BDEW: reichlich Ladesäulen, zu wenige E-Autos

Zwei Ladepunkte an einer Ladesäule, im Hintergrund eine weitere Ladesäule mit einem E-AutoFoto: Wellnhofer Designs /stock.adobe.com
Ladepunkte für E-Autos (Archivbild)
Lademöglichkeiten für Elektro-Fahrzeuge gibt es laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft mehr als genug. Es fehlt allerdings an den Autos.

Die zweite Ausgabe des BDEW-Elektromobilitätsmonitors zeigt die aktuellen Entwicklungen im Elektromobilitätsmarkt im ersten Halbjahr 2023. In diese Ausgabe wurden erstmalig auch Daten aus dem neu entwickelten BDEW-Ladesäulentracker aufgenommen, die Aufschluss darüber geben, wie oft die Ladesäulen wirklich von E-Autos belegt sind.

Demnach haben die Neuzulassungen der batterieelektrischen Fahrzeuge im ersten Halbjahr 2023 mit 220.000 neuen E-Pkw einen neuen Höchstwert erreicht. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sei das ein Plus von 30 Prozent.

Gleichzeitig sei das öffentliche Ladeangebot ausgebaut worden. Zum 1. Juli stünden 100.838 öffentliche Ladepunkte mit insgesamt 4,5 GW installierter Ladeleistung zur Verfügung. Zur Orientierung: Die EU gibt 1,3 kW installierte Ladeleistung pro batterieelektrisches Fahrzeug und 0,8 kW pro Plug-In Hybrid vor. Für die aktuell auf Deutschlands Straßen fahrenden E-Pkw ergibt dies einen Bedarf von 2,23 GW. Über die räumliche Verteilung des Ladeangebots steht in der Pressemitteilung des BDEW nichts.

Schon im März hatte ein Bericht des BDEW gezeigt, dass die Leistung Ladesäulen schneller wuchs als die Zahl der E-Autos, wie der Solarserver berichtete.

„Ziel von einer Million Ladesäulen überholt“

Das komfortable Verhältnis von verfügbarer Ladeleistung und geringer E-Auto-Zahl spiegelt sich laut BDEW in vergleichsweise geringen Belegung der Stationen. Diese wurde nun erstmalig mit dem BDEW-Ladesäulentracker erhoben. Je nach Landkreis sind die Ladepunkte während 3 und 25 Prozent der Zeit belegt. Im Durchschnitt waren die öffentlichen Ladepunkte zu 11,6 Prozent der Zeit belegt. Selbst tagsüber – zwischen 9 und 20 Uhr – lag die durchschnittliche Belegung nie über 20 Prozent.

„Die gute Nachricht ist: Wir haben ein Überangebot an Lademöglichkeiten“ bilanziert Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „In der Regel sind rund 80 Prozent der Ladepunkte trotz der erfreulich vielen Neuzulassungen frei verfügbar.“ Sie sieht darin auch den Beweis, dass das ursprüngliche Ziel von 1 Million Ladepunkte technisch veraltet sei. Es habe den technologischen Sprung bei der Ladeleistung nicht einrechnet. Seit 2019 habe sich die Ladeleistung bei Fahrzeugen und Ladesäulen verdreifacht. So können deutlich mehr Fahrzeuge je Ladesäule versorgt werden.

Trotz der aktuell noch niedrigen Belegung würden die Unternehmen das Ladeangebot stetig weiter ausbauen. „Aus unserer Sicht gibt es jetzt keine Ausreden mehr, warum die Elektromobilität nicht in dem Maße wachsen sollte, wie sie es zur Erreichung der Klimaziele notwendig wäre und industriepolitisch geboten ist“, so Andreae.

Sie fordert von der Politik eine 15-Millionen-E-Auto-Strategie. Diese müsse explizit auf die Fahrzeuge gerichtet sein. Laut einer BDEW-Umfrage liegen die Hürden für die Nutzer:innen vor allem beim hohen Fahrzeugpreis und den langen Lieferzeiten.

29.8.2023 | Quelle: BDEW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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