Baden-Württemberg: Flughafen Lahr blockiert Windpark-Neubau

Seit fast einem Jahr lehnt der Flughafen in Lahr einen Windpark-Neubau oberhalb von Ettenheim ab.Foto: Joscha Bold
Die alten Windenergieanlagen sind mittlerweile abgebaut. Der Neubau lässt auf sich warten.
Seit fast einem Jahr lehnt der Flughafen in Lahr einen Windpark-Neubau oberhalb von Ettenheim ab, weil dieser den Flugbetrieb einschränken würde. Ein neues Gutachten hält die Argumentation des Flughafens für nicht haltbar.

Seit Juni 2021 liegt dem Landratsamt Ortenaukreis der Genehmigungsantrag für drei Windenergieanlagen auf dem Höhenrücken zwischen Ettenheim und Schuttertal vor. In diesem Gebiet standen früher insgesamt sechs ältere Anlagen, die inzwischen alle abgebaut sind, um so Platz für die deutlich leistungsstärkeren Maschinen zu schaffen. Der Windpark-Neubau in Ettenheim würde voraussichtlich rund 27 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren und damit vier Mal so viel wie die sechs Altanlagen. Dies entspricht etwa der Hälfte des in Ettenheim verbrauchten Stroms und ist damit ein substanzieller Beitrag zur Versorgungssicherheit. Zudem würde der Abstand zur Wohnbebauung in Wallburg, Münchweier und Ettenheimmünster von bisher 1.000 auf rund 2.000 Meter erhöht und damit gegenüber dem früheren Stand etwa verdoppelt werden.

Entsprechend stark ist die Unterstützung der Bürgerschaft und der Bürgermeister für den neuen Windpark. Auch die örtliche Bürgerenergiegenossenschaft mit über 300 Mitgliedern ist an dem Projekt beteiligt und gewährleistet damit, dass die Bürgerinnen und Bürger vor Ort vom Ausbau erneuerbarer Energien profitieren.

Veto des Flughafen-Betreibers gegen Windpark-Neubau in Ettenheim

Jüngst hat die Behörde laut der Energiegenossenschaft Ettenheimer Bürgerenergie bestätigt, dass der Windpark im Prinzip sofort genehmigungsfähig wäre – wenn nicht das Veto des Flughafens Lahr wäre. Deren Betreiber behaupten, dass die neuen Anlagen den Flugbetrieb einschränken würden, weil die Flugzeuge auf der Flugroute über den Windpark steiler als bisher üblich abfliegen müssten. Geschäftsführer der Betreibergesellschaft ist der Unternehmer Martin Herrenknecht, der öffentlich gegen die Windenergienutzung im Schwarzwald eintritt.

Wie das Gutachten des Fachbüros Airsight aus Berlin laut der Energiegenossenschaft zeigt, sind die Vorwürfe aber aus der Luft gegriffen. Denn in den vergangenen vier Jahren hätten insgesamt gerade einmal drei Flugzeuge vom Flugplatz Lahr kommend das Gebiet des geplanten Windparks überflogen und dabei einen Steigungswinkel von mindestens 9,5 % aufgewiesen – das ist doppelt so viel wie für den neuen Windpark nötig wäre. Für die Gutachter ist deshalb die Sachlage eindeutig: Der neue Windpark und die dafür nötige geringfügige Anpassung des „Mindeststeiggradienten“ von jetzt 3,3 % auf 4,5 % hätte „keine signifikanten Auswirkungen auf den örtlichen Flugbetrieb“.

„Für mich ist es nicht zu verstehen, wie die grün-schwarze Landesregierung immer wieder neue Ausbau-Ziele definiert, aber wenig dafür tut, wenn es darum geht, sie wirklich einzuhalten“, so Jörg Bold, Vorstand der Energiegenossenschaft Ettenheimer Bürgerenergie, die an dem Projekt beteiligt ist. Tatsächlich sind im ersten halben Jahr gerade einmal fünf neue Windräder in ganz Baden-Württemberg gebaut worden. In 2021 waren es 25. Dabei hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann erst jüngst bestätigt, dass man auf 100 neue Anlagen pro Jahr ziele. „Wenn es der Ministerpräsident und die Landesregierung mit dem Ausbau der Windenergienutzung wirklich ernst meinen, dann muss das Regierungspräsidium in Stuttgart seinen Ermessensspielraum jetzt nutzen“, fordert Bold. Denn das Gutachten zeige eindeutig: Es gebe weder aus Gründen der Flugsicherheit noch aus wirtschaftlichen Erwägungen belastbare Gründe, dem Windpark die Genehmigung zu verweigern.

19.7.2022 | Quelle: Ettenheimer Bürgerenergie | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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