Hilden: Solarstrom und knackige Brötchen tanken

Solar-Ladepark Hilden aus der VogelperspektiveFoto: Tesvolt
Der Solar-Ladepark an der Autobahn in Hilden versorgt nicht nur Ladesäulen, sondern auch die dortige Verkaufsfiliale von Bäckermeister Schüren.
Die Kommune Hilden kann sich über viel Besuch in Europas wohl größtem solaren Ladepark freuen. Denn die Solarenergie macht das Laden des E-Autos bei der Bäckerei Schüren in Hilden günstig.

Am Autobahnkreuz Hilden ist oft viel Verkehr. Hier, östlich von Düssel­dorf, begegnet die Autobahn 3 aus Nord-Süd-Rich­tung der A 46, die in West-Ost-Richtung Belgien und die Niederlande mit dem Großraum Rhein/Ruhr verbin­det. Für Fahrer:innen von Elektroautos hat das Kreuz seit anderthalb Jahren einen besonderen Reiz. Denn kaum 5 Minuten von der Abfahrt entfernt in einem von der Stadt Hilden neu ausgewiesenen Gewerbegebiet steht der europaweit größ­te solare Ladepark bereit. Nicht nur das: Für die Dauer des Ladens oder län­ger finden Tankende auch eine anspre­chende Pausenstation mit Strand­kör­ben, Bänken und einer Back­stube. Die gehört dem Betreiber des Ladeparks, der Hildener Bäckerei Schüren.

„Der Ladepark wird sehr gut angenommen“, freut sich Geschäftsführer Roland Schüren. Die Spitzenzeit für die Nutzung sei werktags zwischen 18 und 20 Uhr. „Besonders viele Niederländer kommen auf der Fahrt nach Süden vorbei.“ Ihnen und allen anderen Fahrerinnen und Fahrern kann Schüren besonders günstige Stromtarife zum Laden ihrer elektrischen Vehikel anbieten. „Wir konnten den Ladetarif Ende April an unseren 7-kW-Säulen auf 25 Cent je Kilowattstunde absenken und an den 22-kW-Stationen auf 29 Cent.“ – ein Nach­lass von jeweils 20 Cent je kWh. Grund ist die wachsende Verfügbarkeit von Solarstrom aus den eigenen Paneelen über und neben den Ladeplätzen.

Auto mit Solarstrom preiswert laden

„Im Winter kann etwa 90 Prozent des Stroms von der Börse und zehn aus unseren eigenen Kraftwerken“, erklärt Schüren die zuvor hohen Preise. Nun sei wieder das Ursprungsniveau erreicht, das zur Eröffnung des Parks vor anderthalb Jahren galt. Und das ist günstiger als viele derzeit für Haushaltsstrom zu zahlen haben.

Möglich machen das die 134 Kilowatt (kW) Solarleistung an der Tankstelle sowie zwei Batteriespeicher mit einer Kapazität von zwei Megawattstunden. Diese Installationen sichern etwa ein Drittel des gesamten Bedarfs.

Schürens Preisangaben beziehen sich auf die von ihm betriebenen 40 Ladestationen unter dem Markennamen „Seed & Greet“. Der Ladepark soll mittelfristig auf 118 Plätze anwachsen. Davon wird Schüren etwa 60 selbst betreiben. Zugleich wächst die Photovoltaikanlage kräf­tig. Ihre Kapazität soll sich auf 850 kW Spitzenleistung mehr als versechsfachen. Außerdem speisen zwei Kleinwindanlagen den Standort.

Kommune unterstützt Seed & Greet

Schüren profitiert auch davon, dass die Kommune nicht nur bei der Ausweisung des Gewerbegebietes kooperiert. Der Bäcker ist voll des Lobes, wenn es um die Zusammenarbeit mit den kommunalen Entscheidungsträgern geht, die auch seine weiteren Expansionsvorhaben unterstützen.

So will der Bäckermeister neben der Backstube auch einen mehrstöckigen Bürokomplex bauen, der mittig Flächen für das „vertical farming“ anbietet. Das ist eine platzsparende Anbaumethode, nach der innerhalb des Gebäudes Salat, Tomaten und weitere Produkte wach­sen sollen. Licht kommt über die ver­glaste Außenfassade. Die für das Pflanzenwachstum notwendige gleichmäßi­ge Temperatur soll die Abwärme der Bäckerei liefern.

Ladepark senkt Anschlussleistung der Bäckerei

„Ohne die PV-Anlage und den Speicher bräuchten wir im Endausbau für den Ladepark, die Bäckerei und das Bürogebäude eine Anschlussleistung von 8 MW“, rechnet Schüren vor. „Dank der Eigenversorgung können wir diesen Bedarf auf 3 MW reduzieren“. Das ist das Maximum, das der Gewerbepark künf­tig aus dem Netz ziehen wird.

Der günstige Solarstrom hat Schü­ren noch auf einen anderen Gedanken gebracht. Und zwar den Solarstrom bei hohen Erträgen zu verkaufen, wenn die Börse mehr zahlt, als an den Zapfsäulen zu erzielen ist. Das könnte die Wirtschaftlichkeit des Ladeparks erhöhen und Schüren damit helfen, günstige Strompreise dauerhaft zum Laden anzubieten.

9.8.2022 | Autor: Oliver Ristau
© Solarthemen Media GmbH

Dieser Artikel ist original in der Ausgabe 7/2022 der Zeitschrift Energiekommune erschienen. Energiekommune ist der Infodienst für die lokale Energiewende. Er erscheint monatlich. Bestellen Sie jetzt ein kostenloses Probeabonnement mit drei aktuellen Ausgaben!

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