Startschuss für Plattform Klimaneutrales Stromsystem

Eine Montage von vier Bildern zeigen verschiedene erneuerbare Energien in der NaturFoto: PhotoIdee / stock.adobe.com
Eine Welt, in der nur regenerative Energien Strom erzeugen, braucht ein neues Marktdesign.
Die 2021 im Ampel-Koalitionsvertrag angekündigte Plattform Klimaneutrales Stromsystem geht an den Start. Sie soll ein neues Marktdesign schaffen für eine Stromwelt, die aus erneuerbaren Energien besteht.

Bundesminister Robert Habeck hat die Plattform Klimaneutrales Stromsystem eröffnet. Es geht dabei darum, den Strommarkt fit zu machen für das Stromsystem der Zukunft, das weitgehend auf erneuerbaren Energien beruht.

„Bei der Arbeit am klimaneutralen Stromsystem können wir einiges aus der Krisenerfahrung des letzten Jahres mitnehmen“, so Habeck. „Der europäische Strommarkt war einer dreifachen Krise ausgesetzt: den hohen Gaspreisen, der niedrigen Verfügbarkeit französischer Atomkraftwerke und der Dürre.“ Dennoch habe sich der Strommarkt als außerordentlich resilient erwiesen. Europa habe einen der am besten funktionierenden Strommärkte der Welt. „Die positiven Errungenschaften müssen wir erhalten, während wir den Markt fit für die Zukunft machen. Entsprechend müssen wir das Stromsystem immer europäisch denken. Was wir an unserem Strommarktdesign ändern, hat direkte Auswirkungen für unsere Nachbarländer.“

Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE), der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar), der Bundesverband Windenergie (BWE) und die Bioenergieverbände im Hauptstadtbüro Bioenergie (HBB) begrüßen den Start der Plattform Klimaneutrales Stromsystem. Die EE-Interessenvertretungen sprechen sich für einen zügigen Reformprozess aus, um das vollständig auf Erneuerbaren Energien beruhende Energiesystem konsequent aufzubauen und abzusichern.

Mit einem Anteil von knapp 50 Prozent am Bruttostrombedarf sichern die Erneuerbaren Energien schon heute in relevantem Umfang die Stromversorgung. 2030 sollen es gemäß den Zielen der Bundesregierung 80 Prozent sein und schon wenige Jahre später 100 Prozent. Spätestens 2045 werden Erneuerbare den gesamten Bedarf in allen Sektoren decken.

Fossiles Strommarktdesign aktuell

An ihren Bedürfnissen müsse sich daher auch das Strommarktdesign der Zukunft orientieren, so die EE-Verbände. Das bestehende Strommarktdesign stamme aus einer alten Welt fossiler und atomarer Großkraftwerke. Entsprechend würden mit zunehmendem Anteil eines vornehmlich dezentralen EE-Anlagenparks die Schwächen des Systems deutlich. Sie reichten von negativen Börsenstrompreisen, über das Abschalten statt Nutzen des wertvollen Grünstroms bis hin zu fehlenden Anreizen zur Nutzung von Flexibilitätsoptionen. Dies mindere künftig zunehmend die Rentabilität von EE-Anlagen und wirke sich auch volkswirtschaftlich nachteilig aus. Das habe die Studie zum klimaneutralen Stromsystem gezeigt, die der BEE gemeinsam mit den Fraunhofer Instituten ISE und IEE im Jahr 2021 erarbeitet hat.

Erklärtes Ziel der Plattform Klimaneutrales Stromsystem sei es, den Wandel des deutschen Strommarkts – eingebettet in den europäischen Binnenmarkt – hin zu einem nachhaltigen und wirtschaftlich tragfähigen System zu gestalten, in dessen Struktur die EE-Ausbauziele effizient umgesetzt werden können, die Sektorenkopplung vorangebracht und die Versorgung mit klimafreundlicher und bezahlbarer Energie zu jeder Zeit gesichert werde. Aus Gründen der Resilienz sei es geboten, dabei in einem hohen Maße heimische Ressourcen zu nutzen.

Ein starres Strommarktsystem ist nach Einschätzung der EE-Verbände dafür ungeeignet. Der BEE hatte erst jüngst im Rahmen einer EU-Konsultation die Vorzüge eines flexiblen Systems dargelegt, das Erzeuger-, Verbraucher- und Speicherseite gleichermaßen berücksichtigt.

Die Plattform Klimaneutrales Stromsystem war im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP ebenfalls im Jahr 2021 angekündigt und für das erste Jahr im Amt erwartet worden. Die Verbände der Erneuerbaren Energien hatten seitdem mehrfach auf die Bedeutung einer Reform des Stromsystems hingewiesen und einen zeitnahen Start der Plattform angemahnt.

20.2.2023 | Quelle: BMWK/Verbände | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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