BEE: Neue Gaskraftwerke sind Sackgasse
Die Debatte um neue Gaskraftwerke als steuerbare Leistungsträger im Energiesystem erlebt derzeit eine Renaissance. Eine aktuelle Studie von Frontier Economics plädiert für die Errichtung von zusätzlichen Gaskraftwerken, um die Stromversorgung auch bei Wetterlagen mit wenig Sonne und Wind zu garantieren. Sie sieht einen zusätzlichen Bedarf zwischen 14 und 42 GW für den Zeitraum 2030 bis 2035 und 26 und 88 GW für den Zeitraum 2045 bis 2050. Somit unterstützt die Studie politische Überlegungen in Deutschland, mit Gaskraftwerken den Ausgleich fluktuierender Quellen zu sichern. Dabei ist für den Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) klar: „In Zukunft benötigte, flexibel steuerbare Leistung zum Ausgleich von Wind und Sonne kann vollständig mittels Bioenergieanlagen, Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, Wasserkraftanlagen, Geothermie, Power-to-X und Speichern gedeckt werden“, sagt BEE-Präsidentin Simone Peter.
Erdgas, und damit auch blauer Wasserstoff, sind nach Ansicht des BEE keine Brücke ins erneuerbare Zeitalter, denn die Verfügbarkeit ist unklar. Zudem sei das Energiesystem der Zukunft überwiegend dezentral organisiert, um wirtschaftlich stabil und bezahlbar Energie für alle Bedarfe bereitzustellen. „Flexibilitäten und steuerbare Leistung können, wie bereits in unserer Strommarktdesignstudie mit zwei Fraunhofer Instituten gezeigt, vollständig ohne fossile Gasturbinen abgedeckt werden“, so Peter. „Neue Gaskraftwerke, die irgendwann in der Zukunft theoretisch auch mit grünem Wasserstoff betrieben werden sollen, sind eine Sackgasse. Denn was technisch möglich ist, ist nicht unbedingt ökonomisch sinnvoll. Im Stromsektor wird Wasserstoff als Back-up zur Rückverstromung nur in eng begrenzten Zeitfenstern erforderlich sein, hier würde sich ein Investment nicht lohnen“, so Peter.
Neue Gaskraftwerke sind ökonomisch nicht sinnvoll
Die Errichtung neuer fossiler Infrastrukturen könne zu einem Lock-In führen. Dann müssten die Bürgerinnen und Bürger entweder langfristig überhöhte Energiepreise in Kauf nehmen oder wie schon bei Kohle- und Kernenergie hohe Entschädigungssummen bezahlen, um sich aus der Sackgasse zu befreien. Sinnvoller wäre es, die vorhandenen Möglichkeiten der Bioenergie mit einer stärkeren Flexibilisierung zu nutzen. „Deren Anlagenleistungen und -standorte sind bereits vorhanden, sie generieren sicher erneuerbaren Strom, wirken dezentral und damit netzentlastend, stärken die regionale Wertschöpfung und machen uns unabhängiger von teuren Energieimporten”, so Peter. Das gelte auch für Wasserkraft und weitere Technologien, wie Speicher oder KWK.
Um die Fragen des neuen Marktdesigns und der Versorgungssicherheit zu diskutieren, ist nach Ansicht des BEE die Plattform Klimaneutrales Stromsystem notwendig. Daher sollte die Bundesregierung diese nun, wie im Koalitionsvertrag angekündigt, einsetzen.
18.11.2022 | Quelle: BEE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH