Mobile medizinische Versorgungsplattform: Autark dank Photovoltaik
Forscher:innen der Fraunhofer-Institute für Schicht- und Oberflächentechnik IST sowie für Solare Energiesysteme ISE haben gemeinsam mit der Stellenbosch Universität und dem South African Medical Research Council (SAMRC) in Südafrika eine mobile medizinische Versorgungsplattform entwickelt, die man nun der NGO Rhiza Babuyile übergeben hat. Die gemeinnützige Organisation verfügt über mehrere Standorte in Südafrika und wird die einjährige Testphase der Versorgungseinheit in der Region Mpumalanga durchführen.
In abgelegenen Gebieten ist die Gesundheitsversorgung oft mangelhaft. Im Rahmen des PreCare-Projekts entwickeln Fraunhofer-Forschende daher eine mobile vorklinische Versorgungsplattform. Da man dieses auf einen handelsüblichen Pickup montiert kann, sind damit auch in unzugänglicheren Gebieten Vorsorgeuntersuchungen, Tests und Impfungen . „Die Versorgungseinheit bietet Stauraum und die Energieversorgung für diverse medizinische Geräte, Wirkstoffe und Tests“, sagt Lothar Schäfer, Koordinator des Projekts und stellvertretender Institutsleiter des Fraunhofer IST.
Mobile medizinische Versorgungsplattform mit PV-Modulen und Batterie
In dem vom Fraunhofer ISE realisierten Gesamtkonzept sind weitere modulare Versorgungselemente enthalten, wie eine Wasseraufbereitungsanlage, eine Einheit zur bedarfsgerechten vor-Ort-Desinfektionsmittelproduktion, ein Kühlschrank sowie eine Telekommunikationseinheit. „Die notwendige Stromversorgung stellen Photovoltaik-Module und eine Batterie sicher, da die autarke flexible Nutzung aller Komponenten eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Anwendung in der Zielregion darstellt“, sagt Joachim Koschikowski, Projektleiter am Fraunhofer ISE.
„Unter dem Motto ‘Made in Africa for Africa‘ ist es unser langfristiges Ziel, eine Serienfertigung vor Ort zu etablieren, um so nicht nur die örtliche Gesundheitsversorgung und -vorsorge zu verbessern, sondern auch um Arbeitsplätze zu schaffen und gleichzeitig eine lokale Wertschöpfung zu ermöglichen“, so Schäfer.
Aufklärung und schnelle Grundversorgung vor Ort
Rodney Makube, Chief Operating Officer der NGO Rhiza Babuyile freut sich auf die Inbetriebnahme des ersten Prototyps der Versorgungseinheit, die auf einen Volkswagen Amarok montiert ist: „Wir sind stolz darauf, bei dem PreCare-Vorhaben mitzuwirken. Wir werden nun ein Jahr lang die Arbeit mit der mobilen Versorgungeinheit erproben und hoffen, dabei eine Menge nützlicher Daten zur Weiterentwicklung des Prototyps und zur Verbesserung der Versorgung sammeln zu können.“
Während der Erprobungsphase soll medizinisches Fachpersonal dezentrale Untersuchungen von Kranken und verschiedenen Bevölkerungsgruppen, wie von Schwangeren durchführen. Zudem soll es diese über weitere Behandlungsmöglichkeiten und Vorsorgeuntersuchungen aufklären. Die mitgeführten Medikamente, Impfstoffe und Untersuchungsgeräte wie Blutdruckmesser oder EKG erlauben darüber hinaus eine schnelle Grundversorgung vor Ort.
Die Fraunhofer-Zukunftsstiftung ermöglicht die Entwicklung der mobilen PreCare-Versorgungsplattform durch eine Förderung in Höhe von rund 0,6 Millionen Euro. Mit ihrem Förderprogramm unterstützt die Stiftung Forschungsprojekte, die die Bedürfnisse der Zivilgesellschaft in den Blick nehmen. Bei deren Auswahl orientiert sie sich an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDGs), wie etwa weltweit möglichst vielen Menschen Zugang zu einer grundlegenden Gesundheitsversorgung zu ermöglichen.
6.3.2023 | Quelle: Fraunhofer ISE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH