Solare Prozesswärme: Heineken will Solarbier brauen
In Spanien hat der weltweite Anstieg der Preise für fossile Brennstoffe große Solarthermie-Anlagen so wettbewerbsfähig wie nie zuvor gemacht. In Verbindung mit der finanziellen Unterstützung durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sind diese Systeme nun in der Lage, kurze Amortisationszeiten von nur ein paar Jahren zu erreichen. Folglich bietet eine wachsende Zahl von Solartechnologieanbietern Wärmeabnahmeverträge (HPA) an. Der bisher größte HPA-Vertrag wurde im Mai letzten Jahres von dem weltweit tätigen Bierhersteller Heineken und dem Energiedienstleister Engie Soluciones España unterzeichnet und verspricht die Versorgung der Heineken-Fabrik in Sevilla mit 28,5 GWh mit Solarthermie gewonnener Wärmeenergie pro Jahr.
Das Multi-MW-Solarwärmeprojekt zur Versorgung des Heineken-Werks hat eine mehrjährige Vorgeschichte. Bereits 2017 hatte das deutsche Unternehmen Solarlite in Zusammenarbeit mit dem belgischen Unternehmen Azteq eine Vormachbarkeitsstudie für das System erstellt. Seit 2020 ist Solarlite ein Tochterunternehmen von Azteq. Damals ergab die Studie jedoch, dass Gas zu diesem Zeitpunkt so billig war, dass das Interesse an solaren Alternativen gering war. Selbst Heineken gab erst grünes Licht für das Projekt, nachdem Engie im vergangenen Jahr die Genehmigung für EFRE-Zuschüsse erhalten hatte.
Ausreichend Platz für die Solarthermie bei Heineken vorhanden
Das große Plus des Heineken-Standorts in Sevilla: Ausreichend Platz für das riesige 30-MW-Parabolrinnen-Kollektorfeld. „Wir haben einen Druckwasserspeicher mit einer Kapazität von 70 MWh eingebaut, so dass die Anlage im Sommer zwischen Mai und September 100 % des Wärmebedarfs decken kann“, sagt Joachim Krüger, Leiter des Geschäftsbereichs Solarlite Solar Technology innerhalb der Azteq-Gruppe. Über das Jahr gerechnet soll die Solaranlage 55 % der von der Brauerei benötigten Wärme liefern.
Der schwierigste Teil des Projekts ist nach wie vor die Dauer der Fertigstellung. Alle Entwickler, die EFRE-Mittel erhalten, müssen ihre Projekte bis Juni 2023 abschließen. „Was uns dabei hilft, diese knappe Frist einzuhalten, sind unsere persönlichen Beziehungen zum chinesischen Parabolrinnenhersteller Huiyin Solar“, so Krüger. Kari Ven, Mitbegründer von Azteq, und Juan Ven, Gründer von Huiyin, sind in Belgien geborene Brüder.
Eckdaten der für Heineken geplanten Solarthermie-Parabolrinnenanlage in Sevilla.
Leistung Solarheizwerk | 30 MW |
Größe Kollektorfeld (Aperturfläche) | 43.414 m2 |
Energiedienstleistungsunternehmen | Engie Soluciones España |
EPC | Azteq |
Kollektorhersteller | Huiyin Solar |
Förderzusage der Region Andalusien | 2021 |
Wärmeabnahmevertrag zwischen Engie und Heineken | Mai 2022 |
Baubeginn | July 2022 |
Geplante Inbetriebnahme | Juni 2023 |
Integration der Solarwärme | Wasser mit 35 bar und 210 °C speist über einen Wärmeübertrager in das Wärmenetz der Brauerei ein |
Jährlicher Wärmeertrag des Kollektorfeldes | 28,5 GWh |
Spezifischer Jahresertrag | 657 kWh/m2 |
Solarer Deckungsgrad des Wärmebedarfes der Brauerei | 55 % |
Solarthermie jetzt äußerst wettbewerbsfähig
Andere Unternehmen, die in Spanien Wärmeabnahmeverträge anbieten sind Abora Solar, Solatom, and TCT – Thermal Cooling Technology und die in Frankreich ansässigen Anbieter Newheat und Sunti. Sie profitieren davon, dass die Solarwärme bei einem Investitionszuschuss von 45 % in Spanien jetzt äußerst wettbewerbsfähig ist.
„Wir bieten in Südspanien bereits Wärme für 15 bis 20 Euro/MWh an. Das ist absolut wettbewerbsfähig, vor allem im Vergleich zu den aktuellen Gaspreisen, die bei 80 bis 90 Euro/MWh liegen“, sagt Jaime Ruiz-Morales, Marketing-Chef von TCT. Dennoch sei es nach wie vor schwierig, die Endkunden von den Vorteilen der Solarwärme zu überzeugen. „Die idealen Kunden sind sehr große Wärmeabnehmer, aber die sind schwer zu gewinnen. Wir bieten jedoch sehr niedrige Amortisationszeiten von etwa zwei bis drei Jahren. Wir hoffen also, sobald die ersten Anlagen in Betrieb sind, dass viele andere Unternehmen auf den Zug aufspringen werden“, so Ruiz-Morales.
Bereits in den vergangenen Jahren war das Interesse an der solaren Prozesswärme weltweit gewachsen.
Diesen Beitrag hat das Redaktionsteam des Solarthermie-Jahrbuchs verfasst. Sie können das Solarthermie-Jahrbuch 2023 unter diesem Link bestellen.