Tubesolar steht vor der Insolvenz

Die Photovoltaik-Röhrenmodule von Tubesolar über einem Tomatenfeld sind eine typische Agri-Photovoltaik-Anwendung.Foto: Tubesolar AG
Noch scheint die Sonne auf die Agri-PV-Module von Tubesolar. Doch dem Unternehmen droht die Insolvenz.
Die Tubesolar AG steht vor der Zahlungsunfähigkeit. Der Vorstand will bis Ende Mai einen Insolvenzantrag stellen, sofern sich nicht noch Investoren finden. Dabei stellt sich die Frage nach dem Verbleib vieler Millionen Euro.

Der Anbieter von Röhren-Solarmodulen für die Agri-PV, Tubesolar AG, steht kurz vor der Insolvenz. Wie das Unternehmen mitteilte, wird der Vorstand „aufgrund drohender Zahlungsunfähigkeit voraussichtlich bis Ende Mai“ einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim zuständigen Insolvenzgericht stellen.“ Das gelte für den Fall, dass es „der tubesolar AG nicht gelingt, weitere Finanzmittel in notwendigem Umfang einzuwerben“.

Bisher war von Finanzproblemen bei dem Photovoltaik-SpinnOff des Leuchtmittel-Herstellers Osram nichts bekannt. Die Meldung schlug deshalb an der Börse verheerend ein. Der Aktienkurs brach am Mittwoch um mehr als 80 Prozent ein. In der Adhoc-Meldung verweist der Vorstand auf gescheiterte Gespräche „über eine kurzfristige Bereitstellung zusätzlicher Finanzierungsmittel“. Diese seit Wochen laufenden Diskussionen mit potentiellen Geldgebern würden „aus Sicht des Vorstands nicht mehr mit der erforderlichen Wahrscheinlichkeit zu einem erfolgreichen Abschluss führen“. Deshalb sehe der Vorstand „die positive Fortführung des Unternehmens derzeit nicht mehr als überwiegend wahrscheinlich an“.

Was wusste der Tubesolar-Vorstand?

Noch im März verbreitete der Vorstand in einer Meldung über eine erfolgreiche Zertifizierung durch den TÜV eitel Sonnenschein. Tubesolar sah sich demnach „bestens aufgestellt, um die Integration von Photovoltaik-Anlagen in nachhaltigen Bauprojekten zu revolutionieren“. Dabei hätte dem Vorstand schon damals klar sein müssen, dass es um die Zukunft nicht rosig bestellt ist.

Schließlich hatte das Unternehmen nach den aktuell einsehbaren Unterlagen in den letzten zwölf Monaten mittels zweier Kapitalerhöhungen Millionen eingenommen, die nun plötzlich verschwunden zu sein scheinen. Nach Beschluss im Juni 2022 wurden 1,2 Millionen Aktien zu 5,20 Euro das Stück ausgegeben. Im Dezember 2022 folgte eine Kapitalerhöhung, bei der das Unternehmen rund 1,9 Millionen Aktien zu 4,25 Euro das Stück platzierte. Beide Maßnahmen hätten frisches Kapital in Höhe von 14 Millionen Euro in die Kasse des Unternehmens spülen müssen.

Gesunde Tubesolar-Bilanz?

Auch der letzte verfügbare Geschäftsbericht zum Halbjahr 2022 lässt keine direkten Finanzschwierigkeiten erkennen. Zwar lag die Liquidität bei unter einer Million Euro, doch lediglich die Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht, waren mit neun Millionen Euro relativ hoch. Dabei dürfte es sich um Kredite von Gesellschaftern handeln. Gleichzeitig suggerierte ein Eigenkapital in Höhe von 21 Millionen Euro eine gesunde Bilanz.

Wie es dem Vorstand gelang, diese Finanzmittel innerhalb kurzer Zeit zu verbrennen, dürfte auch das Insolvenzgericht interessieren, sofern sich nicht doch noch einer der Gesellschafter von Tubesolar dazu durchringt, dem Unternehmen beizuspringen. Es sieht aber eher so aus, dass es gerade diese Anteilseigner sind, die an einer Fortführung nicht interessiert sind.

3.5.2023 | Autor: Oliver Ristau
© Solarthemen Media GmbH

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