Fraunhofer nimmt grünes Ammoniak in PtX-Atlas auf
Das Fraunhofer IEE integriert grünes Ammoniak in seinen PtX-Atlas. Denn es gewinne in der Debatte um PtX-Importe und Klimaschutz mehr und mehr an Bedeutung, so das Institut. Der Aufwand für Erzeugung und Transport der chemischen Verbindung sei dabei relativ gering. Der globale PtX-Atlas liefert jetzt auch Daten zu den Produktionspotenzialen von grünem Ammoniak in 97 Ländern und Gebieten weltweit. Auch die jeweiligen Erzeugungs- und Transportkosten stellt er dar. Der online frei zugängliche PtX-Atlas zeigt, wo sich in der Welt welche Mengen an grünem Wasserstoff und anderen PtX-Energieträgern zu welchen Kosten hergestellten und nach Europa exportieren lassen.
Mit der Erweiterung des PtX-Atlas haben die Kasseler Fraunhofer-Forschenden die Detailanalysen von nahezu 600 Standorten um die Modellergebnisse zu grünem Ammoniak ergänzt. »Unsere Analysen geben einen langfristig orientierten Ausblick auf die Importmöglichkeiten von grünem, also mit erneuerbaren Energien erzeugtem Ammoniak«, sagt Projektleiter Maximilian Pfennig vom Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE. »So macht der PtX-Atlas deutlich, an welchen Standorten weltweit es sinnvoll ist, aus dem mit erneuerbarem Strom erzeugten Wasserstoff in einer weiteren Wandlungsstufe grünes Ammoniak für den Export nach Europa zu erzeugen – und wo andere PtX-Energieträger Vorteile haben.«
Dabei geht aus den Analysen der Fraunhofer-Forschenden hervor, dass die Gesamtkosten von Ammoniak in vielen Fällen unter denen von E-Fuels, Methanol sowie Flüssigmethan und -wasserstoff liegen. »Damit kann grünes Ammoniak als Importprodukt und Alternative zu fossilen Energieträgern einen zentralen Beitrag zur Defossilisierung der Energie- und Rohstoffmärkte in Europa leisten«, erklärt Pfennig.
Chile weltweit günstigster Standort
Betrachtet man allein die Produktion von grünem Ammoniak, ist Chile den Analysen zufolge mit Kosten von 67 Euro pro Megawattstunde der weltweit günstigste Standort. Im globalen Mittel liegen sie bei 92 Euro pro Megawattstunde. Damit ist Ammoniak in der Erzeugung etwa 21 Prozent günstiger als E-Fuels und Methanol. Im Vergleich zu Flüssigwasserstoff verursacht die Produktion von Ammoniak allerdings fünf Prozent höhere Kosten.
Der Vorteil von Flüssigwasserstoff schwindet jedoch, wenn man den Transport berücksichtigt. Da für weite Strecken speziell ausgerüstete Schiffe zum Einsatz kommen müssen, ist die Beförderung auf dem Seeweg sehr teuer. »Flüssigwasserstoff ist gegenüber Ammoniak in vielen Fällen nur dann konkurrenzfähig, wenn das Ammoniak nicht direkt genutzt wird, sondern in Europa aufwändig in Wasserstoff umgewandelt werden muss«, fasst Projektleiter Pfennig zusammen.
Auch im Vergleich mit E-Fuels, Methanol und Flüssigmethan sind die Importkosten von Ammoniak günstiger, zeigt der erweiterte PtX-Atlas. Beim Import aus nahegelegenen Regionen wie etwa Marokko liegen die Kosten um etwa 18 Prozent niedriger, bei weiter entfernten Ländern wie Australien sind es immerhin noch sieben Prozent.
8.9.2022 | Quelle: Fraunhofer IEE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH