Netzausbau: Uckermark-Leitung bringt Windstrom nach Berlin
Konkret sei der rund 40 Kilometer lange südliche Teilabschnitt der Uckermark-Leitung in Betrieb gegangen. Die 380kV-Leitung beginnt nördlich des Umspannwerkes Neuenhagen bei Berlin. Sie läuft über mehr als einhundert neue Strommasten und geht schließlich in der Nähe von Golzow bei Britz in die vorhandene Bestandsleitung über.
Der Netzausbau in Form der Uckermark-Leitung soll laut 50Hertz Strom aus Erneuerbaren Energien im Nordosten Brandenburgs und Teilen Mecklenburg-Vorpommerns in die Industrie- und Verbrauchszentren bringen – also insbesondere nach Berlin. Darüber hinaus sei sie durch die Anbindung an das Umspannwerk Vierraden und den dortigen Interkonnektor mit dem polnischen Krajnik auch für die europäische Energiewende von Bedeutung.
Da die neue Leitung bisher in die Bestandsleitung übergeht, werde sie zunächst weiter mit einer Spannung von 220 kV betrieben. Der nächste Schritt ist der Anschluss der Uckermark-Leitung an das Umspannwerk Vierraden. Dann will 50Hertz die Spannung auf 380kV erhöhen. Der Rückbau der alten 220kV-Trasse im Bereich des heute in Betrieb genommenen Abschnittes beginne Ende dieses Jahres und werde bis Ende 2023 abgeschlossen sein.
Wenn die Uckermark-Leitung vollständig in Betrieb geht, soll sie die Umspannwerke Neuenhagen und Bertikow bei Prenzlau mit einer etwa 115 Kilometer langen 380kV-Leitung verbinden. Mit einer sogenannten Einschleifung werde zudem das Umspannwerk Vierraden an die Uckermark-Leitung angebunden.
Schneller Bau, lange Genehmigung – Netzausbau schleppend
Der Vorsitzende der 50Hertz-Geschäftsführung Stefan Kapferer begrüßt den schnellen Bau. „Dass wir jetzt zügig mit dem Bau der Leitung vorankommen, ist eine gute Nachricht für die Energiewende. Das darf aber das extrem lange Genehmigungsverfahren der Leitung insgesamt nicht vergessen machen“, sagt er.
Er beklagt Doppelprüfungen nahezu gleicher Sachverhalte, unzureichende personelle und technische Ausstattung von Genehmigungsbehörden und Gerichten und den Vorrang von Einzelinteressen vor den Interessen der Allgemeinheit. Das alles habe dazu geführt, dass das Genehmigungsverfahren 17 Jahren gedauert habe. „Wenn wir den Klimaschutz ernst nehmen, können wir uns solche Genehmigungszeiten künftig nicht mehr leisten“, sagt Kapferer. „Gut ist, dass die gegenwärtige Bundesregierung das erkannt und bereits an vielen Stellschrauben zur Genehmigungsbeschleunigung gedreht hat. Ich bin optimistisch, dass wir künftig beim Netzausbau mehr Tempo machen können.“
Langsame Genehmigungsverfahren gelten als Flaschenhals der Energiewende. Das gilt nicht nur für den Netzausbau, sondern auch für die Windenergie. Der aktuelle Szenario-Rahmen für den Netzausbau steht jedoch in der Kritik, die Potenziale der Sektorenkopplung zu wenig zu berücksichtigen.
28.10.2022 | Quelle: 50Hertz | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH