PV-Speicher: Forschungsprojekt zu Batteriespeicher-Sharing geht in Feldversuch

Im Bild zwei Bewohner:innen, die am Photovoltaik Batteriespeicher-Sharing Projekt in Bielefeld teilnehmen.Foto: Simon Thon
Über ein Webportal können die Bewohner:innen ihren Solar- und Speicheranteil optimieren.
Mieter:innen in Mehrfamilienhäusern in Bielefeld nutzen gemeinsam eine Photovoltaik-Anlage mit einem Batteriespeicher. Die Bewohner:innen können Stromkosten einsparen, wenn sie bevorzugt dann Strom verbrauchen, wenn er direkt vom Dach kommt.

Das Forschungsprojekt MELANI untersucht, wie Haushalte in Mehrparteienhäusern die Photovoltaik-Anlage mit einem gemeinsamen Batteriespeicher möglichst effizient nutzen und Speicherkapazitäten untereinander handeln können. In einem Quartier in Bielefeld startet nun die Feldphase. Die Naturstrom AG koordiniert das Batteriespeicher-Sharing-Projekt, weitere Partner sind SMA, ein Spezialist für Photovoltaik-Systemtechnik, die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) und das Elenia Institut für Hochspannungstechnik und Energiesysteme der TU Braunschweig.

Auf vier Mehrfamilienhäusern in der Bielefelder Holbeinstraße hat man Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 94 Kilowatt errichtet und zwei Batteriespeicher mit einer Kapazität von je 67 Kilowattstunden verbaut. Je zwei Häuser nutzen gemeinsam einen Batteriespeicher. Die Neubauten nach KfW40+-Standard verfügen über insgesamt 48 Wohneinheiten und werden derzeit von den ersten Mieter:innen bezogen.

Webportal ermöglicht gezielte Solarstromnutzung und Handel

Zwei der Gebäude sind „MELANI-Häuser“, in denen die Bewohner:innen über ein Webportal jederzeit einsehen können, ob sie gerade direkt aus der Photovoltaik-Anlage, dem Batteriespeicher oder dem öffentlichen Stromnetz Strom beziehen. Die drei verschiedenen Stromlieferungen haben unterschiedliche Preise. So können die Bewohner:innen bevorzugt dann Strom verbrauchen, wenn er günstig und umweltfreundlich „direkt vom Dach“ kommt. Zusätzlich ermöglicht das Webportal den Bewohner:innen, den eigenen Anteil an der Photovoltaik-Anlage sowie am Batteriespeicher gegen eine Leihgebühr zeitweise an Mitbewohner:innen abzutreten. „Die am Forschungsprojekt teilnehmenden Haushalte können durch die aktive Nutzung der Photovoltaik-Anlage und des Speichers ihren individuellen Solaranteil an dem von uns gelieferten Mieterstromtarif erhöhen und somit ihre Stromkosten senken“, sagt Naturstrom-Vorständin Kirsten Nölke.

Die beiden anderen Gebäude sind als Vergleichsgebäude weitgehend technisch identisch mit den „MELANI-Häusern“, die Bewohner:innen erhalten jedoch einen einheitlichen Tarif und können nur durch Stromeinsparungen ihre Kosten senken. Die Photovoltaik-Anlage und der Speicher werden zentral gesteuert. Das Forschungsprojekt ermöglicht somit Aussagen darüber, wie die Möglichkeit zur aktiven Nutzung von Photovoltaik-Anlage und Speicher von den Bewohner:innen der „MELANI-Häuser“ angenommen wird.

„Die Energiewende braucht mehr digitale Lösungen“, sagt Nölke. „Denn mit wachsendem Erneuerbaren-Anteil im Stromsystem wird es immer wichtiger, Flexibilitäten zu nutzen – auch im Kleinen. Der Geschosswohnungsbau ist in dieser Hinsicht noch ein weißer Fleck auf der Landkarte.“

Forschungskooperation zum Batteriespeicher-Sharing

MELANI steht für „Mehrfach genutzte Energiespeicher im MehrfamiLienhAus Nachhaltig Integrieren“. Das Forschungsvorhaben wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. In den vorangegangenen Projektphasen haben die Konsortialpartner seit 2021 Konzepte, Verfahren und Geschäftsmodelle für das Batteriespeicher-Sharing entwickelt. Hierbei standen die Herausforderungen der Energiedatenerfassung im Fokus: So muss jederzeit exakt bestimmt und abgerechnet werden können, welche Strommenge durch welche Wohnpartei aus der Photovoltaik-Anlage, dem Speicher oder aus dem öffentlichen Netz bezogen wurde. Diese Daten müssen zudem anderen Marktteilnehmern wie dem Verteilnetzbetreiber oder anderen Energieversorgern automatisiert zur Verfügung stehen.

Für die nun anlaufende Feldphase ist ein Jahr vorgesehen. Danach wollen die Forscher:innen die Konzepte unter Berücksichtigung der Ergebnisse anpassen. Am Ende des Projektzeitraums sollen dann die Rahmenbedingungen für marktreife Geschäftsmodelle stehen, die für alle potenziellen Nutzer:innen – von Mietenden, über Energieversorger, bis hin zu Immobilienentwicklern – praktikabel sind.

30.8.2023 | Quelle: Naturstrom | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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