BEE legt Forderungen zum EU-Strompreisdeckel vor

Der Branchenverband BEE fordert, dass der EU-Strompreisdeckel den Ausbau der erneuerbaren Energien nicht behindern darf.Foto: Wolfilser / stock.adobe.de
Der Branchenverband BEE fordert, dass die EU die Strompreisbegrenzung und den Ausbau der erneuerbaren Energien zusammenbringen muss und formuliert dafür Eckpunkte.

Morgen soll sich der EU-Ministerrat zu den Vorschlägen der EU-Kommission für einen EU-Strompreisdeckel befassen. Der weitgehende Stopp der russischen Gaslieferungen nach Europa, der schwächelnde französische Atomkraftwerkspark und der nahende Winter stellen Europa nach Einschätzung des Bundesverbands Erneuerbare Energie e.V. (BEE) vor besondere Herausforderungen bei der Energieversorgung. Es sind massive soziale und ökonomische Verwerfungen zu befürchten.

„Die fossil-atomaren Energiepreiskrise verursacht immense Preissprünge und belastet Haushalte und Unternehmen zunehmend. Die erneuerbaren Energien wirken dagegen preissenkend auf den Strommarkt. Neben kurzfristigen Entlastungen durch staatliche Maßnahmen, die der BEE ausdrücklich begrüßt und sich solidarisch zeigt, geht es deshalb auch darum, Fehlanreize und Risiken für die Energiewende durch Marktverwerfungen zu vermeiden. „Im Falle eines übereilten staatlichen Markteingriffs kann Investitionssicherheit untergraben und der weitere Ausbau der Erneuerbaren gefährdet werden. Deswegen braucht es klare Leitplanken für die weiteren Beratungen auf nationaler und EU-Ebene“, sagt BEE-Präsidentin Simone Peter Peter.

Leitplanken beim EU-Strompreisdeckel aus BEE-Sicht

Keine rückwirkenden Eingriffe

Das sich langsam wieder zum Positiven entwickelnde Investitionsklima in Deutschland darf nicht durch einen als willkürlich wahrgenommen staatlichen Eingriff gestört werden. Ein rückwirkend geltender Eingriff wäre ein klarer Bruch mit dem Prinzip der Investitions- und Planungssicherheit. Darüber hinaus wurden vielerorts auf Basis der erzielten Einnahmen bereits umfangreiche Investitionen getätigt. Eine Rückzahlung könnte in diesen Fällen existenzbedrohliche Auswirkungen haben.

Zeitliche Begrenzung der Maßnahmen

Der BEE fordert eine zeitliche Begrenzung der Maßnahmen im Rahmen vom EU-Strompreisdeckel (unter 6 Monaten). Ein staatlicher Eingriff muss die Rückkehr zur Normalität schnellstmöglich regeln. Daher muss ein Eingriff von vornherein zeitlich begrenzt sein.

Flexibilitäten und Erneuerbare Vielfalt bewahren und weiter anreizen

Die Erneuerbaren Energien haben in ihrer Vielfalt unterschiedliche Eigenschaften, die beachtet werden müssen. Beispielsweise zeichnen sich einige Kraftwerke durch ihre flexible Fahrweise aus, die es auf dem Spotmarkt weiter anzureizen gilt. Eine starre Obergrenze für EE-Anlagen mit Brennstoffeinsatz, wie der Bioenergie, sowie eine vollständige Abschöpfung der über der Obergrenze liegenden Gewinne droht Anlagenbetreiber:innen teilweise in die Unwirtschaftlichkeit zu drängen, Flexibilitäten einzuschränken und somit die Knappheit am Strommarkt noch zu steigern. Außerdem ist die sehr heterogene Kostenstruktur gerade im Betrieb der Anlagen zu bedenken und ggfs. über einen prozentualen Kostenpuffer zu berücksichtigen. Zusätzliche Ausnahmen und Bagatellgrenzen sind erforderlich.

Investitionsspielräume für beschleunigten Ausbau weiterhin ermöglichen

Die Bemessung eines staatlichen Eingriffs muss ausreichend Gewinne zur Risikoabsicherung und für Neuinvestitionen lassen. Dabei muss gestiegenen Kosten (inflationsbedingt oder z.B. Substrat-, Vermarktungskosten-, Zins- und Anlagenkosten) ebenso wie normalem unternehmerischem Handeln ausreichend Rechnung getragen werden.

Auswirkungen auf Terminmärkte/Langfristmärkte beachten

Eine Einbindung der PPA, Langfrist- und Terminmärkte ist aufgrund der komplexen und schwer nachvollziehbaren Wertschöpfungsketten von gehandelten Produkten äußerst schwierig. Dennoch ist es zentral, auch die Langfristmärkte in den Mechanismus einzubeziehen, da andernfalls dem Spotmarkt steuerbare Leistung entzogen würde und dieser quasi gegenüber den Langfristmärkten künstlich verknappt würde.

Vorgehen im Europäischen Verbund koordinieren

Eine Umsetzung muss zwingend europäisch koordiniert werden. Unkoordinierte nationale Alleingänge könnten, wie das Beispiel Spanien zeigt, zu negativen Sekundäreffekten führen (z.B. mehr Gasverstromung oder Subventionsspirale nach oben). Für Deutschland als stark in den Binnenmarkt integriertes EU-Land ist eine enge Abstimmung mit den Nachbarn von elementarer Bedeutung.

29.9.2022 | Quelle: BEE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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