PV-Module im Dezember 2022 billiger: Bringt 2023 die Trendwende für die Photovoltaik-Preise?

Photovoltaik, Installateure, Handwerker, Fachkräfte, SolarpflichtFoto: anatoliy gleb / stock.adobe.com
Im Dezember geben die Preise für Photovoltaik-Module merklich nach – und zwar in allen Preiskategorien der pvXchange-Statistik.

Die Preise für hocheffiziente Photovoltaik-Module sind im Dezember 2022 fast wieder auf dem Niveau angekommen, auf dem sie am Jahresanfang lagen. Die Low-Cost-Module haben indessen auch aufs ganze Jahr betrachtet um fast ein Viertel beim Preis zugelegt. Das Jahr 2023 könnte für die Photovoltaik-Preise eine langsame Trendwende bringen.

Volle Lager in den europäischen Häfen lassen Preise für Photovoltaik-Module abstürzen

Mit einer Stabilisierung der Modulpreise hatten viele für den Dezember gerechnet, aber der aktuelle Rückgang kommt nun doch unerwartet. Martin Schachinger von pvXchange führt dies in seinem Marktommentar auf eine besondere Marktsituation zurück. In Rotterdam und anderen europäischen Seehäfen lagern große Mengen von Photovoltaik-Modulen. Viele Kunden, die sie bestellt hatten, sind wieder abgesprungen. Das liege einerseits an der Unsicherheit über die Erlösabschöpfung. Andererseits hätten viele Kunden auch auf die fehlenden Wechselrichter warten müssen und nun Projekte ins kommende Jahr verschoben. Da die Installation in der kalten Jahreszeit schwieriger ist, stauen sich die Module nun in den Lagern der Hersteller, die sich mit Sonderpreisen unterbieten.

Fehlende Fachkräfte werden PV-Ausbau auch 2023 begrenzen

Schachinger rechnet damit, dass auf der Installationsseite 2023 vor allem der Mangel an Fachkräften den Solarausbau bremsen wird. Es sei schon sichtbar, dass sowohl konventionelle Elektro-Betriebe und andere „dachnahe Gewerke“ sich dem Solargeschäft zuwenden. Auch neue Player und Strukturen kämen hinzu, die eine enorme Dynamik entfalten würden. Doch an Fachkräften werde es dennoch fehlen. Das gelte auch für den Handel, der Verstärkung im Innendienst und der Logistik brauche, um die Ware überhaupt zu den Installationsbetrieben zu bringen.

Das Interesse der Endkund:innen an kleinen und mittleren Photovoltaik-Anlagen sei weiterhin hoch. Auch im kommerziellen Bereich seien noch immer genügend Investitionsmittel vorhanden und die möglichen Renditen je nach Vermarktungsmodell immer noch gut. Schachinger rät zu zeitiger Materialplanung und Vormerkung bei den Lieferanten.

Die Verschiffung weiterer Module aus China habe jedoch nachgelassen. Das lasse sich sowohl mit einem seitens der Hersteller erwarteten Nachfragerückgang als auch mit gefüllten Lagern in Europa erklären.

Angebot an Photovoltaik-Modulen entspannt sich, Preise könnten ab 2. Quartal 2023 fallen

Auf der Angebotsseite rechnet Frank Niendorf, General Manager Europe bei Jinko Solar mit einer deutlichen Entspannung oder sogar einer Überdeckung.

Die Siliziumpreise und die Kosten für Container-Transporte sinken und der Euro hat gegenüber dem US-Doller wieder zugelegt. Einzelne Materialien seien allerdings weiter knapp. Bis die Preisvorteile jedoch bei den Endkunden ankommen würden, werde es noch Monate dauern, schätzt Schachinger. Er rechnet damit, dass die Modulpreise 2023 nicht mehr steigen und ab dem 2. Quartal kontinuierlich fallen werden. Die Preispolitik der asiatischen Hersteller werde man aber womöglich erst nach dem Chinesischen Neujahr erfahren – also Ende Januar.

Abbau der Lieferrückstände bei Wechselrichtern und Speichern

Vor allem Wechselrichter waren im zu Ende gehenden Jahr wegen knapper Rohstoffe und Chips schwer zu bekommen. Weniger drastisch sei die Lage bei den Speichern gewesen.

Laut Schachinger kommen diese Komponenten nun wieder im Handel an. Innerhalb von zwei bis drei Monaten würden die Hersteller nun Mengen ausliefern, auf die ihre Kunden das ganze Jahr gewartet hätten. Nun seien die Händler das Nadelöhr – sie können die Ware nicht schnell genug verteilen. Daher werde sich der Abbau des Lieferstaus noch bis weit ins erste Quartal hinziehen. Vereinzelt könne es auch danach noch Probleme geben, die hohe Nachfrage termingerecht zu bedienen, schätzt Ulf Hermenau, der bei Huawei für die Verkaufskanäle verantwortlich ist.

Auf den Mangel an Elektronik-Bauteilen hätten viele Hersteller mit einem Re-Design regiert. Die nötigen zusätzlichen Tests und Zertifizierungen hätten zu Verzögerungen und höheren Kosten geführt. Diese würden im neuen Jahr auf die Preise durchschlagen. Für die Komponenten stünden nur noch vereinzelt Preiserhöhungen an, sodass man erst einmal mit einer Stabilisierung der Preise rechnen könne. Eine Trendumkehr sei jedoch frühestens 2024 zu erwarten.

Schachinger rechnet damit, dass sich die Verfügbarkeiten für Wechselrichter und Speicher bis im 2. Quartal normalisieren, sofern keine neuen Störungen hinzukommen.

Die Photovoltaik-Preise auf Basis der Statistik der Handelsplattform pvXchange veröffentlichen wir hier.

21.12.2022 | Quelle: pvXchange | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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