CarbonNeutralLNG: EU-Projekt zur Herstellung und Transport von künstlichem LNG

Wissenschaftler:innen erforschen im EU-Projekt CarbonNeutralLNG, wie synthetisches LNG in Ländern mit einem Überschuss an erneuerbaren Energien hergestellt und nach Europa verschifft werden kann.Foto: FAU / Celina Henning
Die Universität Erlangen-Nürnberg koordiniert das EU-Projekt CarbonNeutralLNG.
Wissenschaftler:innen erforschen im EU-Projekt CarbonNeutralLNG, wie synthetisches LNG in Ländern mit einem Überschuss an erneuerbaren Energien hergestellt und nach Europa verschifft werden kann.

Seit Anfang November koordiniert die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) das Projekt CarbonNeutralLNG. In dessen Mittelpunkt steht synthetisches (Flüssigerdgas) LNG, das man aus Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid (CO2) als Alternative zu fossilen Energieträgern herstellen will. Das Projekt ist Teil von Horizon Europe, dem zentralen Finanzierungsprogramm der Union für Forschung und Innovation. Die EU fördert das Projekt mit 3,5 Millionen Euro über einen Zeitraum von drei Jahren.

Da es im Vergleich zu seiner gasförmigen Variante nur ein sechshundertstel des Volumens aufweist, eignet sich LNG besser für den Transport und die Lagerung. Sein Hauptbestandteil ist Methan. Schon jetzt wird Methan bei extrem tiefen Temperaturen um minus 160 °C verflüssigt und in großen Mengen nach Deutschland importiert, um die Anhängigkeit Europas von russischem Erdgas zu beenden.

Gemeinsam mit zwölf Forschungspartnern aus sechs europäischen Staaten sowie Kanada will man nun erreichen, dass Europas LNG-Terminals künftig auch synthetisches LNG aus erneuerbaren Energien zur Verfügung steht. Erzeugt man grünen Wasserstoff in Ländern wie Kanada mit einem Überschuss an Strom aus erneuerbaren Quellen, kann man ihn zur Herstellung von LNG nutzen. Zudem kann man ihn mit bereits vorhandenen LNG-Tankern als flüssiges Methan nach Europa importiert.

Synthetisches LNG aus biogenem CO2

„Wichtig ist dabei, dass das CO2 für die Herstellung des Methans nicht aus fossilen Quellen stammt, sondern direkt aus der Atmosphäre entnommen wird“, sagt Jürgen Karl vom Lehrstuhl für Energieverfahrenstechnik der FAU. Das wird durch die thermochemische Vergasung von Biomasse erreicht: Nachwachsende Biomasse entnimmt der Atmosphäre „grünes“ Kohlenstoffdioxid. Bei der Vergasung der Biomasse mit Wasserdampf entstehen außerdem große Mengen Wasserstoff. Diese kann man mit zusätzlichem Wasserstoff aus der Elektrolyse mit dem biogenen CO2 in Methan umsetzen. Die Vergasung nutzt ebenfalls Strom aus erneuerbaren Energien.

Ein weiterer Schwerpunkt des Vorhabens ist die Untersuchung der für den Import von LNG notwendigen Infrastruktur. Zahlreiche Innovationen, wie der Einsatz mit 3D-Druck gefertigter Reaktoren oder die vollständige Umsetzung des entstehenden Kohlenstoffdioxids zu Elektrokraftstoff durch Elektromethanogenese, sollen die CO2-Neutralität der Technologie sicherstellen. Im Bereich der Elektromethanogenese forscht an der FAU Katharina Herkendell.

Ziel des Projekts ist es, synthetisches LNG für den Transportsektor, beispielsweise für den Schiffs- oder Schwerlastverkehr, bereitzustellen. Neben dieser Rolle als Elektrokraftstoff kann grünes LNG fossiles Erdgas aber auch nahtlos in der Strom- und Wärmeerzeugung sowie in der chemischen Industrie, zum Beispiel bei der Herstellung von Kunststoffen oder auch Medikamenten, ersetzen.

Weitere Informationen zum EU-Projekt CarbonNeutralLNG sind unter diesem Link zu finden.

Mit der Frage, ob LNG-Terminals eine klimaneutrale Zukunft haben können, befasst sich eine Studie des Fraunhofer ISI.

14.11.2022 | Quelle: FAU | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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