Wärmepumpen-Gipfel: Absichtserklärung darf nicht alles bleiben
Alle sagen, es ist möglich – so lautet die Bilanz, die Wirtschafts- und Klimaschutzministers Robert Hack nach dem Wärmepumpen-Gipfel zog. Es ging um die Installation von rund 6 Millionen Wärmepumpen in Deutschland bis 2030. Bisher sind etwa 1,1 Millionen Wärmpumpen instaliert, ab 2024 sollen jährlich mindestens 500.000 hinzukommen. Auf dieses Ziel wollen die Teilnehmenden des Wärmepumpen-Gipfels gemeinsam hinarbeiten, heißt es in der nach dem Treffen versandten Absichtserklärung. Es sollen weitere Treffen folgen, um Hindernisse auszuräumen.
Habeck machte in seinem Statement deutlich, dass er die Wärmepumpe als neuen Standard sieht. Bundesbauministerin Klara Geywitz betonte in der Erklärung nach dem Wärmepumpen-Gipfel hingegen mehrfach die Technologieoffenheit. Damit man nicht von einer Abhängigkeit in die nächste gerate, müssten zudem Technologie und Fertigungskapazitäten in Europa massiv ausgebaut werden.
Zum Wärmepumpengipfel hatten das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sowie das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauen (BMWSB) geladen. Vertreten waren Herstellerunternehmen, das Handwerk, die Wohnungswirtschaft, Energieversorger, Politik und Branchenverbände. Die vorige Woche ausgerufene Alarmstufe für die Gasversorgung gibt dem Vorhaben Rückenwind. Die Wärmepumpen-Branche verzeichnete schon voriges Jahr Rekorde, doch in den letzten Monaten zog die Nachfrage weiter an.
Gesetzliche Grundlage für Wärmepumpen-Ausbau schaffen
Laut einem Beschluss des Koalitionsausschusses der Bundesregierung aus dem März soll ab dem 1. Januar 2024 jede neue Heizung zu mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien nutzen. Branchen- und Umweltverbände machten beim heutigen Wärmepumpen-Gipfel Druck, die Ziele schnell im Gebäudeenergiegesetz zu verankern.
Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP), der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) und der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) sehen ihre Mitgliedsunternehmen gut gewappnet für den Wärmepumpen-Boom. BWP-Geschäftsführer Martin Sabel beteuert, die Hersteller täten alles in ihrer Macht stehende, um einen Markthochlauf auf 500.000 Wärmepumpen jährlich zu ermöglichen. Dafür müssten sie allerdings in neue Fabriken investieren und Fachkräfte im Handwerk ausbilden. Für diese Investitionen wollen sie von der Bundesregierung Planungssicherheit. Die Regierung müsse das bisher nur angekündigte Gebot, 65 Prozent erneuerbarer Energien zu nutzen, noch in diesem Jahr zum Gesetz machen. Bisher seien die Vorgaben zu zögerlich und die Prozesse zu bürokratisch gewesen. So habe man Jahre verloren, kritisiert ZVEH-Präsident Lothar Hellmann. ZVEI-Präsident Gunther Kegel ergänzt, dass auch die Flexibilitätspotenziale der Wärmepumpen dringend nutzbar gemacht werden müssten.
BDH: Technologieoffenheit wahren, nicht nur auf Wärmepumpen setzen
Der Präsident des Heizungsindustrieverbandes BDH, Uwe Glock, erklärte, dass „die deutsche Heizungsindustrie die Klimaschutzziele der Bundesregierung uneingeschränkt unterstützt.“ Er verwies zugleich auf die Heterogenität im Gebäudebestand. Dieser erfordere eine Breite technologischer Lösungen. Dazu sollen laut BDH auch hybride Heizungen aus Wärmepumpen und anderen Wärmeerzeugern gehören. Auch das Heizen mit Wasserstoff, Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung, Holzenergie und Solarthermie sieht er als Möglichkeiten. Zudem müsse die Finanzierung für Förderinstrumente sichergestellt sein.
Glock sieht zudem Herausforderungen entlang der Lieferkette, von der Verfügbarkeit von Material bis zum Erhalt der europäischen Wertschöpfung. Zudem müssten die gesicherte Leistung für die Deckung der Spitzenlast sowie die Stromnetze ausgebaut werden.
BEE: Weitere Schritte für Wärmewende nötig
Auch der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) begrüßt denn Nachdruck für den Wärmepumpen-Ausbau. „Der Wärmepumpen-Roll-Out ist ein Kernbestandteil der Wärmewende“, sagt Simone Peter, Präsidentin des BEE. Der Dialog müsse weitergehen, um Hemmnisse zu beseitigen.
Der BEE fordert zudem weitere Schritte für die Wärmewende. Bei der ökologischen Bewertung der Fernwärme müsse man sich von der sogenannten Stromgutschriftmethode verabschieden. Umwelt- und Erneuerbare-Energien-Verbände kritisieren diese Methode regelmäßig. Sie führt zu einer besseren Bewertung der Kraft-Wärme-Kopplung aus fossilen Energien im Vergleich zur sogenannten Finnischen Methode.
Zudem müsse auch das eigentliche Ausbauziel von 50 Prozent erneuerbarer Wärme für das Jahr 2030 im GEG verankert werden. Dieses ist bisher nur im Koalitionsvertrag fixiert. Darüber hinaus müsse das GEG weitergehende Ziele für 2040 und 2045 festlegen.
DUH: Noch immer Förderung für Gasheizungen möglich
Die Deutsche Umwelthilfe fürchtet hingegen, der Wärmepumpen-Gipfel könne zur Placebo-Veranstaltung werden. Zudem kritisiert die DUH, dass keine Umweltverbände an dem Treffen beteiligt seien. Bisher habe die Bundesregierung versäumt, die nötigen Schritte zu unternehmen. „Dass am Tag eines Wärmepumpen-Sondergipfels noch immer öffentliche Förderung für Gasheizungen beantragt werden kann, ist absurd“, sagt Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH. Die Bundesregierung müsse gesetzlich klarstellen, welche Heizungen künftig noch eingebaut werden dürften. So sollten zum Beispiel ab 2024 neue Gasheizungen im Gebäudeenergiegesetz verboten werden, fordert die DUH. Dem Wirtschaftsministerium wirft die DUH vor, einen Vorschlag für die Umsetzung des 65-Prozent-Ziels seit Monaten zurückzuhalten.
29.6.2022 | Quelle: BMWK, BDH, BEE, DUH, BWP | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH