Vattenfall baut größten Wärmespeicher Deutschlands für Fernwärme in Berlin

Foto: Vattenfall
Der Wärmespeicher in Berlin ragt 45 Meter in die Höhe.
In Berlin entsteht nach Angaben von Vattenfall der größte Wärmespeicher Deutschlands. Er soll in das Fernwärme-Netz eingebunden werden.

Im April 2023 soll der Wärmespeicher für das Berliner Fernwärme-Netz in den kommerziellen Betrieb gehen. Er ist 45 Meter hoch, hat einen Durchmesser von 43 Metern und fasst 56.000 Kubikmeter Wasser. Allein das Füllen des Speichers werde bis zu zwei Monate dauern, so Vattenfall.

Großer Wärmespeicher für große Power-to-Heat-Anlage

Am Standort Reuter West befindet sich neben dem Kohleheizkraftwerk seit 2019 auch eine Power-to-Heat-Anlage. Mit einer installierten Leistung von 120 MW ist sie nach Angaben von Vattenfall die größte in Europa. Die Wärme aus nicht anderweitig nutzbarem Wind- und Solarstrom will Vattenfall künftig in dem riesigen Wassertank speichern. „Bei einer thermischen Leistung von 200 Megawatt kann der Speicher 13 Stunden lang Wärme liefern – sogar bei sehr kalter Witterung“, sagt Tanja Wielgoß, Vorstandvorsitzende der Vattenfall Wärme Berlin, beim Ortstermin am gestrigen Donnerstag. Das entspricht rechnerisch einer Speicherkapazität von 2,6 GWh.

Auch andere lokale Abwärmequellen – etwa aus Abwasser und thermischen Abfällen – ließen sich flexibel an den Speicher anschließen, so Vattenfall. Die Berliner Wasserbetriebe haben das Feld der Großwärmepumpen bereits entdeckt und setzen erste Projekte um. Der Speicher sorge dafür, dass sich die vielen kleinen und großen Bausteine des zukünftigen Berliner Wärmesystems perfekt ergänzen würden. Dabei soll auch einen neue Systemwarte helfen, die den Netzbetrieb effizienter steuern soll.

Wärmespeicher als Baustein der klimaneutralen Fernwärme bis 2040

Die Vattenfall Wärme Berlin AG beliefert laut eigenen Angaben ein Drittel der Berliner Gebäude mit Fernwärme. Diese soll bis 2040 klimaneutral werden. Braunkohle gibt es im Berliner Fernwärmenetz seit 2017 nicht mehr, doch die Heizkraftwerke Reuter West und Moabit laufen noch mit Steinkohle. Die Wärmeerzeugung aus Steinkohle soll laut Vattenfall im Heizkraftwerk Moabit in der zweiten Hälfte der 20er Jahre enden, in Reuter West Ende der 20er Jahre.

Dann sollen Biomasse, Abfallverbrennung, Erdgas, Power-to-Heat und Großwärmepumpen die Wärme bereitstellen. Wärme aus einer Abfallverbrennung in Ruhleben nutzt Vattenfall bereits. Im Heizkraftwerk Märkisches Viertel verfeuert Vattenfall zudem Holz aus Kurzumtriebsplantagen (KUP) der Vattenfall-Tochter Energy Crops. Eine rund 1.000 m2 große Solarthermie-Anlage betreibt Vattenfall ebenfalls im Berliner Fernwärme-Netz. Zwei Großwärmepumpen sind laut Vattenfall-Webseite im Bau.

Große Wärmespeicher für die Fernwärme sind auch andernorts gefragt. Die oberirdische Bauweise, die Vattenfall in Berlin umsetzt, ist nur eine Option. Dänische Wärmenetz-Betreiber setzen auf Erdbecken-Wärmespeicher, die teils mehr als 200.000 m3 Wasser fassen. Ein Forschungsprojekt des österreichischen Instituts AEE Intec untersucht die Option, bis zu 2 Millionen Kubikmeter Wasser unterirdisch in urbanen Gebieten zu speichern.

01.07.2022 | Quelle: Vattenfall | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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