Holzwickede stellt Erdgas-Leitung in Pilotprojekt auf Wasserstoff um

Menschengruppe vor Wasserstoff-SpeicherFoto: Remeha
Aus dem Speicher fließt der Wasserstoff über eine 500 Meter lange ehemalige Erdgas-Leitung zu den drei Kunden.
Der grüne Wasserstoff fließt im Pilotprojekt „H2HoWi“ durch einen 500 Meter langen Abschnitt om Netz der Westenergie AG Essen.

Dafür wurde die Mitteldruck-Erdgas-Leitung vom übrigen Netz getrennt und stattedessen an einen Wasserstoff-Speicher angeschlossen. Laut Westnetz handelt es sich dabei um grünen Wasserstoff. Die Reinheit betrage 99,9 Prozent, das entspricht der Qualitätsstufe Wasserstoff 3.0. Leert sich der Speicher, meldet ein Sensor dem Lieferanten, dass neuer Wasserstoff benötigt wird.

Heizen mit reinem Wasserstoff aus dem Netz

In den drei Gewerbe-Gebäuden erzeugen vier Wasserstoff-Kessel des Herstellers Remeha daraus Wärme. Dafür seien „kleinere Anpassungen“ bei den Kunden erforderlich gewesen. Bisher übliche Gas-Brennwert-Heizungen lassen sich nicht mit reinem Wasserstoff betreiben. Remeha nutzt in dem Projekt neue wasserstofftaugliche Kessel, die seit 2019 in Pilotprojekte in den Niederlanden, England und Frankreich im Einsatz waren. Sie haben eine Leistung von 24 kW, ein 45-kW-Modell soll folgen. Remeha will auch die Kombination von Wasserstoff-Kesseln und Wärmepumpe testen. Dabei solle die Wärmepumpe die Grundlast decken, der Kessel die Spitzenlast.

Die Industrie betone schon seit langer Zeit die Bedeutung von Wasserstoff im Wärmemarkt. Auch die Politik habe realisiert, dass man „technologieoffen“ an das Thema herangehen und sämtliche Sektoren miteinander koppeln müsse. Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Neubaur (Grüne) erklärte anlässlich der Einweihung, das Projekt leiste „echte Pionierarbeit“. Es werde immer Teile geben, die nicht elektrifiziert werden könnten. „Wir gehen heute 500 wichtige Meter in Richtung Klimaneutralität“, sagte die Ministerin. Viele Heizungsunternehmen setzen darauf, ihre bisher mit Erdgas betriebenen Kessel und Brennstoffzellen „H2ready“ zu machen, um sie eines Tages mit reinem Wasserstoff aus der Leitung betreiben zu können. Doch laut einer von der Heizungsbranche beauftragten Studie ist dieser Weg zu langsam, um die offiziellen Klimaziele der Regierung einzuhalten.

Der Thinktank Agora Energiewende sieht den allzu breiten Einsatz von Wasserstoff für die Wärmeerzeugung hingegen skeptisch. Insbesondere die Wärmeerzeugung in der Industrie müsse auch auf Wärmepumpen und Elektrodenkessel setzen. Diese seien auch als flexible Verbraucher wichtig für die Stabiliserung der Stromnetze. Die Erzeugung von grünem Wasserstoff ist in Deutschland bisher auch auf wenige Projekte begrenzt. Eines davon soll der Solarpark Klettwitz in der Lausitz werden.

24.10.2022 | Quelle: Remeha | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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