Geothermie in Norddeutschland: Neustadt-Glewe legt nach

Geothermie-BohrungFoto: RGtimeline / stock.adobe.com
Bohrung zur Erschließung von Tiefer Geothermie (Symbolbild)
Das wohl bekannteste Erdwärme-Netz in Norddeutschland soll erweitert werden. Dafür soll es eine Art Abzweigung in einer bestehenden Bohrung geben.

Die Erdwärme Neustadt Glewe GmbH hat den Bohrtechnik- und Geothermiespezialisten Daldrup & Söhne AG mit einem sogenannten Sidetrack aus einer bestehenden Bohrung in der Geothermie-Anlage beauftragt. Das berichtet Daldrup & Söhne in einer Pressemitteilung. Das Projektvolumen belaufe sich auf rund drei Millionen Euro – im Vergleich zu einer neuen Bohrung ein geringer Betrag. Der Bohrbeginn sei für den Juli 2023 vorgesehen und soll im August 2023 abgeschlossen sein. Durch den Sidetrack soll die Leistung des seit 1995 bestehenden Geothermie-Heizwerks in Norddeutschland von 13 auf 15 MW steigen. Zusätzlich zu den 1.400 bereits angeschlossenen Haushalten soll das die Versorgung von 200 weiteren Haushalten erlauben.

Die Geothermie-Anlage in Neustadt-Glewe ist in Norddeutschland eine Besonderheit. Ihre Projektierung begann bereits 1984. Zu DDR-Zeiten wurde die Wärme allerdings nur in einem Betrieb genutzt, erst in den 1990ern kam ein Nahwärmenetz hinzu. Anfang der 2000er gab es Versuche, auch Strom aus der Erdwärme zu erzeugen. Dies wurde mittlerweile allerdings wieder eingestellt.

Laut der Webseite des Betreibers liegt die Quelltemperatur bei 97 °C. Daher könne die Wärme direkt zum Heizen genutzt werden, ohne den Einsatz einer zusätzlichen Wärmepumpe. 90 Prozent der Fernwärme kommen aus der Geothermie, der Rest bisher aus fossilen Spitzenlastkesseln.

Die direkte Nutzung der Erdwärme ist für die Norddeutsche Tiefebene ungewöhnlich. Meist sind die Temperaturen in den wasserführenden Schichten hier niedriger, sodass Großwärmepumpen benötigt werden. In Kombination mit der schwer kalkulierbaren Durchlässigkeit des Sandsteinbodens in Norddeutschland führte das dazu, dass die Tiefe Geothermie im Norden trotz großen Potenzials bisher kaum genutzt wurde. Nun zeichnet sich durch bessere Technik, mehr Druck zum Klimaschutz und stärkere Förderung allerdings eine Wende ab. Auch in Hamburg und Schwerin entstehen gerade Geothermie-Projekte. Zudem ist in Norddeutschland ein Netzwerk verschiedener Städte für grünere Fernwärme enstanden.

Der Untergrund der norddeutschen Tiefebene in Mecklenburg-Vorpommern biete Städten und Gemeinden optimale Voraussetzungen zur Nutzung der Erdwärme, so Daldrup & Söhne.

24.4.2023 | Quelle: Daldrup & Söhne | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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