„Investment Agreement“ für Wasserstoff-Großprojekt Hyrasia One in Kasachstan

Visualisierung von Photovoltaik und Windenergie in Steppe in Kasachstan, die grünen Wasserstoff erzeugen sollenGrafik: Hyr
In der kasachischen Steppe sollen Wind- und Solarparks für die Erzeugung von grünem Wasserstoff entstehen.
Die europäischen Svevind Energy Group will in Kasachstan eine der weltweit größten Industrieanlagen zur Produktion von grünem Wasserstoff bauen.

Vertreter des Tochterunternehmens Hyrasia One haben heute in Astana mit der kasachischen Regierung das entsprechende Investment Agreement für das gleichnamige Wasserstoff-Großprojekt Hyrasia One unterzeichnet.

Dabei handelt es sich allerdings noch nicht um die finale Investitionsentscheidung für das rund 40 bis 50 Milliarden USD teure Projekt. Diese soll erst 2026 fallen. Das Investment Agreement definiert vielmehr die Rahmenbedingungen, wie die zur Verfügung gestellten Flächen, Zugang zu Infrastruktur, den ungehinderten Waren- und Kapitalverkehr. Das soll die Investition sicherer machen. Auf Basis dieses Investment Agreements will Hyrasia One nun mit Ko-Investoren, Wasserstoff-Abnehmern und Anlagenlieferanten verhandeln, um die Grundlagen für die spätere Vermarktung des grünen Wasserstoffs zu schaffen.

Wasserstoff-Großprojekt könnte rechnerisch ein Fünftel des europäischen Importbedarfs decken

Photovoltaik- und Windenergie-Anlagen mit einer Spitzenleistung von 40 GW sollen in der Steppe im Südwesten von Kasachstan rund 120 TWh grünen Strom jährlich erzeugen. Damit sollen sie Elektrolyseure mit einer Leistung von 20 GW versorgen, die in einem Industriepark an der Küste des Kaspischen Meeres stehen sollen. Diese sollen jährlich bis zu zwei Millionen Tonnen grünen Wasserstoff liefern. Zum Vergleich: Laut dem REPowerEU-Plan soll die EU 2030 rund 10 Millionen Tonnen Wasserstoff selbst erzeugen und die gleiche Menge importieren. Ein Fünftel dieses Importbedarfes könnte also das Wasserstoff-Großprojekt Hyrasia One decken – zumindest rein rechnerisch. Laut der Pressemitteilung soll das Projekt „eine tragende Säule für die derzeit entstehenden Wasserstoffmärkte in Europa wie auch in Kasachstan selbst sowie in asiatischen Ländern“ werden.

Die Wasserstoffproduktion in der Region Mangystau soll im Jahr 2030 beginnen und etwa 2032 volle Auslastung erreichen. Die Vorarbeiten laufen seit drei Jahren. Im Sommer 2022 wurde die erste Projektentwicklungsphase mit Fertigstellung der Concept Design Studie erfolgreich abgeschlossen. Daran waren die Beratungsfirmen ILF Consulting Engineers und Roland Berger Management Consultants beteiligt.

Wolfgang Kropp, Geschäftsführer von Hyrasia One sowie Gründer und CEO der Svevind Energy Group sieht Kasachstan als idealen Standort für die Erzeugung erneuerbarer Energien und grünen Wasserstoffs. „In den ausgedehnten Steppen herrschen ganzjährig ausgezeichnete Windverhältnisse und die Sonneneinstrahlung ist weit intensiver als beispielsweise in Zentraleuropa.“

Transportweg für den Wasserstoff ist noch offen

Für den Transport stellt Hyrasia One auf Nachfrage des Solarserver verschiedene Optionen dar. Technisch kommen eine Pipeline für Wasserstoff oder grünes Ammoniak, ein Transport von Ammoniak per Schiff oder auf der Schiene sowie eine Kombination aus beidem in Frage. Ammoniak braucht einige Sicherheitsvorkehrungen, wird aber bereits heute in großen Mengen transportiert (siehe S+ Artikel: Ammoniak als Energiespeicher). Es lässt sich unter Energieeinsatz wieder in Wasserstoff umgewandeln oder direkt in der Industrie nutzen, zum Beispiel für die Düngemittel-Herstellung.

Der Projektentwickler setzt darauf, dass sich die konkrete Transportmöglichkeit in den kommenden Jahren durch den Ausbau der neuen Seidenstraße verbessert. Dann könnte zum Beispiel Ammoniak über den Land- und Seeweg an den Persischen Golf oder an das Schwarze Meer gelangen.

Die kostengünstigste Variante wäre es, den Wasserstoff per Pipeline zu transportieren. Hierfür müssten bestehende Gas-Pipelines umgestellt oder der Wasserstoff dem Erdgas beigemengt werden. Ähnliche Projekte sind bereits an verschiedenen Orten in Prüfung.

Der kürzeste Weg aus Kasachstan nach Mitteleuropa führt allerdings durch Russland und die Ukraine. Laut Hyrasia One wäre das „eine Option, wenn der aktuelle Konflikt beendet wäre und ein Transport über russisches Gebiet möglich und sicher wäre.“ Aus heutiger Sicht sei es aber wahrscheinlicher, dass der Wasserstoff über das Kaspische Meer, Aserbaidschan und die Türkei nach Europa gelangen würde. „Wir beobachten natürlich die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen in der Region, um dann die beste Transportroute auswählen zu können“, heißt es von Hyrasia One.

27.10.2022 | Quelle: Hyrasia One | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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