8 Mio. Dollar Finanzspritze für Solarthermie-Hersteller Glasspoint

Demonstrationsanlage der neuen Generation mit Folientunnel über den Parabolrinnenkollektoren.Foto: Glasspoint
Demonstrationsanlage der neuen Generation von Glasspoint-Solarthermieanlagen mit Folientunnel über den Parabolrinnenkollektoren.
Glasspoint, der us-amerikanische Hersteller konzentrierender Solarthermie-Systeme, hat seine Serie-A-Finanzierungsrunde mit 8 Millionen US-Dollar abgeschlossen. Das Unternehmen will das Geld nutzen, um die Projektentwicklungsaktivitäten im Bereich der solaren Industriedampfanlagen zu steigern. Laut einer Pressemitteilung ist der Hauptinvestor dieser Finanzierungsrunde 300PPM, eine neu gegründete Zero-Carbon-Venture-Firma mit Sitz in Berlin.

CEO Rod MacGregor hatte Glasspoint nach der Insolvenz im Jahr 2020 im Juni 2022 neu gegründet. Zusammen mit dem Neustart gab das Unternehmen die Absichtserklärung zur Entwicklung einer bislang beispiellosen 1,5-Gigawatt-Solardampfanlage für Ma’aden, eines der führenden Bergbauunternehmen in Saudi-Arabien, bekannt.

Vor der Insolvenz galt Glasspoint als Marktführer bei solaren Prozesswärmesystemen, nachdem das Unternehmen eine 360-MW-Solardampf-Erzeugungsanlage mit Parabolrinnen in Gewächshäusern für das staatliche Unternehmen Petroleum Development Oman gebaut hatte. Markenzeichen ist damals wie heute die Überdachung der Parabolrinnenkollektoren mit einer transparenten Glas- oder Folienstruktur, die an Gewächshäuser erinnert.

MacGregor startet dieses Mal mit einer schlanken Belegschaft von rund 20 Mitarbeitern und verfolgt nach eigener Aussage ein neues Geschäftsmodell, das sich auf Wärmeversorgungsdienstleistungen konzentriert.

Der Investor 300PPM aus Berlin sieht im Bereich der industriellen Prozesswärme ein Marktpotenzial von 444 Milliarden US-Dollar. „Mit einer soliden Kundenpipeline und einem beeindruckenden Führungsteam ist Glasspoint gut positioniert, um die wesentlichen Dekarbonisierungsbemühungen in allen Branchen anzuführen“, sagte Howar Talabany, eine der Gründungspartnerinnen von 300PPM. Sie ist Mitglied des Verwaltungsrats von Glasspoint.

Wie kam der Kontakt zu 300PPM zustande?

Henri de Bokay, Vorsitzender von 300PPM und Spezialist für Immobilieninvestitionen, gehörte zu den ersten Aktionären beim Neustart von Glasspoint im Jahr 2022. In diesem Jahr gründete er dann 300PPM und übernahm eine größere Beteiligung an dem Unternehmen.

Was Glasspoint von seiner früheren Form unterscheidet, ist die nunmehr schlankere Unternehmensstruktur. Die Vorgängerfirma hatte mehr als 300 Mitarbeiter:innen – hauptsächlich in Kalifornien. Hingegen beschäftigt die neue Glasspoint jetzt weniger als 20 Leute auf verschiedenen Kontinenten. Es gibt ein Betriebs- und Technologiezentrum in Hampshire (Großbritannien), ein Technologiezentrum in Stuttgart sowie ein Team in New York (USA). Das New Yorker Büro versucht, die vielen Fragen im Zusammenhang mit Anträgen im Rahmen des US-Förderprogramms Inflation Reduction Act zu klären.

MacGregor sagte in einem Interview mit dem Branchendienst Solarthermalworld, er wolle nicht wieder mehrere hundert Mitarbeiter haben, die große Solardampfkraftwerke an weit entfernten Orten wie der Wüste im Oman entwerfen, planen und bauen. Er sagt: „Wir werden die Konstrukteure hinter dem System und die Spezialisten für unsere einzigartige Technologie sein. Aber für die Projektumsetzung werden wir EPC-Lieferanten einschalten, die die Solardampfanlagen nach unseren Vorgaben bauen, zum Beispiel Abengoa, Bechtel, TSK oder SEPCOIII.“

Die deutlich reduzierte Mitarbeiterzahl mache das Unternehmen widerstandsfähiger, wenn ein Projekt verschoben wird – eine Lehre, die MacGregor aus der Insolvenz gezogen hat.

Neue Generation der Gehäusestruktur

Neu ist auch die nächste Generation der transparenten Überdachung, mit der Glasspoint jetzt an den Start geht. Die Hülle unterscheidet das Glasspoint-Konzept von den meisten Wettbewerbern im Bereich konzentrierender Solartechnologien. Sie soll Staub und Sand von den Parabolrinnenkollektoren fernhalten und die Wartungskosten senken. Sie besteht jetzt nicht mehr aus einer Art Gewächshaus aus Glas, sondern aus einem gewörbten Foliendach mit Bügeln. Glasspoint plant, die Folie selbst herzustellen.

Die neue Abdeckung hat laut MacGregor eine Reihe von Vorteilen. Vor allem verbessere sie das Preis-Leistungs-Verhältnis um ein Drittel im Vergleich zur gläsernen Vorgängertechnologie. Damit verbunden sei natürlich auch eine Verringerung des CO2-Fußabdrucks der Anlage, denn Glas sei in der Herstellung sehr energieintensiv. Und der dritte Vorteil betrifft die Dichtigkeit. Die äußere Hülle bestehe nun aus viel weniger Teilen. Die Gefahr von Undichtigkeiten sei daher nicht so groß.

24.8.2023 | Autorin: Bärbel Epp
© Solarthemen Media GmbH

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