München baut Europas größte Fernkälte-Zentrale

Ein Geflecht aus Stahlrohren in einer Wärmezentrale.Foto: Bilfinger
Vor Ort gewonnene Wärme aus der Geothermie wird auch in der am Energiestandort Süd entstehenden großen Fernkältezentrale mitgenutzt.
Mit der größten Fernwärmezentrale Europas wollen die Stadtwerke München ab 2023 Hotels, Gewerbe und Einzelhandel klimafreundlicher versorgen. Gegenüber klassischen Klimaanlagen spart die auf Geothermie und KWK basierende Kälte 70 Prozent des Stromverbrauchs.

Die Stadtwerke München (SWM) realisieren die größte Zentrale für Fernkälte Europas. Die Kälte basiert auf regionaler Geothermie und Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Wie die SWM mitteilten, reduziert dies den Stromverbrauch um 70 Prozent verglichen mit konventionellen Klimaanlagen. Ferner verfügt der Energieversorger bereits über ein 22 Kilometer langes Fernkältenetz. Bisher unterhält Berlin das größte derartige Netz. Ab Ende 2023 soll Kälte vom Energiestandort Süd in München-Sendling durch die Isarvorstadt und Ludwigsvorstadt in die Innenstadt strömen. Die dort vorhandene Wärme aus Geothermie und KWK diene auch zur Fernkälteerzeugung. Für den Rohrleitungsbau ist des weiteren der Industriedienstleister Bilfinger verantwortlich.

Die neue Fernkältezentrale soll künftig mehr gewerbliche Abnehmer wie Hotels, Bürogebäude und Einzelhandels-Immobilien klimatisieren. Fernkälte funktioniert dabei ähnlich wie Fernwärme. So werde der Energiestandort Süd Wasser mit Temperaturen von 6 bis 10 Grad Celsius in das Fernkältenetz einspeisen. In den angeschlossenen Gebäuden nimmt der Wärmetauscher die Energie aus der Gebäudeklimatisierung auf. Das erwärmte Wasser fließt im geschlossenen Kreislauf an den Energiestandort Süd zurück, wird wieder abgekühlt und erneut in den zu kühlenden
Gebäuden eingesetzt.

„Neben der Fernwärme ist auch die Fernkälte ein wichtiger Faktor für die CO2-neutrale Energieversorgung unserer Stadt. Der Umweltnutzen dieses innovativen Kühlsystems ist hoch: Weil die Kälte zentral erzeugt wird und obendrein der Stadtbach als Kühlmittel aushilft, werden wertvolle Ressourcen geschont“, sagt Helge-Uve Braun, Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke München.

Nutzung des Isarwerkkanals

Im Vergleich zur Kühlung über dezentrale, konventionelle Hausklimaanlagen spart Fernkälte bis zu 70% des Stromverbrauchs und reduziert auch die CO2-Emissionen entsprechend. Zudem ist Fernkälte ökologisch und nachhaltig, wenn sie die natürliche Kälte von Grundwasser oder von Flüssen nutzt. Das ist in München-Sendling der Fall: Die neu entstehende Kältezentrale nutzt dafür unter anderem das Wasser des Isarwerkkanals. Da es sich um ein geschlossenes System handelt, gibt es zudem keinen unmittelbaren Eingriff in die Wasserökologie.

Das neue Fernkälte-Projekt in München habe ferner auch zahlreiche positive städtebauliche Auswirkungen. So lassen sich dadurch weitere Kühlaggregate auf Dächern der Innenstadt vermeiden. Zudem verbessere sich das innenstädtische Mikroklima, da Fernkälte im Gegensatz zu dezentralen Hausklimaanlagen ohne die Emission von Abwärme in die, im Sommer ohnehin aufgeheizte Innenstadt auskommt. Fernkälte trage somit dazu bei, der der Gesamterwärmung Münchens entgegenzuwirken und den wachsenden Kältebedarf in der Großstadt umweltschonend zu decken.

„Fernkälte ist eine innovative und energieeffiziente Klimatisierungslösung und damit ein Baustein, um die Energiewende voranzutreiben und die europäischen Energie- und Klimaziele zu erreichen“, sagt Thomas Schulz, Group CEO von Bilfinger. „Mit dem Projekt für die Stadtwerke München konnten wir uns in dem stetig wachsenden Bereich der Fernkälte als zuverlässiger Anbieter von nachhaltigen Industriedienstleistungen etablieren.“

9.8.2022 | Quelle: SWM | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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