50Hertz: Mit erhöhter Trafo-Auslastung weniger Ökostrom abregeln

Windenergieanlagen neben Stromleitungen und Strommast.Foto: lupolucis / stock.adobe.com
Je mehr Windenergie in die Stromnetze eingespeist werden kann, desto besser für die Energiewende und die Ökonomie.
50Hertz hat in einem Pilotprojekt gezeigt, wie die Verteilnetze mehr Ökostrom aufnehmen können. Dafür hat der Netzbetreiber die Auslastung der Transformatoren erhöht. So konnten an dem Umspannwerk Pasewalk 2 GWh Ökostrom mehr eingespeist werden.

Stromnetzbetreiber 50Hertz hat in einem Pilotprojekt getestet, wie Verteilnetze durch erhöhte Auslastung von Transformatoren (Trafos) mehr Ökostrom ins Übertragungsnetz leiten können. Dadurch lässt sich die Abregelung (Redispatch) von Wind- und Solarkraftwerken reduzieren.

Wie 50Hertz mitteilte, sind Verteilnetze über Trafos mit dem Übertragungsnetz verbunden. Als Schnittstellen wandeln sie dafür die Spannung von 380 kV bzw. 220 kV auf 110 kV um – und umgekehrt. Zum sicheren Betrieb des Übertragungsnetzes findet unter anderem das sogenannte (n-1)-Kriterium Anwendung. Dabei werden auch Trafos wegen des möglichen Falls eines Störereignisses im Normalbetrieb nicht voll ausgelastet. Bei der sog. „kurativen Systemführung“ wird durch eine neue Fahrweise diese Auslastung erhöht und so mehr Strom aus dem Verteilnetz ins Übertragungsnetz eingespeist. 

Auslastung von 75 statt 70 Prozent

Im Umspannwerk Pasewalk erprobt 50Hertz seit Ende des vergangenen Jahres die neue Trafofahrweise. Die Idee dahinter: Durch das Ausnutzen der thermischen Trägheit der Trafos im Umspannwerk Pasewalk lassen sich diese statt wie bislang mit 70 Prozent zu 75 Prozent auslasten. Dadurch können die Verteilnetze mehr Strom aus Erneuerbaren Energien ins Übertragungsnetz leiten und so in die süddeutschen Lastzentren abtransportieren. Der erforderlich Redispatch verringert sich überproportional. 

Im seltenen Fall eines Trafoausfalls steigt die Auslastung der verbleibenden Trafos an und kann so für kurze Zeit sogar über deren Belastungsgrenze liegen. Als Gegenmaßnahme wird die Einspeisung aus dem Verteilnetz so reduziert, dass die Trafos sich nach kurzer Zeit wieder unter ihrer Belastungsgrenze befinden. Technisch ist dieser Vorgang unproblematisch, da der Grenzwert für die Betriebstemperatur des Trafos in dem kurzen Zeitraum nicht überschritten wird. 

2 GWh mehr Ökostrom eingespeist

Eine erste Auswertung des Pilotprojektes zeigt, dass durch die neue Fahrweise im Umspannwerk Pasewalk im ersten Halbjahr 2023 erheblich mehr Strom aus dem Verteilnetz ins Höchstspannungsnetz transportiert werden konnte. Dadurch ließen sich die Abriegelungen von Erneuerbarer Energie um 2 Gigawattstunden GWh vermeiden. Das entsprach Redispatchkosten von ca. 176.000 Euro. 

Das Jahr 2023 war bislang verglichen mit 2022 ein windarmes Jahr. Durch den weiteren Zubau von Erneuerbare-Energien-Anlagen und absehbar windstärkere Zeiten ist künftig eine noch größere Ersparnis an Redispatchkosten zu erwarten. 

„Die effiziente Integration der Erneuerbaren Energien in unsere Stromversorgung erfordert für den sicheren Betrieb des Stromnetzes ein Set an verschiedenen Strategien. Dazu gehören ein umfassender Übertragungsnetzausbau genauso wie innovative Konzepte in der Systemführung zur effizienten Netzauslastung. Mit der kurativen Trafofahrweise haben wir ein solches Konzept erfolgreich erprobt. Das sorgt für mehr Erneuerbare Energie im Strommix und spart Geld“, unterstreicht Dr. Dirk Biermann, Geschäftsführer Märkte und Systembetrieb bei 50Hertz.

Aufgrund der sehr guten Erfahrungen mit der kurativen Trafofahrweise im UW Pasewalk will 50Hertz das Konzept nun auf weitere Umspannwerke übertragen. Dabei kommen vor allem Netzverknüpfungspunkte zu den Verteilnetzen in Frage, in denen besonders viel Erneuerbare Energie zur Einspeisung ansteht. 

4.8.2023 | Quelle: 50Hertz | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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