N-Ergie: Netzausbau hält nicht mit Ausbau von erneuerbaren Energien Schritt

Im Bild ist eine Hochspannungsleitung als Symbol für den erforderlichen Netzausbau der N-Ergie.Foto: N-Ergie / Ekke Winkler
Während man einen Photovoltaik-Solarpark in rund zwei Jahren realisieren kann, dauert es von Planung über Genehmigung bis zum Bau einer neuen Hochspannungsleitung mindestens sieben Jahre.
Der Netzbetreiber N-Ergie hat im Jahr 2022 rund 6.000 Erneuerbare-Energien-Anlagen mit einer Leistung von etwa 300 Megawatt an sein Verteilnetz angeschlossen. Trotz großer Investitionen in den Netzausbau befürchtet das Unternehmen zunehmend Netzengpässe.

Im vergangenen Jahr hat die N-Ergie Netz GmbH so viel Leistung aus Erneuerbaren an ihr Stromnetz angeschlossen wie noch nie zuvor. Nach vorläufigen Zahlen gingen 2022 rund 6.000 Anlagen mit einer Leistung von etwa 300 Megawatt (MW) in Betrieb. Die installierte Leistung der nunmehr 70.000 EEG-Anlagen im Netzgebiet stieg damit auf über 3.000 MW, das entspricht in etwa der Leistung von zwei Kernkraftwerken. Die maximal benötigte Leistung aller privaten Haushalte und Unternehmen im Versorgungsgebiet wird damit durch Erneuerbare bereits um knapp das Dreifache übertroffen. Denn die Höchstlast beträgt rund 1.250 MW. Ins Gewicht fallen dabei in erster Linie die in großer Zahl neu errichteten Photovoltaik-Solarparks, die bei N-Ergie zudem einen verstärkten Netzausbau erfordern.

Der dynamische Zubau von Erneuerbaren bedeutet laut dem regionalen Betreiber eine sehr große Herausforderung. Um die stetig steigenden Mengen regenerativ erzeugten Stroms aufnehmen zu können, müssen zum Beispiel alte Trassen reaktiviert, bestehende Leitungen verstärkt und neue Umspannwerke gebaut werden – und das in immer größerem Umfang.

Die N-Ergie Netz verstärkt ihr Stromnetz deshalb laufend und hat für die nächsten Jahre bereits zahlreiche weitere Maßnahmen zum Netzausbau projektiert. Die Investitionen in das Niederspannungs-, Mittelspannungs- und Hochspannungsnetz steigen stetig an. Allein in Maßnahmen, die explizit dazu dienen die Aufnahmekapazität für Strom aus erneuerbaren Energien zu erhöhen, investierte die N-Ergie Netz 2022 über 20 Millionen Euro und damit so viel wie nie zuvor.

Abregelungen nehmen trotz Netzausbau bei N-Ergie zu

Dennoch entstehen aufgrund des immensen Zubaus von Erneuerbaren zunehmend Netzengpässe. Die N-Ergie Netz musste daher 2022 verstärkt in den Betrieb von Anlagen eingreifen, um das Stromnetz stabil zu halten und eine Überlastung zu verhindern. Während der Erzeugungsspitzen wurden rund zwei Prozent des erzeugten Stroms aus erneuerbaren Quellen abgeregelt.

Die Versorgungssicherheit im Netzgebiet liegt trotz wachsender Herausforderungen für den Betrieb weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Während die durchschnittliche Versorgungsunterbrechung bei angeschlossenem Letztverbraucher in Deutschland 2021 bei 12,7 Minuten lag, betrug die rechnerische Ausfallzeit je Verbraucher:in im Netzgebiet der N-Ergie Netz nur 6,2 Minuten.

Trotz enormer Anstrengungen und Investitionen der N-Ergie Netz GmbH ist deutlich absehbar, dass Engpässe im Netz in den kommenden Jahren und damit die Abregelungen von erneuerbaren Energien zunehmen werden.

Aktuell liegen Anfragen zum Anschluss weiterer erneuerbarer Anlagen im Volumen von 2.100 MW vor. Die Dimension zeigt nach Ansicht des Netzbetreibers, dass man die erneuerbaren Energien wesentlich schneller ausbaut, als der Netzausbau dem folgen kann. Während man etwa einen Photovoltaik-Solarpark in rund zwei Jahren realisieren kann, dauert es von Planung über Genehmigung bis zum Bau einer neuen Hochspannungsleitung mindestens sieben Jahre. Diese unterschiedlichen Ausbaugeschwindigkeiten machen es verbunden mit extremen Kostensteigerungen beim Material und einem verschärften Fachkräftemangel notwendig, die Maßnahmen beim Netzausbau intelligent aufeinander abzustimmen.

Koordination von Erneuerbaren und Netz entscheidend

Damit möglichst viel des regenerativ erzeugten Stroms genutzt werden kann, sind aus Sicht der N-Ergie Netz künftig zwei Dinge entscheidend. Auf der einen Seite müsse man die Energiewende stärker koordinieren als bisher. Erneuerbare müsse man in einem sinnvollen Verhältnis von Photovoltaik und Windkraft und synchron mit dem Netz ausbauen. Neue Anlagen sollte man also bevorzugt dort errichten, wo heute oder in naher Zukunft auch die maximale Einspeisung in das Stromnetz möglich ist.

Auf der anderen Seite braucht es neben dem Netzausbau zusätzliche Flexibilitäten. Um die in der Region typische „Mittagsspitze“ in der Erzeugung abzufedern und zu nutzen, sind unter anderem netzdienliche Stromspeicher und die Integration von Elektrolyseuren besonders wichtig.

17.2.2023 | Quelle: N-Ergie | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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