Roundtable Wärmewende legt Positionspapier vor
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Mindrup und das Beratungsunternehmen Johannsen + Kretschmer Strategische Kommunikation haben einen Roundtable Wärmewende initiiert. Unternehmen aus der Energie- und Wohnungswirtschaft haben in diesem Rahmen ein Positionspapier erarbeitet. Aus der Energiewirtschaft waren das die Stadtwerke München, die Hamburger Energiewerke, die Stadtwerke Energie Jena-Pößneck, die EWS Elektrizitätswerke Schönau und GP Joule. Seitens der Wohnungswirtschaft waren Vonovia, die jenawohnen, die Märkische Scholle und die B&O Gruppe vertreten. Trotz der geringen Zahl der Teilnehmenden ist das Profil einigermaßen breit: Große und kleine Städte sind vertreten, ebenso wie kommunale, genossenschaftliche und private Unternehmen.
Damit eine klimaneutrale Energieversorgung 2045 auf Basis erneuerbarer Energien und unvermeidbarer Abwärme funktionieren kann und akzeptiert werde, müssten „örtliche Gegebenheiten berücksichtigt und Menschen vor Ort mitgenommen“ werden, so der Roundtable Wärmewende. Dafür schlagen sie eine Reihe von Maßnahmen vor.
Kommunale Wärmeplanung: Wärmenetz vor Wärmepumpe
Die kommunale Wärmeplanung spiele dafür eine Schlüsselrolle. Sie müsse „klare Festlegungen treffen, welche Technologien an welchem Ort Vorrang haben sollen. Dabei solle man neben den Klimazielen auch auf die technische Umsetzbarkeit und Sozialverträglichkeit achten. Damit es schneller geht, fordert der Roundtable Wärmewende dass die Sanierung von Gebäuden und Infrastruktur bis 2030 mit einem „Bonus in Form einer Gemeinschaftszulage“ gefördert wird. Voraussetzung: sie stehen „im Einklang“ mit einer kommunalen Wärmeplanung.
Nach dem Motto „Nutzen statt Abregeln“ sollten zudem Elektrolyseure, Wärmepumpen und Batterien von Abgaben und Umlagen entlastet werden.
Für den ländlichen Raum schlägt der Round Table Wärmewende die Kopplung von Wind- und Solarparks mit Wärmenetzen vor, das führe zu günstigen Preisen und sei schnell umsetzbar. Für die Kommunale Wärmeplanung formuliert die Gruppe eine „Goldene Regel“: Wärmenetze mit erneuerbaren Energien und unvermeidbarer Abwärme sollen „wo möglich“ genutzt werden, Einzelhäuser „wo nötig“ mit Luftwärmepumpen beheizt werden, wobei man die Stromnetz-Kapazität berücksichtigen müsse.
Wärmenetze: Mehr Geld und klare Regeln für den Ausbau
Damit Firmen und Privatleute Geld für Wärmewende und Klimaschutz in die Hand nehmen, müsse es verlässlich Rahmenbedingungen geben, heißt es. Die meisten Punkte betreffen Wärmenetze, vor allem auf dem Land:
Die Beteiligten Fordern eine gesetzliche Grundlage für die Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW), zum Beispiel in Form eines „EE-Wärme-Infrastrukturgesetzes“. Dazu soll auch ein Vorbescheidverfahren gehören, ähnlich wie beim KWKG. Es müsse sichergestellt sein, dass der Ausbau von Wärmenetzen bis 2040 gefördert werde. Bis die aktuelle BEW-Förderung anlaufen konnte, dauerte es Jahre, wie der Solarserver immer wieder berichtete. Im März 2023 kam endlich der erste Förderbescheid.
Sowohl die Wärmelieferverordnung als auch das Mietrecht müssten so geändert werden, dass klimafreundliche Fern- und Nahwärmenetze für Bestandsgebäude „wieder möglich“ würden. Als Referenz nennt das Papier die Evaluierung der Wärmelieferverordnung des Bundesjustizministeriums.
Förderkredite für Netze und Speicher müssten höher und länger werden. Zudem solle es Bürgschaften beziehungsweise Haftungsfreistellungen geben, insbesondere für ländliche Wärmenetze.
Für Gebäude fordert der Roundtable Wärmewende steuerliche Sonderabschreibungen oder Zuschüsse für Klimaschutzmaßnahmen und eine einfachere Nutzung von Solarstrom auch in Mehrfamilienhäusern
Damit die Förderzusagen und Genehmigungen flotter gehen, sollen die Behörden wenn nötig auch mehr Personal einstellen.
Zeit, Geld und Ressourcen einteilen: Die Ernte tief hängende Früchte fördern
Der Roundtable Wärmewende beklagt, aktuelle Förderungen und Standards seien zu sehr an einzelnen Maßnahmen ausgerichtet. Das diene nicht dem Ziel einer „umsetzbaren sozialen Wärmewende“. Die Förderung solle lieber auf „geringinvestive und geringinvasive Maßnahmen mit guter Umsetzbarkeit sowie einem guten Verhältnis von Kosten und Energieeinsparungen“ zielen. Maßstab solle die CO2-Reduktion sein. Die Finanzierung müsse dauerhaft gesichert werden.
Für Bestandsgebäude solle „Wärmepumpenfähigkeit“ als Ziel definiert werden. Neubaustandards als Referenz seien zu teuer und zu aufwändig.
Obendrein müsse mit breiten Kampagnen informiert werden, und zwar sowohl zu angepasstem Nutzungsverhalten als auch zu Themen wie hydraulischem Abgleich und Dämmung.
Auch eine geringere Abhängigkeit von Energieimporten ist ein Ziel des Roundtable Wärmewende. Kraft-Wärme-Kopplung sei ein wesentlicher Beitrag, um die Residuallast in einem von Wind und Solarenergie geprägten System zu decken. Sie müsse mit dem Hochlauf „netzdienlicher Elektrolysekapazitäten“ gekoppelt und schrittweise auf erneuerbare Gase umgestellt werden. Dafür sei auch eine Weiterentwicklung des KWK-Gesetzes nötig.
BEE begrüßt Ergebnisse des Roundtable Wärmewende
Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) begrüßt das Positionspapier. In einer Pressemitteilung lobt er „die Forderung nach effizienten Wärmenetzen, die konsequente Ausrichtung der Fördermaßnahmen an der CO2-Reduktion und verbesserten Rahmenbedingungen für die Geothermie und grüne Kraft-Wärme-Kopplung.“
Zum Positionspapier geht es hier.
12.05.2023 | Quelle: BEE, Johannsen + Kretschmer | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH