Frankreich gibt Gas bei Biomethan

Landwirtschaftlicher Hof mit Biogasfermentern im Hintergrund und einem Traktor im Vordergrund.Foto: Oliver Ristau
Biogas könnte in Frankreich bald en vogue werden - wie hier beim französischen Kosmetikkonzern L'Oreal im belgischen Libramont.
Die Regierung in Frankreich will die Produktion von Biomethan in den kommenden Jahren mindestens verdoppeln. Dafür sollen in den nächsten Wochen neue Förderregeln greifen.

Frankreich will künftig deutlich mehr Biomethan erzeugen als zuletzt. Das machten Regierungsvertreter auf der größten heimischen Biogasmesse, Biogaz Expo, Anfang Juni in Strasbourg deutlich. So kündigte eine Vertreterin des Energiewendeministeriums an, die Förderung in den kommenden Wochen so anzupassen, dass Neuprojekte wieder wirtschaftlich werden. Ziel ist, bis 2028 zwischen 14 und 22 Terrawattstunden (TWh) Biomethan zu erzeugen und in die Netze einzuspeisen. Aktuell produziert Frankreich 7 TWh und deckt damit 1,6 Prozent seines Erdgasbedarfs. Das entspricht etwa der gleichen Größenordnung wie in Deutschland. 

„Diese Anpassungen sind notwendig, denn unter den aktuellen Bedingungen sind Neuprojekte unattraktiv“, sagt Luc Bodin vom französischen Energieverband ATEE. Zwar boomt derzeit der Markt. 2022 stieg die Zahl der neu gebauten Biomethan-Anlagen im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent auf rund 500 Stück.

Die Gründe liegen aber vor allem in der Vergangenheit. „Es gab bis 2019 einen für die Produzenten attraktiven Tarif“, so Bodin. So hatte sich die vom französischen Staat garantierte Vergütung (tarif d‘achat) für die Einspeisung von Biomethan bis 2019 kontinuierlich erhöht: auf 80 bis 120 Euro pro Megawattstunde, je nach Größe, eingesetzten Substraten und anderen Faktoren. Dieser Tarif gilt für 15 Jahre.

Da die Betreiber nach der Sicherung ihres Tarifes drei Jahre Zeit haben, um die Projekte zu realisieren, zeigte sich der Zuwachs in 2022. Auch 2023 dürfte noch ein gutes Jahr werden, nachdem die Frist noch einmal verlängert wurde. 

Weil aber die Regierung 2020 den Tarif umstellte, einen Deckel von maximal 25 Gigawattstunden Jahresproduktion einzog und eine kontinuierliche Degression von jährlich 2 Prozent einführte, sei die Zahl der Neuprojekte seitdem gefallen, so Bodin. „Unter 80 Euro je MWh sind Biomethan-Anlagen nicht wirtschaftlich.“ Das gelte umso mehr, seit die Inflation die Kosten hochtreibe. Tatsächlich hat Paris vor wenigen Tagen die Degression abgeschafft und durch einen Koeffizienten ersetzt, der die Inflation ausgleichen soll.

Mindestquote für Biomethan

Das ist nicht alles. 2022 hatte die Regierung eine Ausschreibungsrunde für Großanlagen gestartet, um Kapazitäten mit 1,6 TWh Produktionspotenzial an das französische Erdgasnetz anzuschließen. Energiewendeministerin Barbara Pompili hatte das damit begründet, die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten verringern zu wollen. Allerdings war die erste Runde Ende 2022 ein Flop. Kein einziges Angebot ging ein. Der Grundpreis von knapp 84 Euro/MWh sei für Betreiber inakzeptabel gewesen, erklärt Bodin.

Parallelität zu Deutschland: Auch hierzulande war die letzte Biomethan-Ausschreibung vor wenigen Wochen ein Desaster ohne ein einziges Angebot. Doch anders als in Berlin, wo Biomethan als ungeliebtes Kind gilt, ist Paris offenbar bereit nachzujustieren.

Die Regierungsvertreterin kündigte auf der BiogasExpo an, dass für die Ausschreibung noch im Sommer verbesserte Konditionen kommen sollen. Zudem plant Paris, zeitnah eine Mindestquote für Biomethan einzuführen, die für Frankreichs Gasversorger gelten soll.

Frankreich ist nicht das einzige Land, das Biomethan als Alternative für fossiles Erdgas entdeckt. In Dänemark basieren bereits 30 Prozent des Gasverbrauchs darauf.

21.6.2023 | Autor: Oliver Ristau
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