Stakeholder-Plattform Strommarktdesign: Flexibilität soll sich lohnen

Stakeholder-Plattform Strommarktdesign hat ein Impulspaper für die Weiterentwicklung des Strommarktes vorgelegt.Grafik: Stakeholder-Plattform Strommarktdesign
Die Stakeholder-Plattform Strommarktdesign hat ein Impulspaper für die Weiterentwicklung des Strommarktes vorgelegt. Neben dem Erlösstrom aus der reinen Stromerzeugung sollte ein weiterer Erlösstrom für die Verfügbarkeit etabliert werden.

Die aktuelle Energiepreiskrise hat dazu geführt, dass der Strommarkt in den vergangenen Wochen in den öffentlichen Fokus gerückt ist. Nun erfolgen kurzfristig vorübergehende Interventionen in den Strommarkt auf europäischer und nationaler Ebene, um die wirtschaftlichen und sozialen Folgen abzufedern. Die aktuellen Diskussionen um die Krisenfolgen und die Eingriffe in den Strommarkt machen zugleich aber umso deutlicher, dass zügiger und dringlicher denn je die grundsätzliche Weiterentwicklung des Strommarktdesigns insgesamt angestoßen werden muss. Dazu will die Stakeholder-Plattform Strommarktdesign mit einem Impulspapier beitragen.

Die Stakeholder-Plattform Strommarktdesign besteht aus Vertreterinnen und Vertretern von Verbänden, Unternehmen, Think Tanks und Gewerkschaften. Sie hat seit Juli 2022 über die Herausforderungen und Chancen diskutiert, die in Zusammenhang mit einer Weiterentwicklung des Strommarktdesigns stehen. Die in ihrem Ergebnispapier enthaltenen Impulse sollen die Gespräche der geplanten Plattform „Klimaneutrales Stromsystem“ des BMWK zur Weiterentwicklung des Marktdesigns unterstützen. Ziel ist dabei die Schaffung eines klimaneutralen, bezahlbaren und versorgungssicheren Stromsystems. Dafür sind erhebliche Investitionen notwendig, für die derzeit allerdings eine langfristig planbare Grundlage fehlt.

Stakeholder-Plattform Strommarktdesign legt Vorschläge vor

Der etablierte Energy-Only-Markt (EOM) mit seiner sogenannten „Merit Order“ ist laut Stakeholder-Plattform Strommarktdesign für die Funktionen und Ziele, für die er entwickelt und implementiert wurde nach wie vor effektiv, effizient und wirksam. Allerdings offenbart er zunehmend auch Defizite, wenn es darum geht, die Versorgungssicherheit mit Strom zu gewährleisten. Zudem liefert der EOM keinen ausreichenden Anreiz für Investitionen in dargebotsabhängige Erzeugungsanlagen, also insbesondere Photovoltaik– und Windenergieanlagen, da die langfristig erwartbaren Erlösströme nicht zum Risikoprofil möglicher Investoren passen.

Ausschließlich Neuinvestitionen in günstige Erzeugungstechnologien können dauerhaft zu einem dämpfenden Preiseffekt führen, denn sie bewirken eine Ausweitung des Angebots bei niedrigen Stromerzeugungskosten. Daher muss ihre Refinanzierung dauerhaft sichergestellt sein. Auf der anderen Seite können ausschließlich Neuinvestitionen in steuerbare Kapazitäten und Verfügbarkeiten dauerhaft die Versorgungssicherheit gerade für die Zeiträume gewährleisten, in denen nicht ausreichend Sonnen- und Windstrom zur Verfügung stehen. Für sie müssen trotz flexibler Fahrweise und der Nutzung klimaneutraler Brennstoffe, wie insbesondere Wasserstoff oder Biomasse, dauerhaft und planbar ausreichende ökonomische Anreize geschaffen werden.

Aus diesem Grund muss man neben dem Erlösstrom aus der reinen Stromerzeugung ein weiterer Erlösstrom für die Verfügbarkeit etablieren. Nur dadurch kann man den ökonomischen Wert von Versorgungssicherheit sichtbar machen und damit preislich ausweisen. Das zukünftige Marktdesign darf außerdem einen bedarfsgerechten, effizienten und zügigen Netzausbau nicht behindern. Der Gesetzgeber sollte marktliche Anreize dafür schaffen, dass Unternehmen zusätzliche Flexibilität auf der Angebots- und Nachfrageseite bereitstellen. Und dies, ohne dass dies Verpflichtungen zu der Nachfrageseite, wie das Demand-Side-Management, auslöst. Flexibilität soll sich lohnen, aber kein Zwang werden.

Das Ergebnispapier der Stakeholder-Plattform Strommarktdesign ist unter diesem Link zu finden.

30.11.2022 | Quelle: BEE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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