Erneuerbare Energien sichern Netzstabilität: Pilotprojekt zur Blindleistungsbereitstellung gestartet

Im Bild das Umspannwerk Bertikow, an dem 50Hertz und Enertrag das Pilotprojekt zur Blindleistungsbereitstellung errichten.Foto: Enertrag
Am Umspannwerk Bertikow sind Windkraft- und andere Erzeugungsanlagen auf Basis erneuerbarer Energien mit einer Gesamtleistung von über 500 Megawatt angeschlossen.
Bisher haben vor allem konventionelle Kraftwerke Blindleistung während ihres Betriebs bereitgestellt. In einem Pilotprojekt erproben 50Hertz und Enertrag wie der Blindleistungsabruf von Windenergieanlagen technisch in der Praxis funktioniert, wenn nur wenig oder kein Wind weht.

Der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz und die Enertrag SE als Betreiber von Erneuerbare-Energien-Anlagen haben bei Bertikow in Brandenburg ein gemeinsames Pilotprojekt zur Blindleistungsbereitstellung durch erneuerbare Energien gestartet. Bei Bertikow sind Windkraft- und andere Erzeugungsanlagen auf Basis erneuerbarer Energien mit einer Gesamtleistung von über 500 Megawatt an das nahe gelegene 50Hertz-Umspannwerk angeschlossen. Sie sollen zukünftig die für die Spannungshaltung und damit Netzstabilität wichtige Blindleistung bereitstellen, auch wenn wenig Windeinspeisung zur Verfügung steht.

Die Bereitstellung von ausreichend Blindleistung ist Grundlage für ein stabiles Stromnetz. Blindleistung stellt den reibungslosen Transport von Strom über längere Strecken sicher. Mit ihr lassen sich Spannungsverluste beim Transport ausgleichen, sodass möglichst viel Wirkleistung beim Verbraucher ankommt und das Netz sicher funktioniert. Bisher haben vor allem konventionelle Kraftwerke Blindleistung während ihres Betriebs bereitgestellt. Erneuerbare-Energien-Anlagen müssen nach derzeit geltenden Regelungen in den Zeiten, in denen sie keine oder nur wenig Wirkleistung bereitstellen (unter 10 Prozent ihrer Wirkleistung), keine Blindleistung liefern. Dies stellt die Stromnetzbetreiber vor die Herausforderung, dass sie in diesen Zeiten zur Spannungshaltung die nötige Blindleistung durch andere technische Anlagen kompensieren müssen.

Pilotprojekt zur Blindleistungsbereitstellung am Umspannwerk Bertikow

Moderne Windenergieanlagen sind jedoch ebenfalls technisch in der Lage, Blindleistung zur Verfügung zu stellen, auch wenn nur wenig oder kein Wind weht. Im Pilotprojekt wollen Enertrag und 50Hertz auch mit Blick auf einen künftigen Blindleistungsmarkt erproben, wie der Blindleistungsabruf technisch in der Praxis funktioniert und wie man ihn vertraglich ausgestalten kann. Auch Photovoltaik-Freiflächenanlagen können über ihre Wechselrichter Blindleistung bereitstellen, wenn zum Beispiel nachts keine Sonne scheint.

Über dieses Pilotprojekt hinaus verfolgt 50Hertz verschiedene Ansätze, um mit immer weniger konventionellen Kraftwerken die erforderlichen Systemdienstleistungen zur Spannungs- und Frequenzhaltung erbringen zu können. In anderen Pilotprojekten wurden etwa mit einem Umrichter der Deutschen Bahn und dem Pumpspeicherwerk Wendefurth Blindleistungsquellen im Verteilnetz mit Wirksamkeit im Höchstspannungsnetz erschlossen. Im Zuge der Modernisierung der Umspannwerke investiert 50Hertz in den kommenden Jahren in Anlagen zur Blindleistungskompensation, die entweder dynamisch (Static Synchronous Compensator STACOM) oder statisch (Mechanically Switched Capacitor with Damping Network MSCDN oder Drosseln) zur Spannungsregulierung an wichtigen Punkten im Netz beitragen. Zudem hat 50Hertz kürzlich ein neues Tool in Betrieb genommen, um den regionalen Blindleistungsbedarf in der Betriebsplanung abzuschätzen.

16.6.2023 | Quelle: Enertrag | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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