Fernwärme: Anträge zur BEW-Förderung nehmen Fahrt auf
Seit dem Start der BEW-Förderung am 15. September 2022 hat das Bafa bis zum 15. Dezember insgesamt 174 Anträge auf BEW-Zuschüsse erhalten. Davon betreffen nach Auskunft des Bundesamtes 118 Anträge die zu 50 Prozent geförderten planerischen Vorarbeiten. Darunter sind 37 Transformationspläne für Bestandsnetze und 81 Machbarkeitsstudien für neue Netze. Weitere 25 Anträge richten sich auf die sogenannte systemische Förderung für investive Maßnahmen in bestehende und neue Netze. Und schließlich verzeichnet das Bafa 31 Förderanträge für Einzelmaßnahmen, wie zum Beispiel Solarthermieanlagen, Großwärmepumpen oder Wärmespeicher.
Zugleich scheint auch der Wechsel vom Vorgängerprogramm Wärmenetze 4.0 in die BEW zu klappen. Das Bafa erhält dazu nach eigenen Angaben „zahlreiche Anfragen von Antragstellern aus Wärmenetze 4.0 und geht daher von einigen Wechselanträgen aus.“
AGFW ist mit BEW-Start zufrieden
Nach Informationen von Jens Kühne, Bereichsleiter für Erzeugung, Sektorkopplung und Speicher beim Fernwärme-Branchenverband AGFW, dürfte bis Weihnachten sogar noch ein kräftiger Schub von weiteren BEW-Anträgen beim Bafa eingehen. Mit den bisherigen Antragszahlen des neuen Förderprogramms zeigt sich Kühne zufrieden: „Ich finde das für den Anfang recht gut. Natürlich würde ich mir wünschen, dass schon ein paar mehr Transformationspläne für die Dekarbonisierung bestehender Wärmenetze beantragt worden wären. Aber man muss auch verstehen, dass gerade die großen Fernwärmeversorger dafür etwas mehr Zeit benötigen. Ich bin sicher, dass wir im Jahr 2023 eine noch deutlich höhere Nachfrage nach dem Förderprogramm erleben werden. Es ist zu hoffen, dass dann von Seiten des Bundes auch die nötigen Gelder und beim Bafa ausreichende Bearbeitungskapazitäten bereitstehen, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren und die Wärmewende im dringend notwendigen Tempo voranzutreiben. Der AGFW wird für seinen Teil alles daran setzen, seine Mitglieder bestmöglich zu unterstützen.”
Keine Betriebskosten-Förderung für BEW-Einzelmaßnahmen
Aus Sicht der Anbieter großer Solarthermieanlagen für die Fernwärme sieht der Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft, Carsten Körnig, einen Webfehler des Programms, der zumindest dessen Anlaufphase verzögern könnte. Das Problem: Als Einzelmaßnahmen, die ohne vorherigen Transformationsplan oder Machbarkeitsstudie realisierbar sind, können Solarthermieanlagen und Wärmepumpen nicht in den Genuss der Betriebskostenbeihilfen der BEW kommen. Diesen beiden Technologien verspricht die BEW-Förderung neben den normalen Investitionskostenzuschüssen von 40 Prozent bei Bedarf auch eine jährlich zu justierende Betriebskostenhilfe. Sie soll bei Bedarf eine mögliche Wirtschaftlichkeitslücke gegenüber fossiler Wärmeerzeugung ausgleichen.
Allerdings steht dieser Betriebskostenzuschuss nach den geltenden BEW-Förderrichtlinien nur im Rahmen einer „systemischen“ Förderung zur Verfügung, die wiederum an einen Transformationsplan oder eine Machbarkeitsstudie gekoppelt ist. Körnig sagt: „Ohne diese Kopplung der Betriebskostenhilfe könnten große Solarthermieprojekte, die teils schon in einem fortgeschrittenen Planungsstadium sind, deutlich schneller realisiert werden. Wir hoffen, davon baldmöglichst auch das Bundeswirtschaftsministerium überzeugen zu können.“
21.12.2022 | Autor: Guido Bröer
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