Energiewende-Materialien: auch Irena legt Bericht vor
Der Bericht von Irena untersucht die geopolitischen Risiken und Chancen, die mit der wachsenden Nachfrage nach bestimmten kritischen Materialien für die Energiewende in den kommenden Jahren verbunden sind. Er weist auf starke Konzentrationen in den Versorgungsketten hin und ruft zu kooperativen Strategien auf.
Abbaukapazität konzentriert sich auf wenige Länder und Firmen
Die Reserven der für die Energiewende kritischen Materialien seien grundsätzlich nicht knapp, betont Irena. Allerdings seien die globalen Kapazitäten für den Abbau und die Raffination dieser Rohstoffe begrenzt. Versorgungsunterbrechungen könnten sich kurz- bis mittelfristig auf die Geschwindigkeit der Energiewende auswirken, mahnt der Bericht.
Der Abbau und die Verarbeitung kritischer Materialien für die Energiewende sei geografisch konzentriert. Wenige Länder und wenige Großunternehmen würden dabei eine dominierende Rolle spielen. Die Hauptabbauländer sind laut Irena Australien (Lithium), China (Graphit, seltene Erden), Chile (Kupfer und Lithium), die Demokratische Republik Kongo (Kobalt), Indonesien (Nickel) und Südafrika (Platin, Iridium). Noch stärker konzentriert sei demnach die Verarbeitung. Auf China entfallen demnach mehr als 50 % des weltweiten veredelten Angebots an (natürlichem) Graphit, Dysprosium (einer seltenen Erde), Kobalt, Lithium und Mangan.
Zudem konzentriere sich ein Großteil der Produktion und des Handels auf wenige große Bergbauunternehmen. Die fünf größten Bergbauunternehmen kontrollieren laut Irena 61 % der Lithiumproduktion und 56 % der Kobaltproduktion. Externe Schocks, Ressourcennationalismus, Exportbeschränkungen, Mineralienkartelle, Instabilität und Marktmanipulation könnten daher das Risiko von Versorgungsengpässen erhöhen.
Der Bericht betont die Chance, das „Drehbuch“ die Lieferkette mineralischer Rohstoffe neu zu schreiben. So lasse sich eine Dynamik für integrativere, ethischere und nachhaltigere Wertschöpfungsketten aufbauen.
Reserven für Energiewende-Materialien sind weit verbreitet
Die tatsächlichen Reserven an kritischen Materialien seien weit verteilt. Schon die heutigen Produktionskapazitäten seien vor allem in Entwicklungsländern. Ihr Anteil an den Reserven sei sogar noch größer. Das ist zugleich Chance und Risiko. So verfügt Bolivien beispielsweise über 21 Millionen Tonnen Lithiumreserven, produziere aber weniger als 1 % des weltweiten Angebots. Schätzungsweise 54 % der Mineralien befinden sich auf oder in der Nähe des Landes indigener Völker, was die Notwendigkeit eines Engagements der Gemeinschaften unterstreicht. Eine unterstützende Politik könne es den Entwicklungsländern ermöglichen, neue Geschäftschancen zu realisieren. Sie könnte zudem den Prozess der Energiewende robuster gestalten.
Zugleich weist Irena auf grundsätzliche Unterschiede zur Abhängigkeit von fossilen Energien hin. „Das Risiko einer Unterbrechung der Versorgungskette hat weniger mit der Energiesicherheit zu tun als vielmehr mit der möglichen Verlangsamung der Energiewende, die es zu vermeiden gilt“, sagt der Generaldirektor von Irena, Francesco La Camera. „Die erhebliche Zunahme kritischer Materialien bietet der internationalen Gemeinschaft die Möglichkeit, die Lieferketten zu diversifizieren und nachhaltiger zu gestalten. Kein Land kann seinen Bedarf an Rohstoffen allein decken, daher müssen gemeinsame Strategien entwickelt und umgesetzt werden, von denen alle Beteiligten profitieren.“
Der Irena-Bericht kommt zu dem Schluss, dass eine gut gestaltete Energiewende die Mineralienindustrie verändern kann. Der Abbau von Rohstoffen könne zu vielen Problemen führen. Dazu gehören die Verletzung von Arbeits- und Menschenrechten, die Verschlechterung der Bodenqualität, die Erschöpfung und Verschmutzung der Wasserressourcen und die Luftverschmutzung. Für eine nachhaltige Entwicklung sei daher eine stärkere internationale Zusammenarbeit nötig, ein längerfristiges Herangehen der Unternehmen und die Durchsetzung von Standards.
Zum vollständigen Bericht von Irena geht es hier. Kurz vor der Irena hatte die Internationale Energieagentur ihren ersten Jahresbericht zum Thema kritische Mineralien vorgelegt, wie Solarserver berichtete.
12.7.2023 | Quelle: Irena | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH