Pilotanlage für Stahl aus grünem Wasserstoff am Start

Eien Pilotanlage zur Produktion von Stahl mit Wasserstoff.Foto: Hylron/Georg Schreiber
Die Hylron-Anlage zur Produktion von Stahl aus Eisenerz und Wasserstoff.
Mit einer Piloanlage will das Konsortium Hylron in Lingen zeigen, wie sich Stahl aus Eisenerz mit grünem Wasserstoff produzieren lässt. Der Wasserstoff stammt künftig aus einer Elektrolyse-Anlage, die bilanziell Windstrom einsetzt.

Im niedersächsischen Lingen hat eine Pilotanlage eröffnet, die Stahl aus grünem Wasserstoff per Direktreduktion erzeugt. Das teilte der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) NRW mit. Verantwortlich dafür ist ein Konsortium, das sich Hylron nennt. Dahinter verbirgt sich ein Zusammenschluss von Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Namibia. Dazu zählen die TS Elino GmbH, die CO2GRAB GmbH und die LSF Energy. Es sei die bisher größte Direktreduktionsanlage in einem Drehrohrofen. Darin lasse sich das Eisenerz mithilfe von Wasserstoff statt wie bislang üblich mit Kohle oder Erdgas reduzieren. Standort ist das Gaskraftwerk Lingen von RWE. Dort soll künftig auch die Erzeugung des grünen Wasserstoffs stattfinden. Und zwar in einer 14-Megawatt-Pilot-Elektrolyse von RWE, die voraussichtlich Ende 2023 direkt neben der Direktreduktionsanlage ihren Betrieb aufnehmen wird. Der Strom soll dann bilanziell aus Windenergie stammen. Bis dahin wird der eingesetzte Waserstoff noch grau sein.

Das Konsortium habe dafür eigens einen gasdichten Drehrohrofens entwickelt. Darin reagiert Wasserstoff vollständig mit dem im Eisenerz vorhandenen Sauerstoff und wandelt es in elementares Eisen um. Anstatt Kohlenstoffdioxid entsteht bei dieser Technologie lediglich Wasserdampf, der sich wieder zur Wasserstoffherstellung eigne. Dieser Wasserkreislauf stellt einen weiteren entscheidenden Vorteil auf dem Weg zur nachhaltigen Produktion von Eisen dar.

Auch Stahlkonzern Arcelor Mittal hat Pläne, die Stahlproduktion am Standort Hamburg in Teilen von Erdgas auf grünen Wasserstoff umzustellen.

„Die Inbetriebnahme der Pilotproduktion ist für uns ein wesentlicher Meilenstein, um das Produkt „grünes Eisen“ zur Marktreife zu führen und die deutsche Technologie weltweit zu etablieren“, sagte Steffen Lackmann, Gesellschafter des „HyIron“-Verbundes und Vorstandsmitglied im LEE NRW. „In Namibia bauen wir mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) derzeit eine Produktion im industriellen Maßstab auf. Langfristig wollen wir dort bis zu zwei Millionen Tonnen Eisen jährlich für die deutsche Stahlindustrie produzieren. Wir hoffen damit auch, einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des Stahl- und Wirtschaftsstandortes NRW leisten zu können“, ergänzte Lackmann.

Steffen Lackmann sieht in der Pilotanlage in Lingen einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einem klimaneutralen Nordrhein-Westfalen: „Die Stahlproduktion gehört unbestritten zu den energie- und emissionsintensivsten Industrieprozessen weltweit. Die Direktreduktion mit Wasserstoff sehen wir daher als große Chance, um die heimische Stahlerzeugung klimaneutral zu gestalten – wir verbinden so effektiven Klimaschutz und die Sicherung zukunftsfester Arbeitsplätze.“

14.8.2023 | Quelle: LEE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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