Boom der Photovoltaik in der Schweiz hält an

2 Installateure montieren Solarmodule - im Hintergrund schneebedeckte Berge.Foto: Swissolar
Montage einer PV-Anlage im Frühling der Schweiz
Während die Nachfrage für Solarstromanlagen in der Schweiz ungebrochen ist, schrumpft die Solarthermie weiter. Für 2022 rechnet Swissolar mit einem PV-Wachstum von mehr als 25 Prozent. Die Solarthermie ist dagegen 2021 um 25 Prozent eingebrochen.

Die starke Nachfrage für Photovoltaik in der Schweiz hält an. Für das laufende Jahr rechnet der Verband Swissolar mit einem Photovoltaik-Zubau von 850-900 MW (+25-30%). Es könnte noch mehr sein, wenn nicht Engpässe bei Personal und Materialien zu Projektverzögerungen führen würden. Zur Überwindung des aktuellen Personalmangels brauche es deshalb die Perspektive eines kontinuierlichen Marktwachstums. «Wer jetzt seine berufliche Laufbahn auf die Solarenergie ausrichtet, möchte sicher sein, dass das politisch bedingte ‘Stop-and-Go’ des letzten Jahrzehnts der Vergangenheit angehört», kommentiert Swissolar-Geschäftsleiter David Stickelberger. Die Solarbranche plant die Einführung einer Berufslehre ab 2024 sowie verschiedene Massnahmen für Quereinsteiger:innen. Kaum beeinflussbar sind hingegen die aktuellen Engpässe bei den Lieferketten, unter anderem bei Wechselrichtern wegen fehlender Mikrochips. Hier besteht die Hoffnung auf eine Normalisierung im Verlauf des nächsten Jahres.

PV-Markt wuchs 2021 um 43 Prozent

2021 stieg die zusätzlich installierte Photovoltaik-Leistung stieg gegenüber dem Vorjahr um 43 % auf den neuen Rekordwert von 683 Megawatt (MW), was pro Kopf etwa einer neu zugebauten Fläche von 0,4 Quadratmetern entspricht. Die gesamte installierte Leistung lag zum Jahresende bei 3655 MW. Die Jahresproduktion lag bei 2842 Gigawattstunden (GWh), was in etwa dem Jahresverbrauch von 900’000 4-Personen-Haushalten entspricht. Der Anteil der Solarstromproduktion am Stromverbrauch der Schweiz lag 2021 bei 4.89 % (2020: 4.7 %) und liegt mittlerweile bei knapp 6 %.

Ein gegenüber dem Vorjahr verstärktes Wachstum liess sich in allen Grössenkategorien und Anwendungsbereichen feststellen. Besonders hoch sind die Zuwächse bei Anlagen auf Industrie- und Gewerbebauten (+53%), auf Einfamilienhäusern (+60%) sowie bei Grossanlagen über 1000 Kilowatt. Die durchschnittliche neu gebaute Anlage war 25.3 Kilowatt (kW) gross, gegenüber 24.5 kW im Jahr 2020. Der Trend zu grösseren Anlagen zeigt sich in allen Marktsegmenten. «Noch nie war es so naheliegend, eine Solaranlage zu installieren: Sie liefert den Strom für die Elektromobilität und die Wärmepumpe, leistet einen Beitrag an die Versorgungssicherheit und schützt vor den rekordhohen Strompreisen» fasst Swissolar-Geschäftsleiter David Stickelberger die Gründe für den Boom zusammen.

Die Anzahl neu installierter Batteriespeicher wuchs gegenüber dem Vorjahr um den Faktor 2.5. Rund jede dritte neue Photovoltaikanlage auf einem Einfamilienhaus hat einen Batteriespeicher erhalten. Die gesamthaft installierte Speicherkapazität lag per Jahresende ferner bei 157’000 Kilowattstunden (kWh).

Einbruch bei Solarthermie

Bei den Kollektoranlagen zur Nutzung der Solarwärme war dagegen ein weiterer Rückgang der Verkaufszahlen um rund 25 % zu verzeichnen. Die Gründe dafür liegen unter anderem bei der Dominanz von Wärmepumpen im Neubau und bei Heizungssanierungen, die meist mit einer Photovoltaikanlage kombiniert werden. Lichtblicke sind die Zuwächse bei Einfamilienhäusern (48 % mehr Anlagen) sowie im Bereich Industrie und Gewerbe. Mehrere kürzlich erstellte Studien zeigten aber, dass Solarthermie eine wesentliche Rolle bei der Dekarbonisierung der Wärmeversorgung der Schweiz spielen kann und muss. Dies können unter anderem in Kombination mit Wärmeverbünden zur Einsparung von Holz oder bei der Regeneration von Erdwärmesonden erfolgen. 

In der ersten Hälfte des Jahres 2022 lieferten Photovoltaik-Anlagen ferner 6.5 % des benötigten Stroms in der Schweiz. Damit konnten sie einen massgeblichen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten, insbesondere während den aufgrund leerer Stauseen besonders kritischen Monaten März und April. Gemäss dem 11-Punkte-Plan von Swissolar könnte die jährliche Solarstromproduktion bis 2035 um den Faktor 7 auf 25 Terawattstunden (TWh) steigen. Damit wären die Wasserreserven in den Stauseen trotz Atomausstieg auch im Spätwinter und Frühling genügend gross. Für das Jahr 2050 peilt Swissolar das Ziel von jährlich 45 TWh Solarstrom an, was fast der Hälfte des Stromverbrauchs zu diesem Zeitpunkt entspräche. Diese Menge Solarstrom liesse sich auf knapp 40 Prozent der bestehenden Dachflächen der Schweiz erzeugen. Hinzu kommen weitere immense Potenziale auf geeigneten Fassaden und ausserhalb von Gebäuden. 

15.7.2022 | Quelle: Swissolar | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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