BEE begrüßt Bericht der Plattform klimaneutrales Stromsystem

Graue Wand mit Symbolen für Windenergie, Sonne, Bioenergie und eine Steckdose mit einem grünen Stecker - Symbolbild für klimaneutrales StromsystemGrafik: Dominik Neudecker / stock.adobe.com
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat Anfang August den ersten Bericht der “Plattform Klimaneutrales Stromsystem” veröffentlicht. Der Bundesverband Erneuerbare Energien begrüßt den Fortschritt.

Die Beratungen der Plattform Klimaneutrales Stromsystem am BMWK waren im Februar dieses Jahres angelaufen, wie der Solarserver berichtete. Die Plattform war bereits 2021 im Koalitionsvertrag vorgesehen. Sie soll ein neues Marktdesign für ein Stromsystem auf Basis erneuerbarer Energien schaffen. Die steuerbaren Stromerzeuger Bioenergie, Wasserkraft, Geothermie und „grüne“ KWK sollen dabei das Back-up für die fluktuierenden Energiequellen Wind und Sonne sein. Auch Speicher und die Kopplung der Sektoren müssen einbezogen werden. Dass das heutige Strommarktsystem das nicht abbilden kann, hatten unter anderem BEE und mehrere Fraunhofer Institute 2021 in einer Studie dargelegt.

Konkrete Diskussion über Strommarkt-Design steht noch aus

Laut dem Bericht hat die Plattform mittlerweile eine Beschreibung für ein künftiges, klimaneutrales Stromsystems erarbeitet. Das dazu passende Strommarktdesign ist allerdings noch zu entwickeln. Für die möglichen Maßnahmen und Instrumente hat die PKNS Bewertungskriterien definiert. Die eigentliche Diskussion über diese Maßnahmen soll jedoch erst im zweiten Halbjahr stattfinden. Als konkrete Unterthemen einzelner Arbeitsgruppen nennt der Bericht die sichere Finanzierung (AG EE), dezentrale Flexibilität (AG Flex) sowie lokale Signale im Übertragungsnetz (AG Lokale Signale).

Der BEE sieht den Bericht als gute Grundlage für eine Strommarkt-Reform. Der Bericht der Plattform Klimaneutrales Stromsystem zeige die gute und intensive Arbeit, die die Mitglieder der Plattform in den letzten Monaten geleitetet hätten, so der BEE. Zu diesen Mitgliedern gehören auch der BEE selbst sowie einige seiner Fachverbände „Das hohe Arbeitstempo muss auch in Zukunft erhalten bleiben, denn der Strommarkt ist dringend reformbedürftig“, sagt Peter.

BEE: Klimaneutrales Stromsystem braucht Flexibilitätsstrategie statt Kraftwerksstrategie

Der BEE drängt darauf, die Strommarkt-Reform gleich mit einer Flexibilitätsstrategie zu verbinden. Ansonsten drohe ein „fossiler Lock-in“, bei dem man dauerhaft auf Erdgas oder blauen Wasserstoff angewiesen sei. „Volkswirtschaftlich ist ein dezentrales Erneuerbares System am günstigsten, deshalb plädieren wir für eine Flexibilitäts- statt einer Kraftwerksstrategie”, erklärt Peter. Diese soll dezentrale Erneuerbare ebenso einbeziehen wie Flexibilität auf der Nachfrageseite. In den weiteren Beratungen dürfe es keine Scheuklappen geben, insbesondere wenn es um steuerbare Lasten und Flexibilitätsoptionen gehe.

„Eine ergebnisoffene Analyse aller verfügbaren Optionen ist unverzichtbar, denn die fossile Versorgungs- und Kostenkrise in Folge des Ukraine-Krieges hat gezeigt, dass wir unsere heimischen Quellen stärker nutzen und die Produktion der Technologien so weit es geht nach Europa zurückholen sollten. Auch der ökologische Fußabdruck der heimischen Quellen – von Bioenergie bis Wasserkraft – hält dem Vergleich mit den fossilen Quellen über ihre Lieferketten stand”, ist sich Peter sicher.

Dass die erneuerbaren Energien grundsätzlich in der Lage sind, die nötigen Strommengen zu liefern, leitet der Verband aus den Zahlen des ersten Halbjahres 2023 ab. Diese zeigten, dass erneuerbare Energien die Lücke der Atomkraftwerke schließen und schnell weiter wachsen würden.

Künftige Förderung soll auf Mengen statt auf Zeit basieren

Die dezentrale Produktion aus Wind und Sonne benötige zudem ein dezentrales Back-up, um optimiert zu arbeiten. Hier entstehe durch den Hochlauf von Sektorkopplungstechnologien – von Elektrolyseuren bis Power-to-Heat – auch neue Wertschöpfung. „Wir wollen die heimischen Erneuerbaren regional nutzen statt abregeln, deshalb braucht es keinen Neubau von erdgasbetriebenen ‘irgendwann-Wasserstoff-ready-Kraftwerken’“, so Peter. Hierfür schlägt der BEE eine neue Fördersystematik vor, die von einer Zeit- auf eine Mengenförderung übergeht. Dabei soll es keinen Automatismus zur Umstellung auf Differenzverträge (Contracts for Difference, CfD) geben. „Das hat zuletzt die Einigung des EU-Energieausschusses gezeigt, der sich mit großer Mehrheit gegen eine verpflichtende Einführung von CfD in den Mitgliedsstaaten ausgesprochen hat. Maßstab muss das bleiben, was gut für den Ausbau der Erneuerbaren Energien vor Ort ist. In der zentralen Phase der Energiewende darf es keine neuen Verunsicherungen am Markt geben”, bilanziert Peter.

Die Dokumente der Plattform Klimaneutrales Stromsystem, darunter auch der aktuelle Bericht, sind hier zu finden.

09.08.2023 | Quelle: BEE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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