KIT: synthetische Kraftstoffe sind alltagstauglich

Eine Raffinerie bei spätem Sonnenuntergang mit verschiedenen Fahrzeugen sowie Menschen, die arbeiten.Foto: Markus Breig und Amadeus Bramsiepe, KIT
Synthetische Kraftstoffe sind grundsätzlich für alle konventionellen Fahrzeuge geeignet und lassen sich zügig produzieren.
Synthetische Kraftstoffe, die aus erneuerbaren Energien gewonnen werden, sind einsatzbereit. Das zeigt ein Forschungsprojekt des KIT. Im nächsten Schritt will die Raffinerie MiRo eine Produktionsanlage bauen.

Synthetische Kraftstoffe aus erneuerbaren Energien haben sich als verlässlich und alltagstauglich erwiesen. Dieses Resümee zieht das Karlsruher Institut für Technologie nach Abschluss des Forschungsvorhabens „reFuels – Kraftstoffe neu denken“.

In dem großangelegten Projekt mit Partnern aus der Wirtschaft habe es umfangreiche Anwendungstests in Flotten gegeben. Diese hätten bewiesen, dass reFuels in fast allen Fahrzeugen eingesetzt und in absehbarer Zeit in großen Mengen hergestellt werden können.

„Auf flüssige Kraftstoffe werden wir auf absehbare Zeit nicht verzichten können, etwa im Bereich des Schwerlastverkehrs, der Schiff- und Luftfahrt, aber auch in der Auto-Bestandsflotte.“ So äußerte sich Professor Thomas Hirth, Vizepräsident für Transfer und Internationales des KIT. „Im Projekt haben wir jetzt gezeigt, dass reFuels sowohl bei alten und neuen Autos, als auch bei Nutzfahrzeugen oder Lokomotiven funktionieren“, so Hirth weiter. „Kurz, reFuels sind heute voll und ganz alltagstauglich!“

Industrielle Raffinerie

„Wir konnten tonnenweise reFuels herstellen, die in den bestehenden Kraftstoffnormen für Otto- und Dieselkraftstoffe liegen und im Serieneinsatz in verschiedensten Motoren keine Beeinträchtigung bei Leistung oder Verschleiß gezeigt haben“, erläutert Dr. Olaf Toedter vom Institut für Kolbenmaschinen des KIT. Hergestellt und getestet haben die Forschenden des KIT Benzin und Diesel. Dabei haben sie eine CO2-Reduktion von 22 bis 81 Prozent erreicht, je nach Mischungsverhältnis zwischen synthetisierten und fossilen Kraftstoffen, eingesetzten Ausgangsstoffen und Energien.

Als nächsten Schritt wollen die Projektpartner auf dem Gelände der MiRO-Raffinerie in Karlsruhe eine industrielle Produktionsanlage für reFuels errichten. „Perspektivisch wollen wir fossile Rohstoffe durch erneuerbare Energieträger ersetzen“, erklärt Dr. Andreas Krobjilowski, technischer Geschäftsführer der MiRO. „Viele der dazu erforderlichen Technologien und Prozesse sind in Deutschland bereits vorhanden. MiRO verfügt dazu über das Know-how und die Erfahrung, derartige neue und innovative Anlagen zu errichten und zu betreiben.“

Derzeit noch nicht ausreichend verfügbar seien jedoch bezahlbare Mengen grünen Wasserstoffs, um auf eine treibhausgasneutrale Produktion umzustellen. Die Vorprodukte für die reFuels-Kraftstoffe wie synthetisiertes Fischer-Tropsch-Öl oder Methanol könnten deshalb Länder produzieren, die über mehr Wind- oder Sonnenenergie verfügen als Deutschland. Die Solarthemen hatten bereits im letzten November über ein solches Vorhaben in Südspanien unter Beteiligung einer deutschen Firma berichtet. Die eigentlichen reFuels wie Benzin, Diesel oder Kerosin würden dann in heimischen Raffinerien wie MiRO produziert. „Für den dringend erforderlichen schnellen Markthochlauf brauchen wir jedoch Klarheit und langfristige Sicherheit für die Anrechnung von erneuerbaren, strombasierten Kraftstoffen auf die Treibhausgasminderungsquote“, so Krobjilowski.

Weiter arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daran, den reFuels-Anteil an den Kraftstoffmischungen innerhalb der bestehenden Kraftstoffnormen zu steigern. „Bis hin zum reFuels-Reinkraftstoff“, sagt Toedter. Bereits laufende Tests verliefen vielversprechend. Allerdings fehlen dafür noch klare regulatorische Rahmenbedingungen, denn in Deutschland sind bisher nur bis zu 33 Prozent Beimischung von reFuels erlaubt.

Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg hat das Projekt im Rahmen des SDA mit fünf Millionen Euro gefördert. Außerdem kamen weitere 15 Millionen Euro aus der Wirtschaft.

21.9.2022 | Quelle: KIT | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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