Photovoltaik: wie ESS Kempfle Fachkräfte gewinnt

Portrait von Daniel Meyer, verantwortlich für Personal bei ESS KempfleFoto: ESS Kempfle
Verantwortlich für die Mitarbeitergewinnung bei ESS Kempfle: Daniel Meyer
Der PV-Installateur ESS Kempfle orientiert sich bei der Gewinnung von Fachkräften an Methoden der Industrie. Mit Erfolg: durch Anreize und moderne Personalprogramme wächst die Mitarbeiterzahl.

Mit einem Strauß an Anreizen gelingt es dem Photovoltaik-Unternehmen ESS Kempfle Fachkräfte an sich zu binden Wie der PV-Installateur aus Leipheim bei Ulm berichtet, zählen dazu übertarifliche Bezahlung, E-Autos, Mitarbeiterwohnungen, Firmen-Akademie und ein digitales Assessment-Center. Der Mittelständler übernehme damit konsequent die Methoden der Industrie, um Mitarbeiter anzuwerben. Mit Erfolg: ESS Kempfle wachse rasant und habe binnen zwei Jahren mehr als 100 Beschäftigte angestellt. Darunter seien Dachmonteure, Elektriker, Elektro-Meister, Kaufleute – und ein Philosoph.

„Die Mauser war nötig“, sagt Personalleiter Daniel Mayer, der für das Finden neuer Fach- und Führungskräfte zuständig ist. Zurzeit beschäftigt Kempfle 190 Menschen. Vor drei Jahren waren es rund 60. Das inzwischen dreimal so viele Beschäftigte für den Mittelständler arbeiten, und die Anzahl monatlich weiter wächst, hat System. Mayer präsentiert einen Methodenstrauß, den das Unternehmen seit Jahren pflegt und erweitert.

Eigene Qualifizierung zum Solarteur

Dazu gehört ein erleichtertes Bewerbungsverfahren für Elektriker und Elektromeister. Kempfle wirbt um sie auf den Sozialen Medien. Interessierte müssen keine langen Bewerbungen tippen oder seitenweise Lebensläufe und Zeugnisse schicken. Stattdessen klicken Sie auf einen Link, landen auf einer Bewerberwebseite, beantworten dort fünf Fragen und hinterlassen ihre Telefonnummer. „Dann greifen wir zum Hörer und reden mit den Leuten“, sagt Mayer, der seit Januar 2023 im Unternehmen ist und das Recruiting vorantreibt und strukturiert. Schnelligkeit sei entscheidend, um Bewerber zu bekommen. Es zähle, den ersten Kontakt zu machen, so der Personaler.

Ein zweiter, wichtiger Aspekt betrifft die Dachmonteure, die überwiegend aus Osteuropa den Weg ins Donautal finden. Ihnen bietet das Unternehmen, das 2023 rund 50 Millionen Euro Umsatz erzielen will, Mitarbeiterwohnungen an allen vier Standorten. Intention sei es, die Handwerker und deren Familien nach Deutschland zu holen. Sie zudem in der firmeneigenen Akademie als Solarinstallateure zu qualifizieren und ihnen damit Einkommen und Existenz zu bieten. „Da es den Beruf „Solarmonteur nicht gibt, haben wir ein eigenes Qualifizierungsprogramm entwickelt“, verdeutlicht der Personalleiter.

Auf einem eigens dafür eingerichteten Trainingsdach am Stammsitz in Leipheim, lernen neue Kollegen ihr Rüstzeug und erhalten am Ende ein Zertifikat. Mit dem können sie sich entweder als Subunternehmer selbständig machen oder in eines der Kempfle-Montageteams migrieren. Zum Programm gehören überdies Deutschkurse und das Versprechen, nur im Umkreis von 50 Kilometer, um den jeweiligen Standort aktiv zu sein. Damit die Kollegen abends im heimischen Bett schlafen können.

Engpass Elektromeister

Aktuell drückt der Schuh, bei insgesamt 30 offenen Stellen, vor allem beim Berufsbild Elektromeister. „Diese Fachleute zu finden, ist extrem schwierig“, so Mayer. Bewerbungen von Elektrikern, Monteuren und kaufmännischen Angestellten hingegen flattern wöchentlich etwa zwei Dutzend ins Haus. Damit die Fülle an Anfragen bearbeitet werden kann, virtualisiert Kempfle den Prozess per digitaler Bewerberakte. Die folgt der DSGVO und löscht personenbezogene Daten fristgerecht. Gleichzeitig werden Jobprofile angelegt, aus denen die Personalabteilung passende Stellenausschreibungen generiert.

Parallel dazu setzt Kempfle eine Software ein, die persönliche Interessen von Mitarbeitern und Bewerbern abfragt. Die Ergebnisse dienen zuerst der Selbstreflektion und sind nur für den jeweiligen User sichtbar. Teilen diese ihre Daten mit dem Arbeitgeber, lassen sich Jobprofile gemeinsam ausarbeiten. Ziel dieser Analyse sei es, Menschen die Tätigkeiten zu ermöglichen, die sie gerne machen. Scheut etwa ein introvertierter Elektriker den Kundenkontakt, wird er im Montage-Team von dieser Rolle befreit.

Gleichzeitig kann das Jobprofil des Kollegen, der gerne kommuniziert, um diesen Anteil erhöht werden. „Wir versuchen Stellen nicht nur nach Qualifikation zu besetzen, sondern die Menschen da einzusetzen, wo ihre Leidenschaft liegt“, verdeutlicht Mayer. Der Abgleich zwischen Können und Wollen hilft Kempfle überdies Quereinsteiger zu gewinnen. „Und durch die Schnittmengen der beiden Programme sehen wir, welche Qualifikationen fehlen und können diese über unsere Akademie nachschulen“, so Mayer, der studierte Philosoph, dessen Leidenschaft Personalentwicklung ist.

16.3.2023 | Quelle: ESS Kempfle | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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