IEA-Arbeitsgruppe stellt Ökobilanz zu Photovoltaik-Recycling mit heißen Messern vor
Die sogenannte Delaminierung gilt als besonders schwieriger Schritt im Recycling von kristallinen Photovoltaik-Modulen. Von ihr hängt es ab, wie gut die zurückgewonnenen Materialien sich weiter nutzen lassen. Sie entschiedet insofern also sowohl über die Wirtschaftlichkeit als auch den Umweltnutzen des Recycling. Die Ökobilanz des Photovoltaik-Recycling-Verfahrens stand im Fokus der technischen Untersuchung, die von der Task 12 der IEA PVPS durchgeführt wurde.
Betrachtet wurde eine automatisierte Demontage-Linie, die aus einem Separator für die Anschlussdose, einem Rahmenseparator und einem Glastrenner besteht, der mit der Heißmessertechnologie arbeitet. Die Demontage-Linie entfernt zunächst die Anschlussdose. Danach werden die Kabel aus der getrennten Anschlussdose entfernt. Im nächsten Schritt entfernt die Linie den Aluminiumrahmen. Zuletzt wird das Glas von der Laminatrückwand getrennt.
Photovoltaik-Recycling mit minimalen Schäden und hohem potenziellen Nutzen
Für die Lebenszyklusanalyse nutzte die Arbeitsgruppe Primärdaten des Technologieherstellers. Die Untersuchung ergab, dass der Recyclingprozess an sich geringe zusätzliche Umweltauswirkungen hat. Der Einsatz dieser Technologie trägt in den einzelnen Wirkungskategorie maximal 0,3 % zum ökologischen Fußabdruck von PV-Strom bei. Beim zusätzlichen Klimaeffekt machte sich vor allem der Transport der Module zum Recyclingstandort bemerkbar.
Auf der Haben-Seite verbucht der Bericht, dass die Technologie Aluminium und Glas effizient zurückgewinne sowie die Rückseitenfolie mit den Zellen und Ethylen-Vinylacetat (EVA) abtrenne. Sofern die wiedergewonnenen Materialien bei der Herstellung neuer Module eingesetzt werden können, könnten die Umweltwirkungen je nach Kategorie um 80 bis 98 Prozent sinken.
Die Heißmesser-Technologie wird derzeit in einer der größten kommerziellen PV-Recyclinganlagen der Welt von ENVIE in Bordeaux, Frankreich, eingesetzt. Die IEA-Taskforce rechnet damit, dass die ersten Erfahrungen zu weiteren Verbesserungen führt, zum Beispiel bei der Energie- und Verbrauchseffizienz.
Nicht berücksichtigt sind in der Studie mangels verfügbarer Daten die Behandlung von Kupferkabeln, die Behandlung der Rückseitenfolie und die Rückgewinnung von Kupfer und Silber. Diese Prozesse sollten in einer zukünftigen Studie aufgenommen werden.
Nicht alle Solarmodule müssen nach Ende ihres ersten Einsatzes direkt zum Recycling. Viele können auch noch direkt weitergenutzt werden. Auf solche Second-Life-Module setzt unter anderem das norddeutsche Unternehmen Buhck.
10.7.2023 | Quelle: IEA | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH