmus des Flair2-Moduls bewege sich im Rahmen des selben Paragrafen. Die Optimierung des Eigenverbrauchs von Solarstrom – sofern vorhanden – übernimmt das Flair2-Modul dabei quasi nebenbei.

28.6.2022 | Quelle: LEW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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