Berliner Stadtwerke: Mieterstrom für Lichtenberg
Die Berliner Stadtwerke haben im Stadtteil Lichtenberg gemeinsam mit der Berliner Wohnungsbaugesellschaft Gewobag ein neues Mieterstrom-Projekt verwirklicht. 317 Haushalte können damit künftig vom günstigeren Ökostrom vom eigenen Dach profitieren. Die 100 kWp leistende Anlage ist auf dem neuen, achtgeschossigen Karree an der Lichtenberger Rhinstraße 143 installiert. Die baulichen Voraussetzungen für dieses Projekt waren ideal, weil die Gewobag die Solaranlage bereits bei der Planung des Gebäudes berücksichtigt hatte. So konnte sie Kosten für die nachträgliche Ertüchtigung vermeiden.
„Für uns ist es die erste Anlage, die wir in einen Neubau integrieren, bei dem praktisch alle wichtigen Dinge von der Hausanschlusstechnik bis zur Dachkonfiguration vom Bauherrn bereits mitgeplant worden sind“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführerin Dr.-Ing. Kerstin Busch. Zwar bringe ein solches Vorgehen schnelleres Tempo und schmalere Kosten. Der Normalfall für Mieterstrom-Projekte werde angesichts von fast zwei Millionen Bestandswohnungen aber eher eine Ausnahme als eine Regel bleiben.
„Mit den Mieterstrom-Anlagen auf den Dächern des Neubaus an der Rhinstraße haben die MieterInnen eine Möglichkeit, direkt an der Energiewende mitzuwirken“, sagt Karsten Mitzinger, Geschäftsführer der Gewobag ED Energie- und Dienstleistungsgesellschaft mbH. „Sie können sich bewusst für Photovoltaik-Strom direkt vom Dach entscheiden.“
Vorteile Mieterstrom
Mieterstrom – also Erzeugung und Verbrauch im selben Haus – bietet aufgrund der nicht anfallenden Netzentgelte und -umlagen, Stromsteuer und Konzessionsabgaben Kostenvorteile, die an die Mieter:innen weitergegeben werden. Dem stehen aber vergleichsweise hohe Aufwände gegenüber, z. B. für Gebäudeertüchtigungen bei Bestandsgebäuden, umfangreiche Messsysteme, komplexe Abrechnung und Vertriebsrisiken.
Die Förderung von Mieterstrom hat sich auch im Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) 2023 nicht signifikant verbessert. Zahlreiche von der Branche gefordert Maßnahmen zur Stärkung des Mieterstroms wurden bislang nicht umgesetzt. Dazu zählen etwa die Anhebung des Mieterstromzuschlags zum Ausgleich gestiegener Material- und Handwerkskosten oder die Aufhebung der räumlichen Grenzen für den lokalen Verbrauch zu gleichen Bedingungen in der Nachbarschaft. Aber auch Berlin kann durch vereinfachte Genehmigungen für PV-Anlagen auf Hochhäusern mehr tun.
Mit knapp fünf Megawatt stammt etwa ein Viertel der von den Berliner Stadtwerken bisher installierten Solarleistung aus Mieterstrom-Anlagen, die gemeinsam mit öffentlichen Wohnungsbauunternehmen des Landes, privaten Wohnungsunternehmen, Genossenschaften und Eigentümergemeinschaften realisiert worden sind. Die bisherigen Anlagen befinden sich in Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf, Mitte, Pankow, Steglitz-Zehlendorf, Tempelhof-Schöneberg und Treptow-Köpenick und können rund 10.000 Haushalte mit umweltfreundlichem Solarstrom beliefern.
13.10.2022 | Quelle: BSW | © Solarserver / Solarthemen Media GmbH