Pläne für Wasserstoff-Kernnetz stehen

Eine Deutschland-Karte zeigt das aktuell geplante Wasserstoff-KernnetzGrafik: FNB
So soll das Wasserstoff-Kernnetz nach den Plänen der Fernnetzbetreiber aussehen.
Die Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) haben ihren aktuellen Planungsstand für das künftige überregionale Wasserstoff-Kernnetz an das BMWK und die Bundesnetzagentur übergeben.

Damit sei ein erster wichtiger Schritt für die Planung des Wasserstoffnetzes in Deutschland getan, heißt es in der Pressemitteilung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Ziel der Bundesregierung sei ein schneller und kosteneffizienter Aufbau der Wasserstoff-Netzinfrastruktur in Deutschland. Diese soll mit dem Wasserstoffmarkt bedarfsgerecht wachsen.

Die erste Stufe ist hierfür sei die Planung eines Wasserstoff-Kernnetzes, also der „Wasserstoffautobahnen“. Diese Pläne liegen nun vor. Sie seien zudem bereits mit der Bundesnetzagentur und dem BMWK abgestimmt.

Das Wasserstoff-Kernnetz soll zentrale Wasserstoff-Standorte verbinden, wie große Industriezentren, Speicher, Kraftwerke und Importkorridore. Es soll zunächst auf die Regionen begrenzt sein, die für Verbrauch und Erzeugung des Wasserstoffs in Deutschland besonders wichtig sind. Es soll bis 2032 in Betrieb gehen. Auf das Wasserstoff-Kernnetz, das in der Zuständigkeit der Fernleitungsnetzbetreiber liegt, soll später die weitere Wasserstoffinfrastruktur aufbauen. Die zweite Stufe sei bereits in Vorbereitung. Zu ihr soll die umfassende Planung für ein Wasserstoffnetz im Rahmen eines integrierten Netzentwicklungsplans (NEP) Erdgas und Wasserstoff für die Jahre 2025-2037 gehören. Danach soll der NEP alle zwei Jahre auf „rollierender Basis“ weiterentwickelt werden.

Stellungnahme-Verfahren läuft, gesetzliche Grundlage noch in Arbeit

Betreiber von Verteilnetzen, Wasserstoffnetzen und sonstigen Rohrleitungsinfrastrukturen können nun zu den Plänen für das Wasserstoff-Kernnetz Stellung nehmen. Zudem können sie weitere Wasserstoff-Infrastrukturen für das Kernnetz melden. Beides geht bis zum 28. Juli über die Internetseite von FNB Gas.

Die FNB soll dann die nachgemeldeten Infrastrukturen prüfen. wenn sie die gesetzlichen und technischen Voraussetzungen für die Integration in das Wasserstoff-Kernnetz erfüllen und zudem für die Transportanforderungen erforderlich sind, werden sie bei der finalen Modellierung berücksichtigt, heißt es vom BMWK. Im Herbst 2023 soll das so optimierte Kernnetz dann zur Prüfung an die Bundesnetzagentur übergeben werden.

Länder, Verbände und weitere Stakeholder sind ebenfalls aufgefordert, bis zum 28. Juli zur Notwendigkeit der bisher vorgelegten und weiteren Wasserstoffinfrastrukturen Stellung zu nehmen. Hierzu dient die E-Mail-Adresse wasserstoffkernnetz@bmwk.bund.de.

Parallel zu den technischen Plänen läuft das parlamentarische Verfahren zur Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes. Für das Wasserstoff-Kernnetz ist dabei besonders ein Absatz relevant, der als §28r im Kabinettsentwurf (EnWG-E) vom 24. Mai enthalten ist. Er soll die Voraussetzungen des H2-Kernnetzes sowie das entsprechende Antrags- und Genehmigungsverfahren bei der BNetzA festlegen. Läuft alles gut, soll die Novelle im Herbst 2023 über die Bühne gehen.

Wasserstoff-Kernnetz soll sich weitgehend selbst finanzieren

Ziel der Bundesregierung sei der privatwirtschaftliche Aufbaus des Wasserstoff-Kernnetzes, das durch Netzentgelte finanziert werden soll. Das Netzentgelt soll „nach aktueller Planung“ möglichst in ganz Deutschland gleich sein. In der Hochlaufphase soll es zudem gedeckelt sein, um einen raschen Markthochlauf zu unterstützen. Ein „marktgängiges Niveau“ soll es zudem durch eine langfristige Betrachtung erhalten. Ein Konzept sei in der Entwicklung. Ganz ohne Hilfe vom Staat wird es aber nicht gehen, auch wenn das BMWK diese verklausuliert mit einer „subsidiären Teilabsicherung“ durch den Bund beschreibt.  

Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) begrüßt den Fortschritt. „Das Wasserstoff-Kernnetz ist ein entscheidender Beitrag, um das ‚Henne-Ei-Problem‘ zwischen Investitionen in Wasserstoffanwendungen bei Kraftwerken und Industrie und der erforderlichen Netzinfrastruktur zu lösen.“ Andreae verweist zugleich auf die zentrale Rolle der Verteilnetzbetreiber in den nächsten Schritten. Diese würden über „unverzichtbare regionale Netzkompetenz“ verfügen. Sie betont zudem die Rolle wasserstofffähiger Kraftwerke und KWK-Anlagen für die künftige Strom- und Wärmeversorgung. Weil diese soch wichtig seien, sei es auch richtig, dass „zumindest KWK-Kraftwerke mit mehr als 100 MW bereits jetzt Eingang in die Planung und Dimensionierung des Kernnetzes gefunden haben.“

Ein Teil des künftigen Wasserstoff-Netzes wird voraussichtlich durch die Umrüstung von Erdgas-Leitungen geschaffen werden. Der erste Umbau einer realen Erdgas-Leitung auf Wasserstoff ist Ende Juni angelaufen, wie Solarserver berichtete.

12.7.2023 | Quelle: BMWK, BDEW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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