Photovoltaik-Ausbau spart Netzgebühren in Hamburg

Photovoltaikmodule in Form von Blütenblättern zu einem Kranz angeordnet.Foto: Oliver Ristau
Mit der Solarblume testet Stromnetz Hamburg den Einfluß dezentraler Erzeugung auf den notwendigen Leitungsausbau.
Hamburg plant mit einer Novelle des Klimaschutzgesetzes einen stärkeren Ausbau der Photovoltaik. Die PV würde so auch etwas weniger Netzausbau bewirken.

Mit dem Ausbau der Photovoltaik wird sich die Notwendigkeit zum Ausbau der Verteilnetze in Hamburg verringern. Das sagte Bastian Pfarrherr, Fachbereichsleiter Innovationsmanagement bei der Stromnetz Hamburg, gegenüber den Solarthemen. Damit spart die wachsende Solarstromerzeugung in der Hansestadt perspektivisch auch Netzgebühren ein. Allerdings ist der Effekt relativ gering. Pfarrherr bezifferte die Einsparung im Vergleich zu einem Szenario ohne Photovoltaik auf einen „knapp zweistelligen“ Prozentsatz. Insofern werde die PV auch den zu erwartenden Anstieg der Netzentgelte nur abbremsen, nicht stoppen können. Das Unternehmen investiere aktuell 300 Millionen Euro in den Netzausbau. Diese Summe werde bis 2030 auf 600 Millionen Euro ansteigen.

Der Hamburger Senat hatte am Dienstag (29. August 2023) eine Novellierung des Klimaschutzgesetzes beschlossen. Dabei hat er auch die Ziele für die Photovoltaik angehoben. So sollen Bestandsgebäude bereits ab 2024 verpflichtet werden, bei einer Dachsanierung eine PV-Anlage zu errichten. Außerdem werden bauordnungsrechtliche Abstandsregelungen für das Errichten von Wärmepumpen und Photovoltaik-Anlagen gelockert.

Solargründachpflicht und PV-Parkplätze sollen kommen

Ferner greift ab 2027 bei Neubauten und Bestandsgebäuden eine Pflicht zur Errichtung eines Solargründaches. Bis Ende 2026 fördert die Freie und Hansestadt Hamburg die Errichtung von Solargründächern mit 3,5 Mio. Euro in der „Hamburger Gründachförderung“.

Außerdem sollen mehr Solarparkplätze in Hamburg kommen. Für den Fall der Neuerrichtung oder Erweiterung größerer Stellplatzanlagen für Fahrzeuge soll eine Pflicht zur Installation von Photovoltaik-Anlagen oberhalb der Stellplätze eingeführt werden, wenn mehr als 35 Stellplätze neu entstehen.

So will Hamburg das Solarpotenzial schneller heben, das sich laut einer Studie bei 6.400 Gigawattstunden (GWh) bewegen soll. Die Solarthemen hatten die Studie kritisch beleuchtet.

Der PV-Ausbau auf Hamburgs Dächern sorgt derweil bereits dafür, dass der Verteilnetzbetreiber SNH in Quartieren mit besonders hohen Zuwachsraten die Niederspannungsnetze verstärkt. Das werde künftig auch dort gelten, wo SNH besonders viel Balkonkraftwerke erwartet, sagte SNH-Geschäftsführer-Sprecher Andreas Cerbe. „Wir würden es zudem begrüßen, wenn die Eigentümer uns neue Balkonkraftwerke melden müssten“, so Cerbe. „Dann könnten wir unsere Netzausbaumaßnahmen besser darauf ausrichten.“ In Hamburg seien aktuell rund 2.000 Mini-PV-Anlagen installiert.

Der Hamburger Verteilnetzbetreiber rechnet ferner damit, dass der Strombedarf in der Hansestadt von derzeit bis zu 1,7 Gigawatt (GW) auf 3 GW in der Zukunft steigen wird. „Die Leistungserwartung ist zentral für die Dimensionierung des Netzes“, sagte Cerbe. Gründe für die Zunahme seien der Bedarf der Elektromobilität, der Wärmepumpen und der Unternehmen, die industrielle Prozesse zunehmend elektrisch führten. „Dafür muss das Netz fit sein“, so der SNH-Chef.

31.8.2023 | Autor: Oliver Ristau
© Solarthemen Media GmbH

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