EU-Industrieemissions-Richtlinie: Benachteiligung für kleine Elektrolyseure befürchtet

Für den Durchbruch der Wasserstoff-Technologie darf es laut LEE NRW keine aufwändigen Hürden für kleine Elektrolyseure bei den Genehmigungsverfahren geben.Foto: AA+W / stock.adobe.com
Für den Durchbruch der Wasserstoff-Technologie darf es keine aufwändigen Hürden für kleinere Elektrolyseure bei den Genehmigungsverfahren geben, fordert der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW).

Kleinere Elektrolyseure sollte man bei den künftigen Genehmigungsverfahren nicht benachteiligen, betont der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW). „Der klimapolitisch unverzichtbare Durchbruch der Wasserstofftechnologie wird durch die Überlegungen ausgebremst, die es derzeit in den in Reihen der EU-Kommission in Brüssel gibt“, sagt Thomas Griese, stellvertretender Vorsitzender im LEE NRW. „Die Bundesregierung muss verhindern, dass kleine Elektrolyseureinheiten, die das technologische Rückgrat für den Aufbau einer dezentralen, erneuerbaren Wasserstoffproduktion sind, durch bürokratische Hürden verhindert werden.“ Elektrolyseure sind die für die Wasserstoffwirtschaft notwendigen technologischen Systeme. Mit ihnen spaltet man Wasser in seine Basisbestandteile Wasserstoff und Sauerstoff auf.

Für Griese geht der vorliegende Entwurf der EU-Kommission, mit der die EU die Industrieemissions-Richtlinie vom 5. April 2022 ändern will, „in die völlig falsche Richtung.“ Danach sollen für Elektrolyseure aller Größenklassen die gleichen Genehmigungsverfahren gelten, sprich eine aufwändige Prüfung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG). „Das kostet Zeit und vor allem Geld, das den Herstellern von kleineren Elektrolyseureinheiten fehlt“, so Griese. Damit kleinere und mittelgroße Gewerbe- und Industriebetriebe ihre Produktionsprozesse vor Ort auf Basis grünen Wasserstoffs klimafreundlich umbauen können, führe kein Weg an kleineren Elektrolyseuren vorbei. „Die großen Elektrolyseuren mit mehreren hundert Megawatt Leistung machen sicherlich an der Küste Sinn, wo demnächst große Menge Offshore-Windstrom erwartet werden. Aber in einem Flächenland wie NRW brauchen wir für die Dekarbonisierung kleinere, dezentrale Einheiten“, so Griese.

Kleine Elektrolyseure sollten genehmigungsfrei sein

Der LEE NRW plädiert dafür, dass man die Genehmigungsverfahren an die Größe der Elektrolyseure koppelt. Und zwar auf Basis einer Staffelung. Somit sollten man kleine Elektrolyseure genehmigungsfrei in Betrieb nehmen können, mittelgroße sollen nur ein vereinfachtes BImSchG-Verfahren durchlaufen müssen. Erst für größere Anlagen sollte man das komplette BImSchG-Vollverfahren vorschreiben.

Neben einer Verschlankung der Genehmigungsverfahrung fordert Griese auch eine verbesserte Förderung an. Brüssel habe über das sogenannte IPCEI-Programm (= Important Project of Common European Interest) erste Wasserstoff-Projekte in Deutschland gefördert. Was nach Einschätzung des LEE NRW nur ein erster Schritt sein könne. „Wir brauchen eine gezielte Förderung für Projekte zur dezentralen Erzeugung von grünem Wasserstoff. Und anderseits auch für die entsprechende Skalierung der dezentralen Technologien“, unterstrich Griese.

Eine möglichst große Zahl dezentraler Elektrolyseure ist für den LEE NRW auch die Voraussetzung dafür, dass man die bislang in der Nationalen Wasserstoffstrategie und in der Wasserstoff-Roadmap des Landes NRW geplanten Importe grünen Wasserstoffs deutlich reduzieren kann. „Es hilft uns künftig über nicht weiter, wenn wir die Abhängigkeit bei den fossilen Energien von einigen wenigen Potentaten gegen die Abhängigkeit von anderen demokratiefeindlichen Machthabern beim grünen Wasserstoff eintauschen“, wirbt Griese für eine möglichst breit angelegte Produktion von grünem Wasserstoff in heimischen Landen.

Chancen von heimisch erzeugtem Wasserstoff nutzen

Welche großen wirtschaftlichen Chancen heimisch erzeugter Wasserstoff auf Basis erneuerbarer Energien bietet, hat der LEE NRW bereits im Spätherbst 2020 in einer Studie vom Wuppertal Instituts und DIW Econ errechnen lassen. Die Gutachter kamen zu dem Schluss, dass mit der heimischen Produktion von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien unglaubliche Wertschöpfungseffekte verbunden sind. 800.000 Jobs und 30 Milliarden Euro jährliche Wertschöpfung könnte man in den kommenden Jahren schaffen.

Voraussetzung dafür ist aber ein massiver Ausbau erneuerbarer Energien bundes- und landesweit. Thomas Griese: „Sozusagen als Eselsbrücke gibt es dafür einen einprägsamen Spruch. Nur wer Windenergie sät, kann Wasserstoff ernten!“

26.8.2022 | Quelle: LEE NRW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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