Solarstrom fließt erstmals direkt ins Bahnstrom-Netz

Luftbild von Sonnenuntergang über Photovoltaik-Anlage - Solarstrom für die Bahn.Foto: Enerparc
Der Solarstrom aus Wasbek wird direkt ins 16,7-Hertz-Netz der Bahn gespeist.
Die Deutsche Bahn (DB) speist zum ersten Mal Ökostrom direkt in das deutsche Bahnstrom-Netz ein. Dafür haben die DB und der Freiflächenphotovoltaik-Projektentwickler Enerparc eine neue Solaranlage im schleswig-holsteinischen Wasbek in Betrieb genommen.

Die Photovoltaik-Anlage in Wasbek hat eine Spitzenleistung von 41 MW und soll jährlich etwa 38 GWh ins Bahnstrom-Netz speisen. Bilanziell deckt der Solarstrom damit den Bedarf eines Tages im Bahnstrom-Netz. Die Netzeinspeisung erfolgt über das DB-Umrichterwerk Neumünster.

Im Gegensatz zum öffentlichen Stromnetz hat das Bahnstrom-Netz eine Frequenz von 16,7 Hertz. Durch die Direkteinspeisung ins Bahnstrom-Netz spart man sich also die mehrfache Umwandlung des Solarstroms. Christoph Koeppen, CEO und Vorstandsvorsitzender der Enerparc AG, erklärt: „Das Besondere an dem Solarpark in Wasbek ist, dass im Gegensatz zu den etablierten Netzanschlusskriterien im öffentlichen Stromversorgungsnetz erstmalig eine entsprechende Lösung für Anschlüsse im Bahnstromnetz erarbeitet werden konnte.“

Laut DB stammen bisher 65 Prozent der Energie im Bahnstrom-Netz aus erneuerbaren Quellen. Gleichzeitig rechnet die Bahn ihrem Fernverkehr seit 2018 „100 Prozent Ökostrom“ zu Um wie viel sich dadurch der Ökostrom-Anteil im Nahverkehr bilanziell reduziert, steht allerdings nicht in der Pressemitteilung.

Bahnstrom-Mix: Wasserkraft aus Norwegen, Ökostrom-Zertifikate und Kohlestrom aus Datteln

Bis 2038 will DB die gesamten 10 TWh Bahnstrom jährlich aus erneuerbaren Quellen beziehen. Die eigenen Werke, Büros und Bahnhöfe will DB bereits ab 2025 vollständig mit Ökostrom versorgen. Dafür baue die Konzerntochter DB Energie das Portfolio von Vertragskraftwerken und Lieferverträgen grundlegend um. Vor zwei Jahren kaufte das Unternehmen dafür erstmals Wasserkraft aus Norwegen ein, was durch die Nordlink-Leitung auch physisch möglich wird. Zusätzlich bezieht die DB laut Faktenfuchs aber Ökostrom, der lediglich durch Zertifikate „grün“ wird. Ein Teil des Bahnstroms kommt zudem aus dem erst 2020 in Betrieb gegangenen Kohlekraftwerk Datteln. Laut dem Betreiber Uniper fließen 413 MW, also etwa die Hälfte der Kraftwerksleistung, direkt ins Bahnstrom-Netz.

Berthold Huber, Vorstand Infrastruktur der Deutschen Bahn, sagt: „Die Deutsche Bahn ist schon heute Deutschlands größte Ökostromnutzerin. Neben Wind- und Wasserenergie gehört auch zunehmend Solarenergie zu den erneuerbaren Energiequellen in unserem Bahnstrommix.“

Zum Vergleich: Im bundesweiten Strommix liegt der Grünstrom-Anteil je nach Bezugsgröße bei etwa 46 Prozent. Dabei wird allerdings nur der physische erzeugte Ökostrom eingerechnet, keine aus dem Ausland eingekauften Zertifikate.

24.4.2023 | Quelle: DB | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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