Bio-LNG aus Biogas direkt vom Bauern

Eine Biogasanlage mit Tank für LNG.Foto: Ruhe Biogas
In Darchau entsteht aus Biogas Bio-LNG.
Mit einem Standardmodul können Bauern künftig aus ihrem Biogas direkt Bio-LNG herstellen. Das stellt laut Anbieter Ruhe Biogas eine Option für Ü20-Anlagen dar.

Eine Kompaktanlage, die Bio-LNG aus Biogas produziert, ist in Darchow bei Lüneburg vom früheren Bundespräsidenten Christian Wulff eingeweiht worden. Auf diese Weise können Gülle und Mist aus der Region zu CO2-neutralem Bio-Treibstoff für den Schwerlastverkehr werden. Darüber informiert Anlagenentwickler Ruhe Biogas zusammen mit der Agrarvereinigung e.G. Darchau. Die kompakte 500 Kilowatt-Anlage könnte Modellcharakter für viele Agrarbetriebe bekommen. Bei LNG (liquified natural gas) handelt es sich um verflüssigtes Methan.

Die Tagesproduktion beträgt ferner bis zu drei Tonnen. „Wir können jetzt in Deutschland viele kleine dezentrale Bio-LNG-Anlagen gut gebrauchen.“ Das sagt Kunibert Ruhe, Vorstand der Agrarvereinigung e.G. Darchau und Gesellschafter der Ruhe Biogas Service GmbH. Landwirtschaftliche Betriebe könnten so autark mit Reststoffen vom eigenen Hof und von Betrieben aus ihrer Region Biogas produzieren und zu Bio-LNG veredeln.

Option für Ü20-Biogasanlagen

„Grundsätzlich kann jeder Agrarbetrieb zu einer Bio-LNG-Produktionsstätte werden“, so Ruhe. „Das neue Verflüssigungsmodul können Betreiber bestehender Biogasanlagen nachrüsten, die ein Nachfolgekonzept zur EEG-Förderung für die Verstromung von Biogas suchen.“ Bisher gibt es wenig wirtschaftliche Alternativen für die Ü20-Biogasanlagen. Anders als etwa Dänemark ist Deutschland bei der Nutzung von Biomethan zurückhaltend.

LKW machten laut Ruhe zwar nur sechs Prozent aller Fahrzeuge auf deutschen Straßen aus, verursachten aber 30 Prozent des gesamten CO2. Fossiles Flüssiggas kann Diesel zwar ebenfalls ersetzen, senkt die Emissionen allerdings nur um bis zu 20 Prozent. Die CO2-Bilanz von Bio-LNG sei dagegen sogar negativ, wenn der Treibstoff aus landwirtschaftlichen Abfallprodukten stamme.

Standardmodul für 500 kW-Anlagen

„Nur ca. 30 Prozent des Wirtschaftsdüngers werden derzeit in herkömmlichen Biogasanlagen eingesetzt“, so Ruhe. „Würden wir künftig 100 Prozent davon zu Bio-LNG verarbeiten, könnten wir rund 37 Prozent der LKW-Flotte versorgen.“ Dabei seien weitere Reststoffe aus der Landwirtschaft, wie zum Beispiel Stroh und Futterreste noch nicht eingerechnet. Die Jahresproduktion an CO2-freiem Treibstoff der Darchauer Anlage hat sich die Q1 Energie AG vertraglich gesichert, ein Energie- und Tankstellenunternehmen aus Osnabrück.

Mithilfe der Blaupause aus Darchau ließe sich die Bio-LNG-Produktion ferner zügig ausbauen. Die durchschnittliche Größe von Biogasanlagen hierzulande beträgt 500 Kilowatt. Auf diesen Standard haben die Projektverantwortlichen ihr Konzept ausgerichtet. Zu den Services des Familienunternehmens gehören Beratung, Planung und der Bau schlüsselfertiger Verflüssigungsanlagen. Der norditalienische Kooperationspartner Ecospray Technologies ist technischer Entwicklungspartner, um Biogas in Bio-LNG umzuwandeln und den Transport des Flüssiggases zur Tankstelle zu ermöglichen.

Die Agrarvereinigung e.G. Darchau hat für das Projekt ferner Zuschüsse in Höhe von 55 Prozent der Investitionskosten aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) erhalten. Dabei geht es um die Versorgung mit alternativen Treibstoffen in Niedersachsen.

10.8.2022 | Quelle: Ruhe Biogas | Solarserver © Solarthemen Media GmbH

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