VDE will Nutzung von Mini-PV-Anlagen erleichtern
Mini-Energieerzeugungsanlagen sollen sich flächendeckend durchsetzen, ohne Abstriche bei der Sicherheit zu machen“, heißt es in der Pressemitteilung des VDE. Mini-PV-Anlagen, die auch als Stecker-Solar-Geräte, Balkonsolar-Anlagen oder Balkonkraftwerke bekannt sind, haben im letzten Jahr stark an Popularität gewonnen. Auch Politiker:innen setzten sich in den letzten Monaten für eine einfachere Installation ein.
In der Fachwelt ist die Diskussion schon älter. Im Jahr 2016 erlaubte erstmals eine Norm grundsätzlich die Einspeisung über eine Steckdose. Seit vorigem Jahr haben die Fachleute an dem neuen VDE-Papier gearbeitet. In dem von Expert:innen des VDE erarbeiteten Positionspapier macht sich der Verband nun zentrale Positionen der Stecker-Solar-Initiative PVPlug zu eigen: Schuko-Stecker, Bagatell-Grenze, leichtere Anmeldung, Transparenz. Eine VDE-Norm für Mini-PV-Anlagen ist derzeit in Arbeit. Insidern zufolge bestand aber bis vor kurzem keine Einigkeit darüber, ob ein Anschluss über eine Schuko-Steckdose zulässig sein soll. Das öffentliche Positionspapier des Verbandes ist noch keine neue Norm, aber ein starkes Signal dafür, dass es bald zu einer deutlichen Vereinfachung kommen könnte.
VDE Chef Ansgar Hinz: „Die Grundlage für die elektrische Sicherheit der Anlagen bildet das VDE Vorschriftenwerk. Wir wollen mit den Vorschlägen zur Vereinfachung dazu beitragen, dass sich die Verwendung von Mini-Energieerzeugungsanlagen in der Zukunft flächendeckend durchsetzen kann, ohne dabei Abstriche bei der Sicherheit zu machen.“
In dem Positionspapier identifizieren Expertinnen und Experten des VDE fünf Punkte, von denen ausgehend das Regelwerk weiterentwickelt werden kann.
EU-Bagatellgrenze von 800 W für Stecker-PV auch in Deutschland
Auf europäischer Ebene gilt mit der Regulation for Generators (RFG) eine Bagatellgrenze bis 800 W. Der VDE schlägt vor, diese im Sinne der Einheitlichkeit zu übernehmen.
Im Rahmen der europäischen Vereinheitlichung schlägt der VDE vor, diese Bagetellgrenze auch in Deutschland zu übernehmen. Mini-PV-Anlagen bis 800 W würden damit für die Netzbetreiber nicht mehr als „netzrelevant“ gelten.
Diese Bagatellgrenze solle auch in die Vornorm für Steckersolargeräte (VDE V 0126-95) aufgenommen werden. Ziel dieser Produktnorm ist es, Kriterien für die Hersteller zu definieren, um sichere Stecker-Solar-Geräte als Gesamtsystem zu entwickeln und zu vertreiben. Verbraucher:innen können anhand der Norm erkennen, dass sie ein sicheres und geprüftes System kaufen. Bisher sei die Zusammenstellung von Einzelkomponenten üblich.
Kein Zählertausch mehr für Stecker-PV-Anlagen
Der VDE fordert zudem, dass Mini-PV-Anlagen unterhalb der Bagatellgrenze von 800 W an jedem Zählertyp betrieben werden dürfen. Selbst rückwärts laufende Zähler sollen kein Hindernis sein – und schon gar nicht osllen Verbraucher:innen auf die Umstellung auf Smart Meter warten müssen.
Mini-PV-Anmeldung nur noch bei der Bundesnetzagentur
Um die bürokratischen Hürden auf ein Minimum zu reduzieren, plädiert der VDE dafür, dass sollte ´die Mini-Solaranlage nur noch bei der Bundesnetzagentur gemeldet werden muss. Das bezieht sich auf Anmelden, Abmelden und das Melden von Änderungen an der Anlage.
Schuko-Stecker für Mini-Solar-Anlagen dulden
Eine zähe Diskussion gab es bisher über geeignete Steckertypen. Skeptiker:innen fürchteten, dass es bei laufendem Solargenerator an den Kontakten der Schuko-Stecker zu Stromschlägen kommen könnte. Um das zu verhindern, erkennen sichere Mini-Solar-Geräte in Sekundenbruchteilen, wenn der Stecker nicht mit dem Netz verbunden ist und schalten ihn spannungsfrei. Im Normungsgremium gab es zu dieser Frage zuletzt eine Patt-Situation, berichteten Insider.
Nun lässt sich der VDE auf eine Kompromissformulierung ein. Der Verband spricht sich weiterhin grundsätzlich für die Installation durch das Fachhandwerk aus.
Nur so sei es möglich, die Installation auf Tauglichkeit zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen. Um die flächendeckende Verwendung von Mini-Energieerzeugungsanlagen zu ermöglichen, spricht sich der VDE aber dafür aus, den Schuko-Stecker für die Einspeisung bis zu einer Systemgesamtleistungsgrenze von 800 W zu dulden.
Transparenz und Sicherheit für die Balkonsolaranlage
Von den Herstellern der Mini-PV-Anlagen fordert der VDE, dass sie mögliche Risiken bei deren Verwendung transparent darstellen. Dies betrifft insbesondere die Beschreibung der sicheren Montage und Inbetriebnahme. Marktübersichten zufolge bieten bisher nur sehr wenige Hersteller Systeme inklusive Montage-Systemen an. Auch auf Gefahren einfacher Glas-Folien-Module bei Überkopf-Montagen weist kaum jemand hin.
Zudem sollen die Hersteller laut VDE verpflichtet sein, die elektrische Sicherheit der Anlagen zu gewährleisten. Der VDE empfiehlt die Prüfung von Mini-Energieerzeugungsanlagen durch ein unabhängiges Prüfinstitut.
Das Positionspapier steht hier zum Download zur Verfügung. Weitere Hintergrund-Informationen zu Mini-PV-Anlagen gibt es im Solarserver-Basiswissen. Aktuelle News zum Thema gibt es hier.
Einen Knackpunkt kann das Positionspapier aber nicht aus dem Weg räumen: In günstigen Mietwohnungen gibt es deutlich seltener Steckdosen auf dem Balkon als in teuren Eigentumswohnungen. Ob die Mini-PV also wirklich dazu führt, dass finanziell schwache Haushalte an preiswerten Solarstrom kommen, ist also mindestens noch offen.
11.01.2023 | Quelle: VDE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH