Software für automatisierte Anschlussprüfung von Photovoltaik, Wärmepumpen und Ladestationen

Das Startup Retoflow bietet eine Software an, die Netzbetreibern eine automatisierte Anschlussprüfung für Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen oder Ladestationen ermöglichen soll.Foto: Retoflow GmbH
Digitaler Zwilling eines Stromnetzes in Retoflow.
Das Startup Retoflow bietet eine Software an, die Netzbetreibern eine automatisierte Anschlussprüfung für Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen oder Ladestationen ermöglichen soll. Zudem soll die Software für die sektorenübergreifende Energienetzplanung zum Einsatz kommen.

Erneuerbare Energien boomen, Förderprogramme für Solaranlagen, Wärmepumpen und E-KFZ Ladesäulen bewirken einen massiven Anstieg an Anschlussgesuchen. Mit der neuartigen Cloudsoftware Retoflow können Energienetzbetreiber diese Gesuche automatisiert prüfen. Entwickelt hat das Programm das gleichnamige Startup Retoflow GmbH – eine Ausgründung des Fraunhofer-Instituts für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE.

Wer sich eine Photovoltaikanlage, eine Wärmepumpe oder eine Ladestation fürs E-Auto anschaffen möchte, muss sich an seinen Energienetzbetreiber wenden. Dieser prüft, ob der Anschluss an das kommunale Netz möglich ist. Bislang wurde das zeitaufwändig manuell durchgeführt. Mit Retoflow erhalten Netzbetreiber nun eine Software, die den Prozess der Anschlussprüfung automatisiert und den Ablauf somit deutlich vereinfachen und beschleunigen soll. Mithilfe des Systems wird ein Digitaler Zwilling des komplett digitalisierten Energienetzes erstellt. Ist der Anschluss einer neuen Anlage geplant, lässt sich dies per Knopfdruck simulieren. Die webbasierte Plattform ruft die passenden Netzdaten ab, testet die Auswirkungen in den verschiedenen Netzebenen sowie die technische Machbarkeit und prüft, ob ein entsprechender Ausbau erforderlich wäre.

Entwickelt wurde die Software Retoflow von Leon Thurner und seinen Kollegen Jannis Kupka und Simon Drauz-Mauel, drei Wissenschaftlern, die die Basis für ihre Software mit den Tools pandapower und pandapipes am Fraunhofer IEE in Kassel legten. 2021 entschloss sich das Team zusammen mit Kollegen der Universität Kassel zur Ausgründung. Das Spin-off wurde von dem AHEAD-Programm, einer Fraunhofer-Startup-Initiative, gefördert und begleitet. Mittlerweile zählt das Unternehmen acht Mitarbeiter.

„Mit der Energiewende stieg die Zahl der Anfragen exponentiell an“, sagt Leon Thurner, CEO bei Retoflow. „Selbst ein kleines Stadtwerk erhält pro Jahr über tausend Anfragen und müsste viele neue Fachkräfte einstellen, um die Gesuche abzuarbeiten. Mit Retoflow können Netzbetreiber und Stadtwerke Ressourcen einsparen und einer Überforderung der Mitarbeitenden entgegenwirken“. Einige Pilotkunden wie die Stadtwerke Fürstenfeldbruck, Netze BW und BS Netz setzten die Automatisierungsalgorithmen bereits ein.

Retoflow: Software für die strategische Langfristplanung von Netzen

Retoflow ist zudem für die Langfristplanung von Stromnetzen und Rohrnetzen konzipiert. Dies soll mithilfe einer Metaheuristik gelingen, die Vorschläge für die künftige Netzkonfiguration und -planung generiert und Empfehlungen etwa für den Bau oder den Rückbau von Leitungen ausspricht. Im Übersichtsmodus lassen sich sämtliche Versorgungsleitungen einblenden, das Netzmodell bis zum letzten Hausanschluss wird übersichtlich dargestellt. Überlastete Leitungen werden ebenso angezeigt wie mögliche künftige Kabelverläufe. Routenführungen, Auslastungen der Leitungen, Spannungsdifferenzen und weitere technische Parameter berechnet Retoflow in Echtzeit und kalkuliert zudem die anfallenden Kosten. Die Idee für die Software wurde mit den Open-Source-Programmen pandapipes (pandapipes.org) und pandapower (pandapower.org) gelegt, die der Ingenieur gemeinsam mit mehreren Wissenschaftlern am Fraunhofer IEE und der Universität Kassel entwickelte. Die beiden Tools werden weltweit in großer Anzahl heruntergeladen.

Gekoppelte Betrachtung von Strom-, Gas- und Wärmenetzen

Retoflow läuft in der Cloud, lässt sich jedoch auch vor Ort beim Netzbetreiber hosten. Aktuell ist die Software darauf ausgelegt, Stromnetze zu modellieren. Thurner und sein Team wollen die Software jedoch zusätzlich für die Planung von Gas- und Wärmenetzen ausbauen. „Die hierfür erforderlichen Berechnungsalgorithmen kommen aus dem Fraunhofer-Universum und der Universität Kassel. Wir bei Retoflow kümmern uns um die Oberfläche und die Software-Lösung“, erläutert der Forscher. „Aktuell behandeln Netzbetreiber und Stadtwerke die Technologien der Energiewende noch getrennt. Doch mit der fortschreitenden Sektorenkopplung werden Strom-, Wärme- und Gasnetze zunehmend kombiniert und zusammengeführt. Diese Entwicklung unterstützen wir mit Retoflow und bieten die übergreifende Planung der verschiedenen Sektoren zusammen an.“

3.1.2023 | Quelle: Fraunhofer IEE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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