Photovoltaik: Meyer Burger steigert Umsatz und reduziert Verlust
Die Meyer Burger Technology AG hat den Jahresbericht 2022 vorgelegt. Demnach konnte das Unternehmen die nominale Jahreskapazität mehr als verdoppeln. Den weiteren Ausbau auf circa 1,4 Gigawatt (GW) will der Photovoltaik-Hersteller 2023 abschließen. Gleichzeitig hat man im Berichtsjahr durch einen ersten langfristigen Abnahmevertrag und die erfolgreiche Kapitalerhöhung um 250 Millionen Schweizer Franken die Weichen für weiteres Wachstum und den geplanten Ausbau auf insgesamt zunächst circa 3 GW Jahreskapazität bis Ende 2024 gestellt. Die Ausbauprojekte in Deutschland und den USA befinden sich zum Berichtszeitpunkt im Zeitplan.
Meyer Burger hat nun beschlossen, die Kapazität der Modulfertigung in Goodyear (Arizona, USA) von circa 1,6 GW auf circa 2 GW zu erhöhen. Möglich wird die Produktivitätssteigerung der geplanten Glas-Glas-Fertigung um circa 25 Prozent durch die Optimierung der Fertigung auf Basis der bisher gewonnenen Erfahrungen, wobei nur die nötige Erweiterung der entsprechenden Zellkapazität in Thalheim in Deutschland nennenswerte Investitionen in neue Anlagen erfordert. Die zusätzlich gewonnene jährliche Produktionsmenge wird im Rahmen neu abgeschlossener Abnahmevereinbarungen ab 2025 über mehrere Jahre an zwei namhafte Unternehmen verkauft. Die neuen Abnahmevereinbarungen lehnen sich strukturell eng an das Muster der ersten Abnahmevereinbarung mit dem US-Projektentwickler DESRI an. Darüberhinausgehend ist mit den neuen Vereinbarungen die Finanzierung der Investitionen in die neuen Anlagen durch entsprechende Vorauszahlungen der Kunden weitgehend abgedeckt.
Kennzahlen reflektieren die Ausweitungen der Aktivitäten
Die Ergebnisse des Finanzjahres 2022 im Jahresbericht spiegeln den Hochlauf der neuen Fertigungen von Meyer Burger wider. Der konsolidierte Nettoumsatz stieg auf 147,2 Millionen Schweizer Franken (2021: 39,9 Millionen Schweizer Franken), wovon 125 Millionen Schweizer Franken auf den Verkauf von 250 Megawatt (MW) von Photovoltaik-Modulen entfallen.
Mit dem Hochfahren der Produktion erhöhte sich die Anzahl der Mitarbeitenden. Somit stieg der Personalaufwand auf 68,0 Millionen Schweizer Franken (2021: 60,4 Millionen Schweizer Franken). Insgesamt stellte Meyer Burger rund 400 neue Mitarbeiter ein, hauptsächlich an den deutschen Produktionsstandorten Thalheim und Freiberg.
Das EBITDA lag bei -34,6 Millionen Schweizer Franken (2021: -72,5 Millionen Schweizer Franken). Das EBIT lag bei -53,6 Millionen Schweizer Franken (2021: -85,3 Millionen Schweizer Franken) und das Nettoergebnis bei -69,9 Millionen Schweizer Franken (2021: -100,5 Millionen Schweizer Franken).
Per 31. Dezember 2022 erhöhte sich die Bilanzsumme auf insgesamt 720,4 Millionen Schweizer Franken (31. Dezember 2021: 492,7 Millionen Schweizer Franken). Die Gruppe wies einen soliden Bestand liquider Mittel von 293,2 Millionen Schweizer Franken auf (2021: 231,4 Millionen Schweizer Franken). Dieser steht zur Finanzierung der notwendigen weiteren Investitionen zur Verfügung. Das Umlaufvermögen lag bei 473,8 Millionen Schweizer Franken (2021: 334,7 Millionen Schweizer Franken).
Jahresbericht 2022: Meyer Burger erreicht wichtige Meilensteine
Meyer Burger sieht sich als Die Premiummarke und hat sich laut Hersteller seit dem Verkaufsstart in 15 Ländern erfolgreich positioniert und attraktive Verkaufspreise durchgesetzt. Die stärksten Märkte sind die Schweiz, Deutschland, Belgien, Italien. Neue Märkte ab 2023 sind unter anderem Australien und Großbritannien. Insgesamt vertreibt Meyer Burger aktuell an circa 50 Großhändler und hat mehr als tausend registrierte Installateure, welche über das neue Meyer Burger Partner-Programm betreut werden.
Die Resilienz und Stabilität seiner Lieferketten für direkte Materialien konnte Meyer Burger stärken. Zum Beispiel über Verträge mit zwei norwegischen Lieferanten über die Lieferung qualitativ hochwertiger Siliziumwafer mit niedrigem CO2-Fussabdruck.
Im Bereich Forschung und Entwicklung hat das Unternehmen neue Produktionstechnologien und entsprechende Maschinenentwicklungen vorangetrieben. Diese sollen teilweise bereits beim laufenden Ausbau auf circa 3,4 GW Jahreskapazität Verwendung finden. Zudem hat man die Umstellung auf größere, sogenannte M10-Waferformate insbesondere für PV-Module für das Solarkraftwerksegment vorbereitet. Langlebigkeitsprüfungen an Testmodulen mit Rückkontaktzellen der IBC-Heterojunction-Generation konnten laut Hersteller eine signifikante Reduktion der Degradation nachweisen. Bereits heute sind Meyer-Burger-Produkte eigenen Angaben des Unternehmens zufolge führend in Sachen Langlebigkeit. Gemeinsam mit einem Konsortium führender europäischer Forschungsinstitute trieb Meyer Burger die Entwicklung von Tandem-Solartechnologie weiter voran.
Neue Produkt-Plattform
Meyer Burger hat eine neue einheitliche Produkt-Plattform entwickelt. Diese basiert auf innovativen Glas-Glas-Modulen. Diese sollen den derzeitigen Glas-Folie-Modulen in Gewicht, Abmaßen und Erscheinungsbild weitgehend entsprechen. Zudem sollen sich die künftigen PV-Module durch eine noch höhere Produktlebensdauer auszeichnen. Außerdem sollen sie für Meyer Burger die operative Komplexität in Fertigung, Logistik, Forschung und Entwicklung sowie Administration reduzieren. Infolge der geplanten Umstellung und aufgrund anhaltender Lieferengpässe bei Industrieelektronik-Komponenten musste man das Produktionsziel 2023 Anfang März auf etwa 0,8 GW anpassen.
Ausblick
Mit nunmehr drei langfristigen Abnahmeverträgen im Segment Solarkraftwerk stärkt Meyer Burger sein Geschäft in den USA. Somit nutzt das Unternehmen die zuletzt auch aufgrund der derzeit im Vergleich zu Europa vorteilhafteren industriepolitischen Unterstützung der Solarindustrie mit dem Inflation Reduction Act (IRA).
Die EU-Kommission hat im März 2023 Konzepte zur Stärkung der Solarindustrie in Europa kommuniziert, deren Implementierung auf Ebene der EU-Mitgliedsstaaten im zweiten Quartal zu erwarten ist und sich positiv auf das Geschäft von Meyer Burger in Europa auswirken könnte.
Zur potenziellen Stärkung seines Europa-Geschäfts hat Meyer Burger im März 2023 eine Bewerbung im Rahmen der dritten Ausschreibung des EU Innovation Fund eingereicht. Mit dem Antrag bewirbt sich Meyer Burger um eine Förderung im dreistelligen Millionenbereich für den weiteren Aufbau von Solarzell- und Modulproduktionskapazitäten im Gigawatt-Maßstab in mehreren europäischen Ländern. Eine Entscheidung erwartet man im Sommer 2023.
Der Jahresbericht 2022 von Meyer Burger ist diesem Link zu finden.
23.3.2023 | Quelle: Meyer Burger | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH